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Alles Ist Ewig

Alles Ist Ewig

Titel: Alles Ist Ewig
Autoren: Kirsten Miller
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einzige sein, den du triffst, wenn du weiterhin nur hier rumsitzt.«
    »Was?«, kreischte Frances. »Du veräppelst mich doch nur, oder? Wartet da wirklich irgendwo ein Mann auf mich?«
    »Vielleicht, wer weiß das schon?«, sagte Leah geheimnisvoll.
    »Ach, komm schon!«, bettelte Frances. »Kannst du’s mir nicht ein bisschen genauer sagen? Dieser Frau in Harlem hast du prophezeit, dass sie ein Vermögen mit diesem Neonschild machen würde. Und die hat dir noch nicht mal ein Seidennachthemd geschenkt!«
    »Ramona?«, fragte Leah. »Das war ’ne einmalige Angelegenheit. Dafür brauchte ich nicht in die Zukunft zu sehen. Hab mir nur gedacht, dass ein altes Leuchtschild, auf dem WER SÜNDE TUT, DER IST DER SÜNDE KNECHT steht, ein paar Kröten wert sein könnte.«
    »Haven!«, quengelte Frances. »Sag ihr, sie soll es mir verraten!«
    »Das müsst ihr zwei schon unter euch ausmachen«, erwiderte Haven. »Ich muss mich anziehen. Ich hab heute Morgen noch was zu erledigen. Leah, lass dich drücken. Wir sehen uns in den Semesterferien.«
    Die beiden Mädchen umarmten sich.
    »Sei vorsichtig heute«, flüsterte Leah Haven ins Ohr.
    »Keine Sorge«, entgegnete Haven.
    Iain wachte auf, als Haven gerade in ihre Jeans stieg.
    »Willst du immer noch gehen?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete Haven.
    »Zieh deine neuen Winterstiefel an.«
    »Hab ich vor.«
    »Und gib mir ’nen Kuss.«
    Haven krabbelte über das Bett zu dem hübschen jungen Mann mit dem Laken um die Hüften hinüber. Auch ohne Leahs Gabe wusste sie, dass ihre Zukunft ihm gehörte. Zumindest für den Rest dieses Lebens hatte sie alles, was sie wollte.
    Der Pförtner des Green-Wood-Friedhofs erkannte Haven wieder und trat aus seinem Häuschen in dem Torgebäude.
    »Wissen Sie diesmal, wo sie hinmüssen?«, fragte er.
    »Ja, keine Sorge«, gab Haven zurück.
    »Die Wege sind heute alle geräumt«, sagte er. »Da können Sie sich eigentlich nicht wieder verlaufen. Aber wenn Sie in ungefähr einer Stunde nicht zurück sind, komme ich Sie suchen, abgemacht?«
    »Abgemacht«, bestätigte Haven. »Das ist nett von Ihnen.«
    Der Schnee begann im Sonnenlicht zu tauen. Haven wurde beim Laufen warm, und sie blieb stehen, um ihren Mantel auszuziehen. Es war noch immer ziemlich kalt, doch die Luft roch schon ein bisschen nach Frühling. Als sie den kleinen See erreichte, lief sie ein Stück an seinem Ufer entlang. Die Bäume in der Nähe waren voller Vögel – Kardinäle und Blauhäher, und unzählige andere gefiederte Kreaturen, die Haven nicht bestimmen konnte. Sie blieb einen Moment stehen, um ihrem Gesang zu lauschen, bevor sie weiterging.
    Haven war gekommen, um sich von Adam zu verabschieden. Sie hatte eine ganze Woche über diese Entscheidung nachgegrübelt. Niemand hatte sie nachvollziehen können, aber Haven war sich ganz sicher. Wenn Adam schon seine Freiheit opferte, um sie zu retten, dann war dies das Mindeste, was sie tun konnte, um ihm zu danken.
    Der Eingang des Mausoleums leuchtete in der Sonne. Die Gesichter der beiden Statuen rechts und links von der Tür waren noch immer im Schatten unter ihren Kapuzen verborgen. Haven spähte unter die der Frau und blickte in ihr eigenes Gesicht. Ein Schauer lief durch ihren Körper, doch die Sonne, die ihr auf den Rücken schien, beruhigte ihre Nerven. Sie zog den goldenen Schlüssel hervor, den Adam ihr für die Schlangengöttin mitgegeben hatte. Sobald sie vom Friedhof zurückkehrte, würde sie ihn per Express zur Duke schicken. Der Tür war schwer. Haven musste all ihre Kraft aufwenden, um sie aufzudrücken.
    »Adam?«, rief sie in die Dunkelheit hinein.
    Niemand antwortete. Das Grab war leer.
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