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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater
Autoren: Rita Mae Brown
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zu, wobei sie das Wort Prinzessin in die Länge zog.
     
»Ich hasse dich«, flüsterte Mignon zurück.
     
»Küßchen, Küßchen.« Vic schürzte die Lippen, und Mignon warf ihr blitzschnell eine Essiggurke ins Gesicht.
     
»Mignon.« R. J. bemühte sich um einen strengen Ton.
     
»Ich wollte, es wäre eine große Eiswaffel. Kaltes Erdbeereis, das ihr die Nase hochsteigt.«
     
Vic wischte sich das Gesicht ab. »Ich mag kein Erdbeereis.«
     
»Eben«, trällerte Mignon.
     
»Ich bin meinen zwei Nichten ja so dankbar.« Bunny beugte sich zu Chris vor. »Sie haben mich von jeglichem Kinderwunsch geheilt.«
     
»Mich haben sie auch geheilt«, meinte R. J. lakonisch.
     
Alle lachten. Bei Mignon dauerte es eine Sekunde, aber dann lachte sie mit.
     
Bunny warf einen Blick auf ihre goldene Rolex mit dem Jubilee-Armband. Bunny hatte ein Faible für teure Spielsachen. »Ich muß meinen Wagen abholen.« Sie sah Vic an. »Herzchen, fährst du mich zur Firma? Deine Mom hat alle Hände voll zu tun.«
     
»Klar, Tante Bunny. Chris, komm mit. Du kriegst Aussichten und Ansichten zu sehen. Jinx?«
     
»Klar, außer«, sie sah R. J. an, »Sie brauchen mich hier, um aufräumen zu helfen.« Sie hielt kurz inne. »Wo ist Piper?«
     
»Im Tabakschuppen«, antwortete R. J. »Ein Murmeltier oder ein Fuchs oder ein Stinktier, ich weiß es nicht genau, hat da einen Bau unter der Rückwand, und sie liegt auf der Lauer. Ich brauch dich nicht zum Aufräumen, aber danke für das Angebot, das meine reizenden pflichtbewußten Töchter unterlassen haben.«
     
»Mom, ich hätte dich gefragt«, protestierte Mignon.
     
»Ach ja?« Vic kniff Mignon.
     
»Ich hab dich nichts sagen gehört.«
     
»Wie konnte ich? Du hast geredet. Oh, wie ist das schön, nach Haus kommen und meine Schwester sehn.«
     
»Du bist gemein.« Mignon rümpfte die Nase, genoß aber sichtlich die Aufmerksamkeit.
     
Mit fünfzehn hatte sie noch ein bißchen Babyspeck auf den Rippen, aber den älteren Familienangehörigen war klar, daß Mignon sich zu einer hübschen Frau mausern würde, vielleicht nicht so schön wie ihre Mutter und ihre Schwester, aber durchaus attraktiv. Sie war ungeduldig, weil sie es noch nicht sehen konnte. Sie hatte das Gefühl, ewig zu brauchen, um erwachsen zu werden.
     
»Wenn’s ein Fuchs oder ein Stinktier ist, kann man’s riechen.« Vic stand auf und räumte ihren und Chris’ Teller ab.
     
»Nicht unbedingt.« R. J. kannte sich mit Tieren aus. »Tiere können ihren Geruch an- und abstellen. Außerdem ist der alte Räuchergeruch im Schuppen noch sehr stark, und ich stecke meine Nase in keine Öffnung von einem Tierbau. Was, wenn da Junge drin sind?«
     
»Gute Frage«, erwiderte Vic und steuerte auf die Hintertür der Küche zu. »Aber es ist zu spät in der Saison, glaub ich.«
     
»Mom, wenn du aufhören würdest zu rauchen, würde dein Geruchssinn besser funktionieren«, meinte Mignon selbstgefällig.
     
»Ich weiß.« R. J. seufzte. »Ich kann jederzeit mit dem Rauchen aufhören, wenn ich will. Hab ich schon oft getan.«
     
»Also ich verzichte nicht auf meine Glimmstengel«, erklärte Bunny trotzig. »Eine Frau braucht ab und zu eine kleine Dosis, um sich den Tag zu verschönern. Besser als sich Pillen verschreiben zu lassen wie Nora Schonfeld und etliche andere, die ich euch nennen könnte.«
     
Nora Schonfeld war die sexy jüngere Frau, mit der Don in diesem Frühjahr ein Techtelmechtel gehabt hatte. Auf Bunnys Drängen hatte er ihr jedoch den Laufpaß gegeben. ›Drängen‹ war Bunnys Beschönigung. Bei der Erwähnung des Namens sagte keine ein Wort. Kein einziges Wort.
     
Nach dieser kurzen peinlichen Pause meinte Vic, die ihrer Mutter mit jedem Tag ähnlicher wurde: »Aber du bist klüger als Mom, du rauchst wenigstens Filterzigaretten.«
     
»Dafür raucht sie doppelt so viele wie ich.« R. J. lachte.
     
»Tja… mag schon sein.« Bunny wurde lebhaft. »Aber ich mag meine Kools mit Menthol. Mir gefällt das Pinguin-Logo.«
     
»Ist doch alles Humbug«, meinte R. J. und lachte. »Die Kunststoff-Filter und die Chemikalien, die dem Tabak zugesetzt werden, machen ihn erst richtig schädlich, das schwör ich. Wenn du schon rauchst, dann rauch eine saubere Zigarette und damit hat sich’s.« Auf der Fahrt nach Surry kamen sie an Boonie Ashleys Verbrauchermarkt vorbei, drei Kilometer vom Haus entfernt. Der viel zu kleine Parkplatz war gedrängt voll; die Leute nahmen auf dem Heimweg schnell noch ein Brot mit –
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