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Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Titel: Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)
Autoren: Colin Beavan
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meine Möglichkeiten, Gutes zu tun, sind unbegrenzt. Und das gilt für jeden Einzelnen von uns.
    Die Frage lautet also nicht,
ob
wir Ressourcen verbrauchen, sondern
wofür
wir sie verbrauchen. Nutzen wir sie dazu, das Leben auf dieser Erde zu verbessern? Oder verschwenden wir sie? Mein Leben selbst ist eine Ressource. Wie soll ich sie verwenden?
     
    Zu meiner eigenen Verwunderung fand ich mich eines Tages im Büro des Kongressabgeordneten Jerrold Nadler wieder. Das Projekt hatte für mich unter anderem mit der Entscheidung begonnen, mich aus dem politischen Prozesszurückzuziehen, weil ich der Ansicht war, dass die Politik ihre Fähigkeit verloren hatte, Veränderungen herbeizuführen und umzusetzen. Deshalb hatte ich mich für individuelles Handeln entschieden.
    Doch meine Mitarbeit bei den gemeinnützigen Institutionen hatte mir gezeigt, dass es bei allen Vorzügen der individuellen Veränderung auch Dinge gab, die wir nur gemeinsam erreichen konnten.
    Eine Organisation namens 1Sky hatte eine Mail herumgeschickt, in der sie die Leute aufforderte, ihre gewählten Vertreter aufzusuchen und sie um ihre Unterstützung für eine politische Agenda zu bitten, die etwas gegen den Klimawandel unternahm. Ich hatte mich daran beteiligt, und nun saß ich im Büro meines Kongressabgeordneten und erklärte ihm, dass wir möglichst schnell und umfassend gegen den Klimawandel vorgehen müssten.
    Er hörte mir zu, nickte und erklärte, er sei ganz meiner Meinung, aber das bedeutete nicht viel. Denn was ein Politiker mir gegenüber unter vier Augen äußert und was er dann in der Öffentlichkeit tatsächlich tut, sind zwei verschiedene Dinge.
    Doch ein paar Wochen nach dem Gespräch schickte mir sein Stabsleiter eine Mail, in der er mir mitteilte, dass Nadler einen Gesetzentwurf unterstützte, der den Bau weiterer Kohlekraftwerke untersagte.
    Als ich mit meinem Projekt begann, fragte ich mich, ob ich überhaupt irgendetwas ausrichten konnte. Doch die Frage ist nicht, ob ich etwas ausrichten kann, sondern ob ich bereit bin, es zu versuchen. Wir alle können etwas ausrichten. Wir alle haben die Verantwortung, es zumindest zu versuchen. Sie empfinden diese Verantwortung vielleicht als belastend, aber ich habe mein Projekt – zumindest zum Teil – aus einem Gefühl der Hilflosigkeit und Machtlosigkeit heraus begonnen. Und festzustellen, dass ich tatsächlich etwas ausrichten kann, ist sehr befreiend.
    Die Aufgabe besteht ganz einfach darin, so zu leben, als könnten wir etwas ausrichten. Denn paradoxerweise richtenwir gerade dann den meisten Schaden an, wenn wir glauben, wir könnten nichts tun. Die Interessenverbände haben das Geld auf ihrer Seite, aber wir haben die Menschen auf unserer.
    Und während ich noch damit rang, wie es weitergehen sollte, während ich versuchte, eine Bestandsaufnahme zu machen und zu entscheiden, welche Richtung das Projekt meines Lebens nun nehmen sollte, passierte es.
    Ich schlief, aber irgendwie spürte ich, dass etwas nicht in Ordnung war. Es dauerte einen Moment, bis das Geräusch in mein Bewusstsein drang. Es kam aus der Ecke, wo Isabella schlief, und es klang wie ein Gurgeln. Einen Moment lag ich da und versuchte, es einzuordnen. Dann war ich schlagartig hellwach.
    Ich sprang aus dem Bett. Isabella war heiß und stocksteif, sie rang nach Luft wie ein Fisch auf dem Trocknen, und von ihren Augen war nur noch das Weiße zu sehen.
    »Michelle!«, brüllte ich.
    Bitte, lieber Gott.
    Michelle stürzte zu mir, sah Isabella und fing an, um Hilfe zu schreien. Aber wer sollte uns helfen? Wir waren allein in unserer Wohnung, und es war mitten in der Nacht.
    »Ruf einen Rettungswagen«, brüllte ich.
    Michelle griff zum Telefon, wählte, sagte etwas. Warum bewegte sie sich so verdammt langsam? Wieso dauerte das so lange? Was war los?
    Isabella lag auf meinem Schoß. Ihr Körper zuckte, und ich wusste, dass es besser wäre, sie auf den Boden zu legen, aber als ich es versuchte, fing sie an zu schreien. Mein kleines Mädchen war wie von einem Dämon besessen, aber ein Wort brachte sie noch heraus: »Daddy«, immer und immer wieder. Meine Tochter flehte mich an, ihr zu helfen, aber ich konnte nichts tun.
    Ich war direkt bei ihr. Aber sie war nicht wirklich hier. Ich hatte den Körper eines kleinen Mädchens auf dem Schoß, aber es war, als steckte Isabella nicht mehr darin, als wäre sie irgendwo weit weg und riefe mich aus der Ferne um Hilfe.
    »Ist schon gut, meine Süße, ist schon gut«, sagte ich, aber es
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