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Alles oder nichts

Alles oder nichts

Titel: Alles oder nichts
Autoren: A. A. Fair
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muß er schon seit einiger Zeit geplant haben. Gelderfield besitzt ein großes, gut eingerichtetes Haus, hat aber so gut wie keine Angestellten. Das ist recht aufschlußreich. Gelderfield hielt sich wahrscheinlich für reich, muß aber irgendwie wirtschaftlich den Boden unter den Füßen verloren haben. Ihm war genau bekannt, daß Dr. Devarest ein schweres, unheilbares Leiden hatte und finanziell nicht nur sehr gut stand, sondern überdies noch recht ordentlich versichert war. Hinzu kam, daß Mrs. Devarest Wachs in seinen Händen war.«
    »Weiter, weiter Donald. Jetzt will ich alles erfahren«, drängte Bertha.
    »Das ist so gut wie alles.«
    »Das ist noch lange nicht alles. Warum hat denn Dr. Devarest uns zu Hilfe gerufen?«
    »Das geschah nur zur Tarnung. Er hatte doch Nollie Starr beauftragt, die Polizei zu alarmieren, ihr aber gleichzeitig zu verstehen gegeben, es nicht zu tun, sondern so schnell wie möglich aus dem Haus zu verschwinden und sich versteckt zu halten. Nachdem Dr. Devarest die belastenden Spuren bei sich zu Hause beseitigt hatte, ging er zu ihr und schilderte ihr, was geschehen war. Er versprach ihr, alles wieder in Ordnung zu bringen, und übergab ihr den Schmuck zur Aufbewahrung. Das war sehr unvorsichtig von ihm, wenn er sich auch ein gutes Versteck für die Juwelen ausgesucht hatte: nämlich ein paar Kriminalromane, in deren Innenteil er gewissermaßen Löcher gestanzt hatte, um die Schmuckstücke darin zu verstecken. Die Etuis hatte er vorübergehend in das Handschuhfach seines Wagens gelegt, weil er annahm, daß sie dort niemand suchen würde. Nach seinem Tod rief Nollie Starr Jim Timley an, er solle den Schmuck bei ihr abholen und auf irgendeine Weise wieder in den Safe bringen.«
    »Du glaubst also, Dr. Devarest hat uns nur beauftragt, um seine Frau in Sicherheit zu wiegen?«
    »Genau aus diesem Grund. Er war überzeugt, daß unsere Chancen, Nollie Starr aufzufinden, eins zu hundert standen, hoffte aber, daß es uns gelingen würde, den Beweis dafür zu liefern, daß seine Frau den Safe ausgeplündert hatte. Wahrscheinlich hatte er die Absicht, uns dabei durch ein paar besonders auffallend gelegte Spuren nachzuhelfen.«
    »Aber welche Rolle spielte Harmley?« wollte Bertha wissen.
    »Harmley war nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Genau wie auch Bayley, der sich zuerst nur für Jeannette interessierte, bis er dann sein Augenmerk auf ein größeres Ziel richtete. Er bildete sich doch ein, Mrs. Devarest sei für ihn erreichbar.«
    »Wie stellte sich Dr. Gelderfield denn zu alldem?«
    »Bertha, tu mir einen Gefallen, und hör nun endlich auf zu fragen. Nebenan sitzt Gelderfield und legt ein Geständnis ab. Warum gehst du nicht hinüber und hörst es dir an?«
    »Erst will ich noch wissen, was mit Nadine Croy los ist«, erklärte sie unnachgiebig.
    Ich seufzte, preßte aber die Lippen zusammen und versuchte, mein Redebedürfnis zu unterdrücken.
    »Nur zu«, ermunterte Bertha mich. »Nur das noch, dann lasse ich dich in Ruhe.«
    »Nadine ist in ihren Rechtsanwalt verliebt. Sie haben sich in der Öffentlichkeit ungeschickt verhalten. Es wäre für Forrest Timkan sehr peinlich, wenn sein Name im Zusammenhang mit einer Klientin in einem Prozeß genannt würde. Darum sollte ich zur Tarnung als Nadines Verehrer auftreten. In Walter Croys Augen sollte ich die Rolle eines Gigolo spielen, der es auf Nadines Geld abgesehen hatte. Croy sollte dadurch irregeführt und von seinem Verdacht auf Timkan abgebracht werden. Aber jetzt geh um Gottes willen endlich, und laß mich in Ruhe, Bertha. Vielleicht sagt Gelderfield etwas, was für uns wichtig oder nützlich ist.«
    »Wie könnte es für uns noch nützlich sein?«
    »Vielleicht können wir Kapital daraus schlagen.«
    Darauf reagierte sie sofort. Sie stand auf und ließ mich allein.
    Für ein paar Minuten hatte ich Ruhe. Mir erschienen diese Minuten wie Stunden. Mit festgeschlossenen Augen und zusammengepreßten Lippen lag ich in meinem Bett und war versucht, nicht zu denken und nicht zu sprechen, aber meine Gedanken wirbelten in meinem Kopf umher, und ich mußte mich mühsam beherrschen, sie nicht laut vor mich hin zu plappern. Ich konnte mich nicht von der Vorstellung lösen, daß ich für Nollie Starrs Tod so oder so mitverantwortlich war. Meine törichte, voreilige Fragerei — nur meine Unvorsichtigkeit war daran schuld.
    Wieder wurde die Tür zu meinem Zimmer geöffnet, und ich beherrschte mich nur mühsam, nicht aufzuspringen.
    Inspektor Lisman
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