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Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Titel: Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
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Schnaps reintrichtern täten.«
    »Aber wegen die Nachbarschaft«, schaltete sich Alma ein.
    »Man darf sich dat nicht verderben!«, krähte Puppchen dazwischen. »Und ist doch sowieso nix los. Sind doch alle bei die drüben!«
    »Nischt gibt's!«, entschied Olga und ließ ihre Hand wie ein Fallbeil durch die Luft sausen.
    »Du gönnst uns nix«, maulte Meta. »Wär ich mal lieber auffe Straße geblieben ...«
    Geh doch auffe Straße, wollte Olga brüllen. Doch im allerletzten Moment biss sie sich auf die Lippen. Vorbei waren ja die Zeiten, in denen sie einen jeden zu ihrem Abtrittbrettchen und Fußlumpen hatte degradieren können.
    Olga wankte zUr Theke. Sie gab einen aus. Ein Gefühl gewisser Gleichgültigkeit überkam sie. Mit glanzlosem Blick sah sie sich um. Zwei Bauarbeiter in Gala saßen an der Theke und nippten vorsichtig an ihrem teuren Bier.
    Einer von ihnen hatte bereits lange Verhandlungen mit Alma hinter sich.
    »Für zehn Euro«, hatte sie gesagt, »dafür kannste ihn inne Tür klemmen.«
    Er bot ihr fünfzehn. Sie jedoch wollte dreißig, denn davon bekam Olga schon die Hälfte ab.
    »Zwanzig«, sagte er nun zu Alma.
    »Leck mich anne Täsch«, sagte sie zu ihm und wandte ihm den Rücken zu.
    »Geh mit ihm«, sagte Olga. »Mir reichen fünfe!«
    »Spinnste?«, keifte Alma.
    »Nee«, sagte Olga. »Dat ist für dich soviel, als wennstes für dreißig machst. Hast ja wohl dasselbe.«
    »So billig hab ich dat noch nie gemacht«, beschwerte sich Alma. Dann drehte sie sich dem Kunden zu. »Gut«, sagte sie. »Aber mit alles an, damit du es weißt. Bloß Schuhe aus und dat Hösken.«
    »Rock auch?«
    »Nee«, giftete Alma. »Rock bleibt dranne. Geht auch so!« Dann rutschte sie vom Barhocker und winkte ihm. »Na mach schon. Pennen kannste hinterher!«
    Es dauerte keine Viertelstunde und sie kamen wieder nach unten.
    »Dat war gar nicht richtig!« sagte der Mann. »Bloß halb!«
    »Ollen Flöppenheiner«, sagte sein Kumpel zu ihm und stieß ihn in die Seite. »Halb geht doch gar nicht.«
    »Bei der schon«, sagte der Mann im schlottrigen Anzug. »Die macht die Hand dazwischen. Weggemacht hättse nur für zehn Euro mehr. Und dat soll nicht nur halb sein?«
    »Wir machen zu«, verkündete Olga plötzlich brummend.
    »Noch ein Bier«, verlangte einer der beiden Gäste.
    »Nix mehr«, sagte Olga. »Dat kost mehr Strom, als es wert ist. Du hast jetzt, und nun geh nach Hause bei deine Olle. Es wird für heute dichtgemacht.
    »Kackladen!«, fluchte der Mann. Aber Olga kannte kein Erbarmen. Sie holte ihre schwarze Geldtasche hervor und ließ sie demonstrativ auf die Theke klatschen. »Zahlemann und Söhne«, sagte sie und rieb Daumen und Zeigefinger. »Macht fuffzehn von jeden ...«
    »Für zwei Bier?«
    »Vor die Tür stehen die Preise auffe Karte«, sagte sie gnadenlos.
    »War gestern noch bei fünf Euro dat Bier!«
    »Heute siebenfuffzig«, knurrte Olga. »Die Preise mach ich, damit fertig.«
    »So 'n Beschiss«, grollte der Kunde. »Bei dir war ich dat letzte Mal, und bei die olle Klapperelli auch ...«
    »Raus!«, brüllte Olga mit der Kraft der Verzweiflung. »Sonst tret ich dich wohin, du Mickermänneken!«
    Dann war zu. Olga schenkte ein. Sie schwieg. Ihr Gesicht arbeitete. Nach langem Kampf hatte die Neugierde über den Stolz gesiegt. Außerdem würde sie sparen können.
    »Wir gehen nach drüben hin«, eröffnete sie. »Ich zieh mich um. Inne Arbeitskleidung geh ich nicht. Macht euch mal ein bissken nett, damit dat nach wat aussieht. Und dann zeigen wir es denen mal.«
     
    *
     
    Eine Viertelstunde später standen sie abmarschbereit. Olga hatte ein schwarzes Kleid mit Silberfäden angezogen. Jede dralle Rundung ihres Körpers schillerte, wenn sie sich bewegte. Die Mädchen hatten frisches Make-up aufgelegt.
    »Kannste mich nicht noch einen Kleinen, Olga ...?«, wollte Meta zu betteln beginnen.
    »Drüben kostet es heute nix«, entschied Olga. »Sauf dir dort den Hals voll. Aber nicht so viel, dat du nicht mehr gehen kannst. Wir schaffen dich nicht nach Hause.«
    »Nach Hause ...«, murmelte Meta und versuchte sich daran zu erinnern, wann sie zum letztenmal ein richtiges Zuhause gehabt hatte. Sie wusste es nicht mehr.
    Olga löschte die Lichter und schloss sorgfältig ab. Dann staksten sie zu viert an der Hausreihe entlang. Voran schritt Olga tapfer aus.
    Kurz vor der Tür hielt sie an und drehte den Kopf über die Schulter.
    »Wenn wir gefragt werden, warum wir dicht haben, dann ist dat von wegen die Ehre
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