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Alles oder nichts

Alles oder nichts

Titel: Alles oder nichts
Autoren: A. A. Fair
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recht selten der Fall war.
    Nach dem Essen übergab Mrs. Devarest ihrem Mann eine Liste mit den Anrufen von Patienten, die seine Sprechstundenhilfe durchgegeben hatte. Er forderte mich auf, ihn in sein Arbeitszimmer zu begleiten. Dort wollte er diese Anrufe beantworten.
    Das Arbeitszimmer war genauso eingerichtet, wie er es beschrieben hatte. Ich setzte mich in einen Sessel, der gerade noch zwischen einer Sammlung Respekt einflößender medizinischer Apparate Platz gefunden hatte. Er ließ sich in seinem Sessel nieder, zog ein kleines Tischchen mit dem Telefon zu sich heran und sagte: »öffnen Sie bitte diesen Elektrokardiographen, Lam.«
    »Welches ist der Elektrokardiograph?« fragte ich ratlos.
    »Der Apparat gleich rechts neben Ihnen.«
    Ich entdeckte eine kleine Klappe an dem bezeichneten Apparat. Als ich sie öffnete, fand ich im Innern weder Drähte noch Spulen, sondern eine Flasche Scotch, eine Flasche Bourbon, ein paar Gläser und einen Siphon mit Sodawasser.
    »Bedienen Sie sich bitte«, forderte mich Dr. Devarest auf.
    »Nehmen Sie auch einen?«
    »Nein danke, ich muß noch einmal fort.«
    Ich goß mir einen Scotch ein. Er war von der teuersten Marke. Dr. Devarest begann mit seinen Telefongesprächen. Er hatte eine freundliche, vertrauenerweckende Art im Umgang mit seinen Patienten. Seine Stimme klang sehr beruhigend. Seinen Fragen und Ratschlägen entnahm ich, daß es sich bei seinen Patienten um wohlhabende Leute handeln mußte, die ihn bei den geringsten Beschwerden um Hilfe riefen. Bei den meisten konnte er am Telefon feststellen, was ihnen fehlte, und ihnen versprechen, daß er eine Apotheke anrufen und ihnen die nötigen Medikamente schicken lassen werde. Zwei Patienten versprach er, sie noch aufzusuchen, die anderen konnte er am Telefon abfertigen.
    »So geht es fast jeden Tag«, seufzte er, als er mit seinen Anrufen fertig war und den Hörer auf die Gabel zurücklegte. »Aber diese beiden muß ich leider noch aufsuchen. Es wird etwa eine Stunde dauern. Wollen Sie hier warten, oder wollen Sie mit mir kommen?«
    »Ich werde hier auf Sie warten.«
    »Sehen Sie sich inzwischen im Hause um. Meine Frau wird Ihnen jede Auskunft geben.«
    »Sind die beiden Besuche wirklich so dringend?«
    Ein mißmutiger Schatten flog über sein Gesicht. »Natürlich nicht, aber es sind alte Patienten von mir, die meine Hilfe verlangen. Sie gehören zu jener Sorte Neurotiker, die jeden Abend bis tief in die Nacht Bridge spielen, sich den Magen mit schwerem Essen überladen, mehr Alkohol trinken, als ihnen guttut, und sich keine körperliche Bewegung verschaffen und zuviel Fett angesetzt haben. Ein Mensch, bei dem das alles zusammenkommt, kann nicht gesund bleiben.«
    »Dann fehlt ihnen eigentlich nichts Ernstes?«
    Seine Stimme klang plötzlich sehr kühl. »Beschränken Sie bitte Ihre Neugierde darauf, Miss Starr zu finden. Um meine Praxis kann ich mich schon allein kümmern.«
    Als er seine Hand auf die Türklinke legte, sagte ich: »Ich weiß übrigens schon, wer Ihre Juwelen hat. Es ist nicht Miss Starr.«
    »Wer denn?«
    »Sie selbst.«
    Vergeblich versuchte er, seine Augen weit zu öffnen, als er mich verblüfft ansah. Aber seine Lider waren so angeschwollen, daß es ihm trotz seines angestrengten Bemühens nicht gelang. »Ich?« platzte er heraus.
    »Jawohl, Sie!« entgegnete ich unbeirrt.
    »Sie sind verrückt.«
    »Es gibt gar keine andere Möglichkeit. Der Juwelendiebstahl kann nur so vor sich gegangen sein, wie Sie ihn mir schilderten. Sie haben der Kriminalpolizei eine genaue Beschreibung der Schmuckstücke übergeben. Wenn also jemand versuchen sollte, den Schmuck zu versetzen, wird er sofort verhaftet werden. Außerdem ist Ihre Belohnung von tausend Dollar viel zu hoch, und mir fiel auf, wie schnell Sie bereit waren, diesen Betrag auszusetzen. Ich vermute, daß Sie in dem Safe etwas aufbewahrten, dem Sie sehr hohen Wert beimessen. Das ist verschwunden, und Sie wollen wissen, wer es an sich gebracht hat. Aber Sie wollten der Kriminalpolizei nicht mitteilen, worum es sich dabei handelt. Darum veranlaßten Sie Ihre Frau, den Schmuck in dem Safe zu deponieren. Natürlich haben Sie den Schmuck dort eingeschlossen, aber dann haben Sie ihn wieder herausgenommen und später die Polizei benachrichtigt. Damit wollten Sie die Person, die das besitzt, was Sie zurückhaben wollen, unter Druck setzen. Diesem Druck fühlte sich Nollie Starr nicht gewachsen. Als ihr klar wurde, daß Sie den Juwelendiebstahl vorgetäuscht
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