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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen
Autoren: Colin Dann
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teilnehmen.«
»Ich werde es ihm sagen, wenn ich heimkomme«, sagte der Dachs. »So, und daß es mir keiner von euch vergißt! Morgen nacht um zwölf!«
Die kleineren Tiere huschten davon, die Jungen plapperten aufgeregt und kamen sich wegen der Pflichten, die man ihnen übertragen hatte, sehr wichtig vor. Der Dachs wandte sich an den Fuchs. »Du solltest der Kreuzotter einschärfen, daß wir diese Versammlung nicht abhalten, um ihr eine Gelegenheit zu verschaffen, sich vollzustopfen. Erinnere sie daran, daß jeder, der an einer Versammlung teilnimmt, an den Allgemeinen Sicherheitsschwur gebunden ist.«
»Den hat, soviel ich weiß, dein Vater eingeführt, nicht wahr?« erkundigte sich der Fuchs. »Ja«, erwiderte der Dachs ernst. »Es war notwendig, um Streitereien und Kämpfe zu verhindern. Glaubst du, daß die Kreuzotter auf dich hört?«
»Soweit sie eben überhaupt auf jemanden hört«, antwortete der Fuchs ausweichend. »Aber ich glaube, daß selbst die Kreuzotter die Gesetze der Versammlung respektiert.«
Sie blieben noch ein Weilchen stehen, dann wandte sich der Dachs zum Gehen. Der Fuchs rief ihn zurück. »Was ist mit dem Maulwurf?« fragte er. »Ach, mach dir um den keine Sorgen.« Dem Dachs gelang es zu lachen. »Wenn der all die Füße über sich herumrennen hört, dann taucht er sicher rasch auf, um festzustellen, was da los ist.« Der Fuchs grinste. »Bis morgen also«, sagte er. »Bis morgen«, sagte der Dachs.

2
Die Versammlung
    Um elf Uhr war der Dachs fertig. Seit dem Aufstehen war er damit beschäftigt gewesen, einen der unbenutzten Räume seines Baus so weit zu vergrößern, daß alle, die vermutlich an der Versammlung teilnahmen, darin Platz hatten. Und selbst für seine kräftigen Vorderfüße war das eine ausgesprochen harte Arbeit gewesen. Der Boden war hart und trocken, und er mußte die lose Erde in einen der unbenutzten Gänge schaffen. Dann hatte er draußen mehrere Haufen trockener Blätter gesammelt, hatte sie rückwärts gehend nach unten gebracht und gleichmäßig über den Fußboden verteilt. Als er fertig gewesen war, hatte er sich wieder auf den Weg gemacht. Diesmal war er zum Waldrand gegangen. Unter den Hecken hatte er Glühwürmchen gesammelt und sie für den Rücktransport in den dichtesten Teil seines Fells gesteckt. Im Bau hatte er dann die kleinen Insekten in einem gewissen Abstand voneinander an die Wand des Ganges gesetzt und mit dem Rest den Versammlungsraum beleuchtet, indem er die Glühwürmchen in kleinen Grüppchen angeordnet hatte, wie er dies bei seinem Vater gesehen hatte. Als er schließlich mit seiner Arbeit zufrieden war, verließ er seinen Bau noch einmal, um ein paar Wurzeln und Knollen für sein Abendessen auszugraben, die ein willkommenes Mahl lieferten. Inzwischen war es halb zwölf, und der Dachs entschloß sich, ein kleines Schläfchen zu halten, bevor die anderen Tiere eintrafen.
    Er schien kaum ein paar Minuten gedöst zu haben, als er hörte, wie in der Ferne die alte Kirchturmuhr zwölf schlug. Im gleichen Augenblick hörte er von draußen Stimmen. Er sprang auf und lief zum Ausgang. Dort waren gerade das Wiesel und der Fuchs angekommen. »Geh durch den linken Gang, Wiesel!« sagte der Dachs. »Ein Stück weiter biegt er nach rechts ab. Der erste Gang links nach dieser Biegung führt zum Versammlungsraum. Mach es dir bequem! Ich komme gleich nach.«
    Das Wiesel folgte seinen Anweisungen und dem Licht der Glühwürmchen. Er war kaum verschwunden, als man weitere Stimmen hören konnte. Es waren die Kaninchen und der Hase mit seiner Familie. Gleich dahinter kamen die Feldmäuse.
    »Fuchs, könntest du nach unten gehen und dem Wiesel Gesellschaft leisten?« fragte der Dachs. »Ich bleibe am besten hier, um den anderen den Weg zu beschreiben.«
    »Natürlich«, sagte der Fuchs. Er senkte den Kopf und schlüpfte durch die Öffnung.
»Dort entlang!« rief der Dachs. »Geht alle geradewegs da entlang.« Er deutete mit der Schnauze auf den Eingang. »Geht einfach den Lichtern nach.« Die Kaninchen in ihrer überaus schüchternen Art konnten sich nicht einig werden, wer als erster hineingehen sollte, und begannen zu streiten, bis der Hase etwas ungeduldig sagte: »Ich gehe voraus.« Er stupste seine Gefährtin ermutigend an. »Komm, meine Liebe! Und ihr auch, Kinder! Unsere Verwandten und die Feldmäuse kommen gleich hinter uns.« Als nächstes tauchten die Eidechsen auf, doch der Dachs bemerkte sie erst, als sie wie einzelne Quecksilberfäden um ihn
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