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Alles Ist Ewig

Alles Ist Ewig

Titel: Alles Ist Ewig
Autoren: Kirsten Miller
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rufen, doch die meisten Erinnerungen schwebten noch immer verloren durch die Zeit. Sie hätte sich noch mehr anstrengen können, um sie heraufzubeschwören, aber sie hatte den Verdacht, dass es Dinge gab, an die sie sich lieber nicht erinnern wollte. Iains Erinnerungen dagegen waren perfekt erhalten. Von allen Menschen, die wieder und wieder auf die Erde zurückkehrten, war Iain der einzige, der sich an jedes einzelne seiner früheren Leben erinnern konnte. Und diese Fähigkeit machte ihn zu einer Bedrohung für alle, die Böses im Schilde führten – ganz besonders für den Mann in Schwarz.
    »Ich sollte ein Foto von dem Palazzo machen, für Beau«, sagte Haven.
    »Ja, gleich. Aber zuerst muss ich noch etwas erledigen. Dieses vergangene Leben ist der Grund, warum ich Florenz vorgeschlagen habe, als du gesagt hast, dass du Rom für eine Weile verlassen willst. Jetzt kann ich endlich nachholen, was ich damals nicht mehr geschafft habe, bevor ich von diesem verdammten Gaul gefallen bin.«
    »Was denn?«, fragte Haven.
    Iain zog seine Handschuhe aus und steckte sie sich in die Manteltaschen. Dann nahm er behutsam Havens Gesicht in seine Hände. Ihre Augen schlossen sich wie von selbst, und sie spürte seinen warmen Atem auf der Haut. Als seine Lippen ihre berührten, schien die Zeit stillzustehen. Sie schob ihre Hand zwischen den Knöpfen seines Mantels hindurch, bis ihre Finger auf seiner Brust lagen. Das tat sie hin und wieder – einfach, um sich davon zu überzeugen, dass er real war.
    Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie so dastanden, in einer Umarmung, die siebenhundert Jahre zuvor hätte stattfinden sollen. Doch als Haven die Augen wieder öffnete, lag Florenz im Dunkeln.

KAPITEL 3
    I m Restaurant wurden Haven und Iain von einer attraktiven Empfangsdame begrüßt, die ein Kleid trug, dessen Anblick wohl so manchem Gast noch stärker das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ als das Essen, das hier serviert wurde. Haven warf einen Blick auf die operierte Brust der Frau und die künstlichen Haarverlängerungen, die für ihre Löwenmähne sorgten, und grinste. Sie wusste, was als Nächstes kommen würde. Und wie erwartet schenkte die Empfangsdame ihr keinerlei Beachtung, sondern wandte sich mit einem strahlenden Lächeln an Havens gut aussehenden Begleiter. Haven hatte dieses Lächeln schon bei unzähligen Frauen beobachtet, wenn sie Iain zum ersten Mal begegneten, und es besagte in den seltensten Fällen einfach nur »Hallo«.
    »Guten Abend, Signore «, gurrte die Dame auf Englisch mit einem entzückenden Akzent. »Haben Sie eine Reservierung?«
    Iain zwinkerte Haven kurz zu, bevor er der Frau ein verwegenes Lächeln schenkte. » Buona sera, Signorina. Brauche ich denn eine?«
    Das verführerische Lächeln der jungen Frau verwandelte sich in etwas regelrecht Unanständiges. »Heute Abend nicht«, flüsterte sie, als wäre das ein Geheimnis, das sie nur mit ihm teilen würde.
    Der kurze Austausch strotzte nur so vor billigen Zweideutigkeiten. Haven biss die Zähne zusammen und versuchte, ein Kichern zu unterdrücken. Das Kolosseum selbst wäre nicht groß genug gewesen, um all die Frauen aufzunehmen, die sich Iain jede Woche zu Füßen warfen. Wenn Haven ihn in einem Geschäft kurz allein ließ, war er kurze Zeit später von Verkäuferinnen umringt, die ihn anschmachteten wie ein Rudel läufiger Hündinnen. Sogar eine Polizistin hatte Iain einmal heimlich ihre Telefonnummer zugesteckt, während sie Haven einen Strafzettel wegen Falschparkens ausstellte. Kellnerinnen überhäuften ihn mit Gratisgetränken und Extradesserts. Haven neckte Iain wegen seiner »Fans«, und noch vor einem Jahr wäre sie angesichts der Dreistigkeit dieser Empfangsdame wahrscheinlich fuchsteufelswild geworden. Heute aber, da sie wusste, was Iain durchgemacht hatte, um sie zu finden, kam es ihr vollkommen lächerlich vor, eifersüchtig zu sein. Was war schließlich so schlimm daran, wenn diese armen Dinger mit ihm flirteten? Haven wusste, dass sein Herz nur ihr gehörte.
    »Darf ich Ihnen die Mäntel abnehmen?«, fragte die Frau, die Iain mit ihren Augen regelrecht begrapschte.
    »Sie dürfen«, entgegnete Haven lächelnd und trat zwischen die beiden, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Als sie ihre Handschuhe abstreifte und die Mütze abnahm, hatte Haven das Gefühl, taxiert zu werden wie eine Skulptur in einem Auktionshaus. Zum Glück war das Kleid, das sie unter ihrem Mantel trug, einer ihrer eigenen Entwürfe. Es war schlicht
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