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Als das Handy eine Buschtrommel war

Als das Handy eine Buschtrommel war

Titel: Als das Handy eine Buschtrommel war
Autoren: wissen.de
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Beobachtungen ziehen: Entweder haben Menschen und Schimpansen parallel zueinander eine Menge erstaunlich ähnlicher Gesten und Körperhaltungen entwickelt. Oder aber ein gemeinsamer Vorfahre beider Arten hat in grauer Vorzeit seine Gefährten schon geküsst und umarmt, ihnen auf den Rücken geklopft und die Hände gehalten.
    Sprechende Gesichter
    Auch in der Vielfalt ihrer Mimik kommen Schimpansen und die auch als Zwergschimpansen bekannten Bonobos dem Menschen recht nahe. Denn im Vergleich zu vielen anderen Tieren ist ihr Gesicht deutlich beweglicher. Während ein Krokodil nur die Wahl hat, sein Maul oder die Augen zu öffnen oder zu schließen, können Affen beispielsweise die Stirn runzeln, die Augen aufreißen sowie die Lippen spitzen und verziehen.
    Einen aggressiven Affen zum Beispiel erkennen Menschen leicht an einer Vielzahl vertrauter Signale: finster gerunzelte Augenbrauen, stechender Blick und zusammengepresste oder zu einem grimmigen Fletschen geöffnete Lippen. Typischerweise zeigen Mensch und Affe in dieser Pose nur die vorderen Zähne, die Backenzähne bleiben bedeckt. Wird dagegen der Mund weit aufgerissen, so dass alle Zähne zu sehen sind, ist das bei beiden Arten ein Ausdruck der Panik. Und auch die vor Schreck nach oben gezogenen Augenbrauen haben Menschen und ihre nächsten Verwandten gemeinsam. Vorgeschobene Lippen wiederum können bei beiden ein Ausdruck der Enttäuschung und des Schmollens sein. Der Primatenforscher Frans de Waal hat zum Beispiel ein heranwachsendes Bonobo-Männchen beobachtet, das wiederholt von der Favoritin eines dominanten Artgenossen davongejagt wurde. Der Abgewiesene saß anschließend regelmäßig da und starrte mit vorgestülpten Lippen in die Ferne.
    Ambivalentes Lächeln
    Trotz aller Übereinstimmungen gibt es allerdings auch Unterschiede im Mienenspiel von Menschenaffen und Menschen. Seit sich ihre Entwicklungslinien vor Jahrmillionen trennten, hatten beide Seiten ausreichend Zeit, ihre Mimik um ganz spezielle, arttypische Elemente zu bereichern. Besonders erfinderisch ist in dieser Hinsicht der Mensch gewesen. Kein Tier zieht wie er lässig die Augenbraue hoch, zwinkert seinem Gegenüber zu oder macht sich mit spöttisch gekräuselten Mundwinkeln über jemanden lustig.
    Andere Signale sehen zwar bei Affen und Menschen sehr ähnlich aus, bedeuten aber etwas Unterschiedliches. So ist ein Grinsen bei Schimpansen und Bonobos meist kein Zeichen für gute Stimmung, sondern für nackte Angst. Bei näherer Betrachtung ist allerdings auch dieser augenfällige Unterschied viel geringer, als es zunächst scheint. Denn zum einen kennen die Bonobos durchaus auch eine Art freudiges Grinsen, etwa wenn sie ein neues Spielzeug entdecken oder einen sexuellen Höhepunkt erreichen. Umgekehrt gibt es beim Menschen nicht nur ein munteres, sondern auch ein nervöses Grinsen. Beispielsweise reagieren viele Menschen auf angespannte Situationen, wie sie bei Bewerbungsgesprächen oder einem Fernsehinterview entstehen, mit einem angestrengten Dauerlächeln, das nach den Vermutungen von Jane Goodall das menschliche Pendant zum Angst-Grinsen der Schimpansen ist.
    Globaler Zeichenvorrat
    Für den Menschen ist das Lächeln der vermutlich wichtigste Gesichtsausdruck, über den er verfügt. Es signalisiert nicht nur Freude, sondern auch friedliche Absichten. Es ist schon auf große Entfernung zu erkennen, erfordert keinen großen körperlichen Aufwand und kann beliebig lange durchgehalten werden. Außerdem bietet das Lächeln zahlreiche Variationsmöglichkeiten. Dank seiner ausgefeilten Gesichtsmuskulatur verfügt der Mensch über eine viel feinere und variablere Mimik als jedes Tier. Von seinen 26 Gesichtsmuskeln setzt er acht im Wesentlichen für sein Mienenspiel ein. Damit kann er breit lächeln oder nur die Mundwinkel kräuseln, die Lippen dabei öffnen oder schließen, sie mehr nach oben oder mehr nach hinten ziehen. Jedes Mal ist die Aussage eine etwas andere. Überschwängliche Freude, diskretes Amüsement oder zärtliche Liebe – jede dieser Empfindungen lässt sich mit einem Lächeln ausdrücken.
    Dass dieses Lächeln nahezu überall auf der Welt verstanden wird, zeigt, wie groß die Rolle ist, die es im menschlichen Zusammenleben spielt. Keine Kultur kann es sich offenbar leisten, dieses freundliche Signal abzuschaffen. Ähnliches gilt auch für Gesichtsausdrücke, die andere emotionale Grundbefindlichkeiten deutlich machen, denn auch das Mienenspiel von ängstlichen, traurigen,
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