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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater
Autoren: Rita Mae Brown
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schleifen.
     
»Vielleicht können wir nicht alles haben.«
     
»Ich will nicht alles haben. Ich will bloß genug.«
     
»Ach Bun.« R. J. griff das Ruder in der neuen Gabel und schwenkte den Bug herum. Dann ruderte sie stromaufwärts, freute sich an dem Widerstand.
     
»Soll ich rudern?«
     
»Nein, du mußt deine Kräfte schonen. Ist morgen nicht das Club-Turnier?«
     
»Ja.«
     
Der kleine, aber feine alte Country-Club war sehr rührig, und zu der Zeit, als die zwei jungen Familien sich vor gut zwanzig Jahren vereinigten, war er nicht teuer gewesen. Ihre Eltern waren Mitglieder und ihre Großväter väterlicherseits waren Gründungsmitglieder gewesen.
     
»Wir werden vielleicht unsere Mitgliedschaft kündigen müssen.«
     
»Tut das nicht, Orgy. Wär ’n großer Fehler. Nicht nur, daß dort unsere Freunde sind, denk auch an die geschäftlichen Kontakte.«
     
»Ich betreibe kein Geschäft, und Frank ist ein guter Anwalt. Die Leute wissen, daß er solide ist. Er ist, was er ist.«
     
»Vielleicht könnten wir ein Geschäft gründen, du und ich.«
     
R. J. ruderte gleichmäßig gegen die leichte Strömung. Im Westen bildeten sich sahnige Kumuluswolken. »Bunny, das haben wir doch längst abgehakt.«
     
»Du mußt was tun und ich auch. Ich will was Sinnvolles machen.«
     
»Tabak.«
     
»Tabak ist Schwerarbeit, dazu kommt der ganze Papierkram, um die Quotenzuteilung zu erhalten.«
     
»Das mach ich alle Jahre«, entgegnete R. J.
     
»Ich weiß, daß du den Papierkram machst, aber ihr fahrt keine große Ernte ein, weil ihr’s nicht könnt und wir’s nicht können. Es gibt hier nicht mehr viele, die was von Tabak verstehen, und früher oder später geht dieser ganze Rauchen-schadet-IhrerGesundheit-Kram uns an den Kragen.«
     
»Hmm. Erdnüsse.«
     
»Orgy, bleib einfach bei Heu und Nutzholz. Vertrau mir.«
     
R. J. vertraute Bunny, die einen ausgeprägten Geschäftssinn besaß. Alles, was Bunny in die Hand nahm, zahlte sich aus. Sie las gierig nicht nur alles über die Kfz-Industrie, sondern auch über die Wirtschaft im Allgemeinen.
     
Bunnys gesamte Arbeit kam ihrem Mann zugute. Die Leute wußten, daß Bunny der führende Kopf war, aber Don war der Mann im Vordergrund, und er erhielt den Löwenanteil der Aufmerksamkeit. Bunny hatte mehr Freiheit als er, aber sie fühlte sich wie in der Schwebe. Sie wünschte sich einen Halt, ein Geschäft, das auf ihren Namen lief.
     
»Manchmal fühle ich mich vom Leben überfallen. Überrascht. Aber…« R. J.s Stimme erstarb, als sie über die Schulter blickte, um zu sehen, wie sie zum Bootssteg kam.
     
Sie stießen mit einem leichten Rumms dagegen. Bunny packte den Pfahl und wickelte schnell die Bootsleine darum. Sie hievte sich aus dem Boot, während R. J. die Ruder ins Boot legte.
     
Bunny beugte sich vor, streckte die Hand aus. R. J. zog sich daran hoch.
     
Wie die zwei da im Sonnenlicht standen, sah man deutlich, daß sie nahe Verwandte waren. Es war nicht so sehr eine äußerliche Ähnlichkeit; denn sie waren nach verschiedenen Zweigen ihrer Familie geraten. Es war vielmehr die Art, wie sie sich bewegten, ihre Gesten, das körperliche Behagen in der gegenseitigen Gegenwart.
     
»Hör mir zu.« Bunny sprach im Befehlston. »Du weißt nicht, ob Frank das Geld zurückgewinnen kann. Und wenn, dann dauert es Jahre. Erinnerst du dich noch an das letzte Mal? Ihr müßt euch viel mehr anstrengen als damals. Es ist eine neue Zeit. Hoffen wir, daß Vic Charly heiratet. Das wird weiß Gott nicht schaden. Aber laß uns ein Geschäft gründen. Das ist mein Ernst. Don kann mir das Geld fürs Saatgut geben – und er wird’s tun. Erstens, ich habe es verdient. Zweitens, er hat immer noch ein schlechtes Gewissen wegen seinem Techtelmechtel. Drittens, ein Teil von ihm wird es prickelnd finden, wenn er sieht, daß wir Erfolg haben. Viertens, ich zahl’s ihm zurück, einfach weil ich will. Nach und nach natürlich. Fünftens, Surry Crossing ist im Besitz unserer Familie, seit Charles I. uns das Land zugewiesen hat, und bei Gott, es wird im Besitz dieser Familie bleiben. Manchmal wünsche ich, ich wäre nie von hier weggegangen, aber Don wollte näher an der Stadt sein, und wir waren jung verheiratet. Damals sah ich keinen Sinn darin, in der Nähe von Mom und Dad zu sein.«
     
R. J. legte ihren Arm um Bunnys Schulter. »Ich vermisse sie.«
     
»Laß es uns machen. Nicht nur für dich, sondern genauso für mich. Laß uns ein Geschäft gründen.«
     
»Was schwebt
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