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Als das Handy eine Buschtrommel war

Als das Handy eine Buschtrommel war

Titel: Als das Handy eine Buschtrommel war
Autoren: wissen.de
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wütenden oder überraschten Menschen ähnelt sich in allen Kulturkreisen. Solche Stimmungen richtig einzuschätzen, muss schon für die frühen Menschen entscheidend gewesen sein. Als ausgesprochen soziale Wesen waren sie auf die Verständigung mit ihren Artgenossen zwingend angewiesen. Durch die zutreffende Interpretation ihrer jeweiligen Seelenzustände war es ihnen möglich, vielen überflüssigen Konflikten aus dem Weg zu gehen oder den Mitgliedern ihrer Gruppe gegebenenfalls Hilfe zu leisten.
    Die Fähigkeit zum Pokerface
    Die unterschiedlichen Gesichtsausdrücke sind so stark mit den entsprechenden Stimmungen verknüpft, dass sie nur unter großen Mühen willentlich hervorgezaubert werden können. Um ohne wirkliche Trauer eine überzeugende Trauermiene zu erzeugen, müssen die Muskeln in der Stirnmitte nach oben und die Mundwinkel nach unten gezogen werden, ohne dabei allerdings die Kinnmuskeln zu bewegen. Nur ausgebildete Schauspieler haben ihre Gesichtsmuskulatur hinreichend unter Kontrolle, um solche Gefühle glaubhaft zu imitieren.
    Einfacher ist es, einen bestimmten Gesichtsausdruck zu unterdrücken. Das ist in manchen Situationen eine Frage der Höflichkeit, etwa wenn man als Gast seine wahren Empfindungen über die Kochkünste oder den Geschmack seines Gastgebers zu verbergen sucht. Bei anderen Gelegenheiten ist es eine Frage der Nützlichkeit, etwa wenn das sprichwörtliche »Pokerface« über Sieg oder Niederlage entscheidet. In manchen Kulturkreisen wiederum ist es auch heute noch eine Frage des guten Benehmens, seine wahren Emotionen zu verbergen. In Mitteleuropa galt es beispielsweise noch vor nicht allzu langer Zeit als »unmännlich«, die Empfindungen von Schmerz oder Trauer zu offenbaren. Solche kulturellen Differenzen in der Mimik und Gestik können auch heute noch durchaus zu Missverständnissen führen.
    Sprechende Gesten
    Beispielsweise gibt es eine Vielzahl von Handzeichen, die in verschiedenen Regionen der Welt sehr unterschiedliche Bedeutungen haben. Was der eine vielleicht als aufmunternde oder neutrale Geste meint, fasst der andere mitunter als obszöne Beleidigung auf. Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis zusammenzulegen bedeutet zum Beispiel in den USA und Teilen Europas so viel wie »okay« oder »gut«. Manche Franzosen signalisieren auf diese Weise allerdings, etwas sei »null« im Sinne von wertlos. Und in etlichen anderen Ländern ist es eine Beleidigung, die auf eine ganz bestimmte menschliche Körperöffnung anspielt. Eine ähnlich wüste Beschimpfung ist mancherorts auch der in die Höhe gestreckte Daumen, der in anderen Teilen der Welt »großartig« bedeutet oder einfach signalisiert, dass ein Anhalter mitgenommen werden will. Griechen am Steuer beleidigen andere Verkehrsteilnehmer gern, indem sie ihnen die offene Handfläche entgegenhalten. In anderen Regionen heißt das Gleiche nur »Stopp« oder »Warten Sie bitte«.
    Die Menschen nutzen Gesten aber nicht nur zu Beleidigungszwecken. Es gibt spezielle Signale, um andere zu warnen oder zu begrüßen, zu überzeugen oder zu beeindrucken. Letztere lassen sich häufig bei Politikern beobachten, die ihre zentralen Reden mit entsprechenden Handbewegungen untermalen. Da wird energisch die Faust geballt und der Vorschlag des Gegners mit herabsausender Handkante zerschmettert. Der Zeigefinger hebt sich mahnend oder scheint drohend das Gegenüber aufzuspießen. Das Publikum wird symbolisch in die Arme geschlossen oder mit einer Auf- und Abbewegung der Hände beschwichtigt. Auch die offene Hand, mit der Schimpansen um Futter bitten, kommt auf der politischen Bühne als beschwörende Geste vor.
    Sichtbare Angstreflexe
    Gerade bei öffentlichen Vorträgen mischen sich oft bewusste und unbewusste Körpersignale. Denn wie die Mimik verraten auch Gestik und Körperhaltung einiges von dem, was in einem Menschen vorgeht. Seine Unsicherheit verrät ein Redner zum Beispiel, wenn er wenig Blickkontakt zum Publikum hält oder sich am Rednerpult festklammert. Auch die ständige, scheinbar unkontrollierte Bewegung der Hände oder das anhaltende »Spiel« mit einem Stift, einem Schlüssel oder einem anderen Gegenstand verrät ein hohes Maß an Nervosität.
    Auch in anderen Situationen lassen sich Angst und Nervosität oft gut an der Körpersprache ablesen. Diese Emotionen scheinen sich über Gesten und Haltung mindestens so effektiv mitzuteilen wie über die Mimik, zeigt eine wissenschaftliche Studie aus den USA. Dabei wurden Testpersonen mit
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