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Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Titel: Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)
Autoren: Jost Kaiser
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sich verschaukelt fühlen.«
    Doch Schmidt trägt auch einen kleinen Sieg davon: Der Uniformstoff wird dünner. Und deshalb die Unterhosen dicker, damit die Landser im Winter nicht frieren.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … das beste Flugzeug seit Christi Geburt seinem Nachfolger hinterließ
    1969. Helmut Schmidt ist Verteidigungsminister und darf sich, sturmerprobt, wie er ist, mit dem Tornado beschäftigen. Das Kampfflugzeug ist der Nachfolger des Starfighters F-104G. Den Starfighter hat noch Strau ß besorgt. Aber wie der unstete Bayer, so stürzt auch die Lockhead F-104G ständig ab. Die raketenartige Maschine geht als »Witwenmacher« in die Geschichte ein, weil von 916 Maschinen 292 zu Boden gingen. Schmidt, gerade im Amt, übernimmt die Sache.
    Der neue Supervogel, in NATO-Diktion Multi-Role Combat Aircraft genannt, soll Schwenkflügel bekommen und ein automatisches Steuerungssystem, um im Tiefflug weit im Osten Atombomben abzuwerfen.
    Schmidt ist so beeindruckt von dem Fluggerät, dass ihm, der ja nicht zum Pathos neigt, nur biblische Vergleiche angemessen erscheinen. Der Tornado sei »das größte technologische Projekt seit Christi Geburt«. Also größer als der Kölner Dom, die Mondlandung und sogar größer als das Computersystem, das Horst Ehmke im Kanzleramt einrichten lässt.
    1981. Der Stückpreis des Tornados ist inzwischen von 35 Millionen auf 67 Millionen Mark gestiegen. Verteidigungsminister Hans Apel, Nachfolger von Schmidt und Schorsch Leber, muss sich als inzwischen dritter Minister mit dem Tornado rumschlagen.
    Schmidt ist auch nicht mehr so begeistert von dem Tiefflugbomber. Dafür aber inzwischen Kanzler. Und als guter Chef hat er einen Tipp für seinen Minister in Sachen Tornado: »Hans, ich rate dir dringend, ökonomischen Sachverstand ins Haus zu holen.«

Als Helmut Schmidt einmal …
    … den Parteitag schwänzte, um mit seinen Bewachern Erbsensuppe zu löffeln
    November 1977. Im Hamburger Kongresszentrum CCH tagt die SPD unter dem Motto: »Sozialdemokraten – Verantwortung für unseren Staat«. Nach der Rede von Willy Brandt am ersten Tag des Konvents zieht sich Schmidt in sein Tagungsbüro zurück, um – statt den Redebeiträgen der Genossen zuzuhören – an seinem Vortrag zu arbeiten. Doch Schmidts Arbeit wird gestört. Seine drei Sicherheitsbeamten löffeln Erbsensuppe, neben Labskaus das Lieblingsgericht des Kanzlers.
    Schmidt schickt die Beamten in die Polizeikantine, um eine Kanzlerportion zu besorgen. Er kennt das schon. Suppe gab es auch immer, als er noch als Verteidigungsminister die deutsche Truppe besuchte, die sich seit dem Zweiten Weltkrieg freundschaftlicherweise vom Bedienen echter auf die Handhabung von Gulschkanonen verlegte.
    Das Kleine-Leute-Gericht ist für Schmidt mit das Positivste am Parteitag. Den Rest des Konvents wird der Kanzler vom Hamburger Bürgermeister Hans-Ulrich Klose und dem notorischen Rollkragenträger Erhard Eppler genervt, die Schmidts Atompolitik kritisieren, anstatt den Helden von Mogadischu zu feiern.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … 86 Bruttoregistertonnen nach Polen segelte
    Wenn Regierungschefs der Ostsee-Anrainerstaaten im Sommer 1979 am Horizont einen Zwei-Mast-Lotsenschoner am Horizont entdecken, dann bedeutet das nur eins: Achtung, Schmidt kommt. In dieser Zeit benutzt der Kanzler den 86-Bruttoregistertonnen-Segler »Atalanta«, der seinem Hamburger Kumpel, dem Bankier Eric Warburg, gehört, für Ausflüge zu mehr oder weniger befreundeten Regierungschefs.
    Im August 1979 bringt der Segler, Baujahr 1901, 21 Meter lang, eine zwanzigköpfige bundesdeutsche Regierungsdelegation nach Polen zu Ministerpräsident Gierek.
    Im Jahr zuvor war der Kanzler auch schon mit dem knächzenden Segler unterwegs. Da ist er mit dem kanadischen Premierminister Trudeau an Bord nach Dänemark gesegelt, um Ministerpräsident Anker J ø rgensen auf Fünen zu besuchen. Und gleichzeitig Trudeau auf hoher See zum Kauf von Tornado-Kampfflugzeugen zu überreden.
    Am Ruder steht ab und zu Schmidt selbst, der es sich auch nicht nehmen lässt, eine Nachtwache zu übernehmen. Der Kanzler kriegt sogar Lob vom Kapitän: »Den merkt man an Bord gar nicht. Wenn der ans Ruder geht, fragt er nur: ›Welchen Kurs?‹ Ich sag zum Beispiel, ›92 Grad‹, dann geh ich weg und brauch mich um gar nichts mehr zu kümmern.«
    Auch gucke der Mann am Ruder zur Flagge im Masttopp, die die Windrichtung anzeigt, »und weiß sofort, ob eine Schot dichtgeholt werden muss oder
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