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Alles oder nichts

Alles oder nichts

Titel: Alles oder nichts
Autoren: A. A. Fair
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hatten, wußte sie, daß sie verloren war, und floh. Das sagte Ihnen alles, was Sie wissen wollten. Und jetzt wollen Sie mit Miss Starr verhandeln.«
    Er schloß die.Tür wieder und kam langsam drohend, als wolle er mich angreifen, auf mich zu. Als er zwei Schritte vor mir stand, hielt er inne. »Das ist völliger Unsinn, Lam.«
    »Was erwarten Sie eigentlich von mir? Ich soll Ihnen doch helfen? Sie können auch keinen Patienten behandeln, wenn er Sie über seine Krankheitssymptome täuscht. Ich kann Ihnen nur nützen, wenn Sie mir die reine Wahrheit sagen. Sie wollen von Miss Starr doch gar nicht die Juwelen, sondern etwas anderes.«
    »Ihre Schlüsse sind alle ganz falsch«, erwiderte er. »Finden Sie Miss Starr, und bringen Sie den Schmuck meiner Frau zurück. Mehr wünsche ich nicht von Ihnen. Beschränken Sie sich nur darauf, und lassen Sie sich nicht zu abwegigen Schlußfolgerungen verleiten.«
    Er blickte auf seine Uhr. »Ich muß zu meinen Patienten. Bleiben Sie ruhig hier sitzen. Dort in dem Diathermieapparat werden Sie etwas Interessantes zu lesen finden. Wenn ich zurück bin, werde ich Ihnen den ganzen Fall schildern.«
    »Welches ist der Diathermieapparat?«
    »Der dort links neben dem Sessel. Setzen Sie sich dort hin, schalten Sie die Lampe ein und lesen Sie.«
    »Wann werden Sie wieder zurück sein?«
    Er sah noch einmal auf seine Uhr. »Gegen neun Uhr, spätestens um halb zehn. Und enthalten Sie sich jeglicher Schlußfolgerungen. Sprechen Sie auch mit niemandem. Bleiben Sie hier sitzen und lesen Sie.« Er wandte sich um und ging schnell aus dem Zimmer. Ich hatte den Eindruck, daß er froh war, von mir fortzukommen.

2

    Nachdenklich saß ich in Dr. Devarests Arbeitszimmer. Die Luft schien so stickig zu sein, als ob die Fenster fest geschlossen wären, obwohl sie weit offenstanden. Um mich etwas zu erfrischen, trat ich auf den Balkon hinaus, der vor dem Zimmer lag.
    Bei dem ersten Blick auf den glitzernden Sternenhimmel erkannte ich, daß ein Sturm zu erwarten war. Die Luft war im Freien genauso stickig wie im Haus - warm, trocken und ohne Bewegung, sie zerrte an den Nerven.
    Ich ging in das Zimmer zurück. Der Apparat, den mir Dr. Devarest bezeichnet hatte, war mit vielen Skalen, Schaltern und Kontrollampen versehen. Nach einer kurzen Prüfung entdeckte ich auf der einen Seite Scharniere und an der anderen einen kleinen Griff. Ich öffnete eine kleine Tür. Im Innern standen unter Spulen und Drähten Bücher. Ich nahm drei oder vier heraus, schaltete die Leselampe ein, setzte mich bequem zurück und begann zu lesen.
    Als ich das dritte Kapitel beendet hatte, ging das Unwetter los. Der erste Windstoß schlug mit einer Gewalt zu, als treibe er feste Materie und nicht Luft vor sich her. Unter seiner Wucht schien das Haus zu schwanken. Von überallher war das Schlagen von Türen, das Umherlaufen von Menschen und das Schließen von Fenstern zu hören. Dr. Devarests Arbeitszimmer lag nach Süden und Westen, so daß der Sturm nicht direkt durch die Fenster hereingelangen konnte, dennoch mußte ich sie bald schließen, um mich vor dem alles durchdringenden Staub zu schützen.
    Ich nahm wieder das Buch zur Hand, weil es mich fesselte.
    Hinter mir knarrte eine Diele.
    Während der Stürme sind meine Nerven immer bis zum Zerreißen gespannt. Ich ließ das Buch fallen, sprang auf und drehte mich schnell um.
    Vor mir stand Nadine Croy und betrachtete mich überrascht mit ihren dunklen, sorgenvollen Augen, lächelte aber, weil ich so erschrocken war. »Warten Sie hier auf Dr. Devarest?« fragte sie verlegen.
    »Ja, er bat mich darum.«
    Ihre Unschlüssigkeit schien mir in einem auffälligen Widerspruch zu ihrer gesellschaftlichen Stellung zu stehen. Ich blickte auf meine Uhr, es war zwanzig vor elf. »Dr. Devarest wollte spätestens gegen halb zehn wieder zurück sein«, sagte ich.
    »Ich weiß«, antwortete sie. »Aber manchmal verspätet er sich sehr -Wenn er abends noch Patienten besucht und einen dringenden Fall vorfindet. Mrs. Devarest meinte, es sei vielleicht besser, wenn Sie morgen vormittag wiederkommen.«
    »Ist es ihr ungelegen, wenn ich noch länger warte?«
    »Sie können natürlich hier oben bleiben, wenn Sie überzeugt sind, daß Dr. Devarest noch mit Ihnen sprechen will.«
    »Was er wünscht, ist mir noch nicht bekannt. Dafür weiß ich um so besser, was ich will. Ich will seinen Auftrag erledigen, dazu brauche ich allerdings noch einige Auskünfte von ihm. Ich werde also warten, bis er zurückkommt.
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