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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition)
Autoren: Siegfried Langer
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drei waren sichtlich angespannt. »Mal angenommen, es gibt diesen Hauptmann Stagg. Was wollen Sie von ihm?« »Ich muss ihn persönlich sprechen. Es ist sehr wichtig. Glauben Sie mir!« »Sie haben einen leichten Kraut-Akzent, Mister Gothare. Woher haben Sie den?« »Ich habe lange Jahre unter Deutschen gelebt. Aber das tut nichts zur Sache.« Hollows fiel ihm lautstark ins Wort. »Überlassen Sie mir die Entscheidung, was etwas zur Sache beiträgt und was nicht!« Dann wandte er sich an Frank. »Zu Ihnen, Herr Miller. Woher kommen Sie?« Robert antwortete für ihn. »Er kommt …« »Ich habe ihn gefragt«, brüllte Hollows, »nicht Sie!« »Also?«, wandte er sich, wieder deutlich leiser, an Frank. Frank zuckte mit den Schultern. »Er versteht mich nicht, nicht wahr?«, fragte er Robert. »Jetzt dürfen Sie wieder antworten!«
»Ja, er versteht Sie nicht.«
»Ein Militärlager der Alliierten«, begann Hollows eine Aufzählung, »zwei Männer werden im Wald erwischt, einer spricht englisch mit deutschem Akzent, der andere überhaupt kein Englisch. Für wen, meinen Sie, sollte ich die beiden halten?«
Robert verstand, worauf der Hauptmann hinaus wollte.
»Wir sind keine Spione!«
»Ach nein?«
»Sehen Sie mich an!«, sagte Robert und sprang so ruckartig aus seinem Stuhl auf, dass dieser wackelte und die beiden Soldaten an der Tür zusammen zuckten. Aufmerksam behielten sie ihn im Auge, doch Robert torkelte, konnte sich gerade noch an der Stuhllehne festhalten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Dann setzte er den rechten Fuß auf die Sitzfläche des Stuhls und krempelte sein Hosenbein nach oben. Robert Gothaers Wade war eine einzige unförmige Masse. Gerade so, als wäre sein Bein unterhalb des Knies mehrfach gebrochen gewesen und ohne chirurgischen Eingriff einfach wieder zusammengewachsen.
»Ohne Krücke«, Robert griff nach seinem Gehstock, den er an einen benachbarten Stuhl gestellt hatte, »kann ich keine hundert Meter gehen, ohne unerträgliche Schmerzen zu erleiden. Glauben Sie im Ernst, Hitler würde einen Krüppel als Spion zu Ihnen schicken und einen, der kein Wort Englisch versteht? Noch dazu ohne Waffen? Zwei Tölpel, die sich ohne jegliche Gegenwehr überwältigen lassen?«
Hollows ließ sich nicht anmerken, ob ihn Roberts Argumente beeindruckten oder nicht.
Robert setzte sich wieder.
»Also: Warum sind Sie hier? Was suchen Sie in Portsmouth?«
»Ich sagte es bereits. Wir müssen mit Hauptmann Stagg sprechen!«
»Es gibt nichts, was Sie mir nicht auch mitteilen könnten!«
»Nein, unsere Botschaft ist nur für ihn. Glauben Sie, wir hätten uns in diese Gefahr hier begeben, wenn sie sich hätte vermeiden lassen?«
»Ich traue diesen Nazis alles zu. Ich habe keine Ahnung, wie die funktionieren und möchte es auch gar nicht wissen. Ich halte mich nur an meine Order!«
»Bitte, Hauptmann Hollows. Es geht um alles. Es geht um Wohl und Wehe Ihrer Invasion. Es geht um nicht mehr und weniger, als darum, ob die Nationalsozialisten auch weiterhin den Kontinent beherrschen, nicht nur von der Maas bis hin zur Memel, nicht von der Etsch bis an den Belt. Sondern von Irland bis weit hinter den Ural, vom Nordkap bis hinab nach Kapstadt.«
»Sie übertreiben!«
»Nicht, wenn Ihre Invasion scheitert!«
»Und Sie wollen das verhindern?«
»Diejenigen, die mir das angetan haben«, er deutete auf sein Bein, »sind die gleichen, gegen die auch Sie kämpfen, Hauptmann Hollows.«
Hollows überlegte und Robert legte nach.
»Sie gehen keinerlei Risiko ein, wenn Sie meiner Bitte Folge leisten. Sie können nichts verlieren, aber alles gewinnen!«
Hollows wandte sich an den Soldaten, der ihn vorhin hinzugezogen hatte.
»Holen Sie Hauptmann Stagg. Er befindet sich im Stab von General Eisenhower. Sagen Sie ihm, es sei wichtig.«
»Danke«, sagte Robert erleichtert und Frank, Roberts Teilerfolg erkennend, bedankte sich ebenfalls.
Der Soldat verließ den Raum. »Dürfen wir die nassen Kleidungsstücke ablegen?«, fragte Robert, nachdem einige Minuten verstrichen waren. Hollows nickte und Robert streifte seinen Wollmantel ab, Frank seine gelbe Regenjacke.
»Was haben Sie da?«, wollte Hollows wissen. Sein Blick war geradewegs auf Roberts Brust gerichtet. Durch Roberts eng anliegendes, weißes Baumwollhemd zeichneten sich die Umrisse des Signalgebers ab.
»Nichts. Nur ein Medaillon.«
»Geben Sie es mir!«
»Glauben Sie mir, es hat keine Bedeutung.«
»Geben Sie es mir!«
Widerwillig griff Robert nach dem Kettchen an seinem Hals,
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