Almuric
Antwort, Bragi?«
»Nein!« brüllte der. »Zwischen Khor und Koth kann es keinen Frieden geben. Die Frauen in Yugga sind verloren – wer kann gegen Dämonen Krieg führen? An eure Plätze, Krieger! Mich lassen die Worte eines Narren nicht alten Hass vergessen!«
Er hob sein Schwert – da zog Than Schwertschwinger seinen Dolch und stieß ihn bis zum Heft in die Brust seines Königs, während ihm Tränen der Trauer und Wut übers Gesicht liefen. Geschüttelt von wildem Schluchzen hielt er darauf die blutige Waffe den erschrockenen Kameraden entgegen und schrie:
»So sterben alle, die uns zu Verrätern an den eigenen Frauen machen wollen! Zieht eure Schwerter, ihr Männer von Khor, alle, die mir nach Yugga folgen wollen!«
Fünftausend Schwerter flammten auf in den Strahlen der Sonne, und wie Donner tönte die Stimme des Heeres.
»Bringe uns nach Yugga, Esau Eisenhand!« schrie der Schwertschwinger. »Führe uns nach Yugga oder führ uns in die Hölle! Die Wasser des Yogh sollen rot rinnen vor Blut, und die Yagas sollen tausendmal zehntausend Jahre mit Schaudern von uns sprechen!«
Und wieder rollten die Stimmen Tausender Männer wie Donner über die Ebene, wieder blitzten Tausende Schwerter im Sonnenlicht auf.
12
Boten wurden in die beiden Städte gesandt, um Nachricht zu geben von unserem Vorhaben. Und dann zogen wir gegen Süden, viertausend Männer von Koth, fünftausend von Khor. Wir marschierten getrennt, denn es schien mir geboten, die beiden Stämme auseinander zuhalten, bis der Anblick der schwarzen Tyrannen die Stammesfeindschaften hinwegfegen würde.
Wir kamen viel schneller vorwärts als je ein Heer gleicher Größe auf der Erde. Wir brauchten keinen Versorgungstroß. Die Krieger lebten von dem, was die Savanne bot. Jeder trug seine gesamte Ausrüstung bei sich – Gewehr, Schwert, Dolch, Feldflasche und einen Beutel mit Munition. Trotz unseres Tempos wurde mir jede Meile zur Ewigkeit. Nachdem ich auf dem Rücken eines gefangenen Yaga durch die Lüfte geeilt war, brachte ich keine Geduld mehr auf für den langwierigen Marsch. Tage brauchten wir, um die Strecke zurückzulegen, die die Flügelmenschen in Stunden hinter sich ließen. Aber wir kamen doch vorwärts, und rund drei Wochen nach Beginn des Marsches erreichten wir endlich den Wald am Purpurfluß an der Grenze der Wüste, die das Land Yagg schützt.
Bis jetzt hatten wir keine Yagas gesehen, aber nun war mehr denn je Vorsicht am Platze. Während das Heer im Schutze des Waldes lagerte, zog ich mit dreißig Mann weiter, und berechnete unseren Marsch so, dass wir das Ufer des Purpurflusses erreichten, als der Mond schon untergegangen und die Nacht am tiefsten war. Ich wollte herausfinden, wie wir die Turmwache überwältigen könnten, so dass keiner die Nachricht von dem heranziehenden Heer nach Yugga tragen konnte. Nur dann hatten wir eine Chance, die offene Wüste zu überqueren, ohne aus der Luft angegriffen zu werden.
Khossuth hatte vorgeschlagen, dass wir uns einfach am diesseitigen Ufer in den Bäumen verbergen und im ersten Morgenlicht die Wächter einen nach dem anderen mit gezielten Schüssen abräumen sollten, aber das war, wie ich sehr genau wusste, undurchführbar. Am Rande des Wassers gab es keine Deckung, und der Fluss war so breit, dass die Männer auf dem Turm außer Schussweite waren. Mit viel Glück würden wir vielleicht einen oder zwei erledigen können – aber sie mussten alle sterben. Entkam nur einer, so war es aus mit unserem Plan – aus mit uns selbst.
So schlichen wir durch den Wald und kamen endlich am Ufer an einer Stelle heraus, die mehrere Meilen flussaufwärts vom Turm lag, und an der, wenn meine Erinnerung nicht trog, die wilde Strömung in einem riesigen Wirbel schräg über den Fluss zog. An diesem Punkt setzten wir ein grobes Balkenfloß ins Wasser, das wir aus umgehauenen jungen Bäumen zusammengebunden hatten. Ein langes, kräftiges Seil wurde an den Stämmen befestigt, und ich bestieg das Floß mit den vier besten Schützen der beiden Heere – mit Thab dem Schnellen und Skel dem Falken von unserem Stamm und zwei Kriegern von Khor. Jeder von uns hatte sich zwei Gewehre fest auf den Rücken gebunden.
Mit primitiven Ruderstangen stießen wir ab, und augenblicklich erfasste uns das Wildwasser. Unsere Lenkversuche waren lächerlich angesichts der tobenden Gewalt der Strömung, aber das Seil, das die anderen am Ufer hielten und nur langsam ausließen, Zentimeter um Zentimeter, war die Rettung. Es
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