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Alles Ist Ewig

Alles Ist Ewig

Titel: Alles Ist Ewig
Autoren: Kirsten Miller
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dann weiter im Internet. Jetzt, seit Adam nicht mehr da war, schien der Zauber verflogen zu sein, und Haven war wieder herrlich anonym.
    »Iain?« Virginia Morrow saß auf einem der kleinen Sofas in der Lobby. Sie glitt auf sie zu wie ein Gespenst. Sie trug noch immer ihr weißes Leinenkleid und weder Mantel noch Strumpfhose.
    »Geht ihr zwei schon mal rauf. Zimmer 2024.« Haven gab Leah und Beau ihren Zimmerschlüssel. Dann stellte sie sich, ohne darüber nachzudenken, vor Iain, als wollte sie ihn beschützen.
    »Darf ich meinen Sohn vielleicht kurz allein sprechen?«, fragte Virginia.
    Den Wechselbalg?, hätte Haven am liebsten gefragt. Den Jungen, den Sie so gequält haben, weil er nicht Ihnen allein gehörte?
    »Haven ist meine Familie«, sagte Iain nüchtern. »Sie kann mit anhören, was du mir zu sagen hast.«
    »Na schön. Ich möchte dich darüber in Kenntnis setzen, dass ich New York verlasse«, sagte Virginia. »Ich kehre morgen in meine Villa zurück, und ich habe nicht vor, wiederzukommen. Ich dachte, wir könnten uns vielleicht noch kurz unterhalten, bevor ich weg bin. Unter vier Augen, wenn es geht.«
    »Haven bleibt hier«, beharrte Iain. Haven griff nach seiner Hand. Sein Griff war zu fest; sie spürte, wie ihre Knochen knackten. Doch sie ertrug den Schmerz, ohne zu klagen.
    Virginia nickte. »Du musst eine Menge Fragen haben«, begann sie.
    »Nein. Nicht mehr«, erwiderte Iain. »Ich weiß, was du bist. Ich weiß Bescheid über dich und Phoebe und Calum.«
    »Also hat Haven es dir erzählt. Du hast wirklich Glück gehabt, dass du sie wiedergefunden hast«, sagte Virginia. »Ich weiß, wie schrecklich es ist, ganz allein auf der Welt zu sein.«
    »Allein?« Iain wurde langsam wütend. »Du warst nie allein. Was ist mit deinen Schwestern? Was ist mit mir ?«
    » Schwestern ist nur ein Wort, das wir benutzen. Wir sind nicht wirklich miteinander verwandt. Und ich wollte so gern ein Kind, um endlich eine eigene Familie zu haben. Ich habe immer von einem Kind geträumt, das mich mit nichts als Liebe ansieht. Von einem Menschen, dem ich mein ganzes Leben widmen konnte. Du wirst dich nicht daran erinnern, aber als du noch ein Baby warst, habe ich dich mit meiner Zuneigung fast erstickt. Ich habe deinem Vater noch nicht mal erlaubt, eine Nanny für dich einzustellen. Ich wollte dich für mich ganz allein haben. Und dann …«
    »Und dann habe ich sprechen gelernt«, ergänzte Iain.
    »Ja. Da habe ich erkannt, dass du kein bisschen mir gehörtest. Du gehörtest Haven.«
    »Ich hätte auch dir gehören können«, sagte Iain.
    »Vielleicht. Aber die Enttäuschung war schrecklich. Und dann hatte dein Vater eine Affäre mit Phoebe. Ständig hat sie mir ihren Sohn vorgeführt. Bei Calum war von Anfang an klar, dass dies sein erstes Leben auf dieser Erde war. Ich war so neidisch. Meiner abscheulichen Schwester war eine reine Seele geschenkt worden.«
    »Sehen Sie sich doch an, was aus Calum geworden ist«, schaltete Haven sich ein. »Heute ist seine Seele nicht mehr so rein.«
    »Nein«, sagte Virginia. »Das arme Kind hatte nie eine Mutter, die ihn auf den rechten Weg gelenkt hat.«
    »Ich auch nicht«, bemerkte Iain.
    »Du brauchtest mich nicht. Du hattest Haven. Calum ist es doch, der ganz allein gelassen wurde. Ihm gilt mein Mitleid. Darum habe ich ihn gefragt, ob er mit mir in die Toskana kommen möchte. Hier hat er doch nichts mehr. Wenn Calum hierbleibt, landet er früher oder später im Gefängnis.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum du überhaupt nach New York gekommen bist, Mutter. Wenn du Phoebe so sehr hasst, warum in aller Welt wolltest du ihr dann helfen?«, fragte Iain.
    »Weil ich kein Geld mehr hatte. Geld und Scotch waren das Einzige, was meinen Schmerz je gelindert hat. Ich wusste, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem ich nichts von beidem mehr haben würde. Ich hatte schreckliche Angst. Es war fast zwanzig Jahre her, dass ich die Welt durch nüchterne Augen betrachtet hatte.«
    »Ich hätte dir alles gegeben, worum du mich gebeten hättest«, sagte Iain. »Ich hätte dafür sorgen können, dass du Hilfe bekommst.«
    »Ich wollte deine Hilfe nicht«, sagte Virginia bestimmt. »Das hätte es mir unmöglich gemacht, dich zu hassen. Und ich brauchte diesen Hass. Er war das Einzige, was mich am Leben erhalten hat.«
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Haven betete, dass sie die Kraft haben würde, sich nicht auf Iains Mutter zu stürzen und sie zu erwürgen.
    »Aber die Dinge
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