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Als das Handy eine Buschtrommel war

Als das Handy eine Buschtrommel war

Titel: Als das Handy eine Buschtrommel war
Autoren: wissen.de
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möglicherweise vor Parasiten und Krankheitserregern, vermuten William Wood und Paul Weldon von der Humboldt State University im kalifornischen Arcata. Die Forscher haben Haare von einer Zoo-Giraffe auf ihre chemische Zusammensetzung untersucht und dabei elf verschiedene geruchsintensive Verbindungen gefunden. Viele davon wirken gegen Bakterien und Pilze oder wehren Parasiten ab. So enthält das Giraffenhaar unter anderem Indol und 3-Methylindol, die Fäkalien ihren typischen Geruch verleihen. Beide Substanzen hemmen das Wachstum des Bakteriums Staphylococcus aureus, das Wundentzündungen auslösen kann. Paracresol dagegen wehrt blutsaugende Zecken ab. Einige Bestandteile des stinkenden Cocktails verstärken sich zudem gegenseitig in ihrer Wirkung. Als Parasiten-Abwehrmittel für den menschlichen Gebrauch eignet sich der Mix allerdings nicht, denn der Geruch ist für unsere Nasen unzumutbar. Bei Giraffenweibchen aber kommt er offenbar gut an. Vielleicht geht der Effekt der Substanzen auch über die reine Parasitenabwehr hinaus, denn der besonders penetrante Geruch könnte potenziellen Partnerinnen signalisieren, dass sie keine unangenehmen Ansteckungen zu befürchten haben.
    Denn auch bei den Säugetieren sind viele chemische Botschaften für das andere Geschlecht bestimmt. Pheromone locken mögliche Partner an und verraten unter anderem, ob das Gegenüber gerade paarungsbereit ist. Bei Mäusen haben Wissenschaftler lockende Pheromone im Urin gefunden. Sogar Tränen haben bei den Nagern einen ähnlichen Effekt: Das Sekret aus den Tränendrüsen der Männchen stimuliert bei den Weibchen bestimmte Nervenzellen, die für das Empfangen sexueller Botschaften zuständig sind.
    Das Parfüm der Fledermäuse
    Auch verführerisches Parfüm ist keine Erfindung des Menschen. Die Männchen der Sackflügel-Fledermaus zum Beispiel tragen ihre betörende Essenz in speziellen Hauttaschen in den Flügeln mit sich herum. In Kolonien in Costa Rica und Panama hat Christian Voigt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin beobachtet, wie die Tiere sekundenlang im anstrengenden Schwirrflug vor den Weibchen flattern und ihnen dabei den Duft zufächeln. Dabei müssen sie allerdings aufpassen, dass sie sich nicht einen abwehrenden Schlag einhandeln. Bei diesen Fledermäusen bestimmen die Weibchen, wann sie sich mit wem paaren.
    Jeden Nachmittag lecken die männlichen Tiere ihre Flügeltaschen aus und spülen sie mit Urin. Um sie neu zu füllen, pressen sie dann das Kinn gegen den Penis und nehmen dort tropfenweise Sekret aus der Vorsteherdrüse auf. Gemischt mit Sekreten aus Drüsen am Kinn ergibt das eine stark riechende Substanz, die das Tier anschließend in seine Flügeltaschen schmiert und mit Urin und Speichel versetzt. Damit aber ist die Duftkomposition noch nicht abgeschlossen. Wie der menschliche Schweißgeruch entsteht auch der typische Fledermausduft erst durch Abbauprozesse. Bakterien wandeln den Sekretcocktail in neue Substanzen mit speziellen Duftnoten um. Insgesamt elf verschiedene chemische Verbindungen haben die Forscher aus dem Feldermausparfüm isoliert. Dazu gehört zum Beispiel das für den Kot-Geruch typische Indol. Andere Bestandteile dagegen waren Chemikern bisher völlig unbekannt. Und woher die Flattertiere das Vanillin für ihre Duftkomposition nehmen, ist den Forschern nach wie vor ein Rätsel.
    Gegensätze ziehen sich an
    Fest steht aber, dass nicht jede Fledermaus gleich riecht. Das könnte an den Bakterien in den Flügeltaschen liegen. Mehr als 40 Arten von Mikroorganismen wurden inzwischen aus den Hautsäcken isoliert, pro Männchen finden sich aber im Durchschnitt nur zwei. Und da jede Bakterienart andere Abbauprozesse durchführt, entsteht bei jedem Tier ein charakteristisches Duftgemisch. Weibchen können die Männchen wahrscheinlich am Geruch unterscheiden.
    Einen »Erfolgsduft« gibt es allerdings nicht. Vaterschaftstests in Fledermauskolonien haben zwar gezeigt, dass manche Männchen durchaus mehr Nachwuchs zeugen als andere. In ihrer Duftkomposition hatten die erfolgreichen Väter allerdings nichts gemeinsam. Und als die Forscher Weibchen mit den einzelnen Substanzen aus dem Männchenparfüm konfrontierten, reagierten sie auf keine davon mit besonderer Begeisterung. Jedes Weibchen scheint vielmehr eine andere Duftmischung zu bevorzugen. Die Forscher haben auch eine Idee, woran das liegen könnte: Der Geruch eines Männchens hängt von der Bakterienbesiedlung seiner
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