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Alles außer Mikado: Leben trotz Parkinson (German Edition)

Alles außer Mikado: Leben trotz Parkinson (German Edition)

Titel: Alles außer Mikado: Leben trotz Parkinson (German Edition)
Autoren: Jürgen Mette
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unausgegoren, so unzureichend geprüft?
    Schluss mit diesen Fragen! Ich schreibe heute für heute und nicht morgen für übermorgen.
    Ja, ich wage es! Wenn ein paar Leidensgenossen Zuversicht gewinnen, wenn ein paar Leser wieder Vertrauen in den Gott finden, der gesagt hat: »Ich bin der Herr, dein Arzt!« (2. Mose 15,26) , dann lohnt sich jedes Wort, dann ist nichts vergeblich. Und eine Einsicht hat sich jetzt schon eingestellt: Wer schreibt, entschuldigt sich für das, was er voreilig mündlich rausgehauen hat. So verarbeite ich schreibend meine Krankheitsgeschichte – vor allem in der Hoffnung, andere zu ermutigen.
    Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard (1813–1855) schrieb 1848 in seinen »Christlichen Reden«, dass die Sorge für morgen eine zutiefst heidnische Lebenseinstellung ist. Der Christ lebt im Heute.
    »Der nächste Tag ist ein ohnmächtiges Nichts, wenn du ihm nicht selbst deine Kraft leihst … Dieser nächste Tag, dem der Heide mit Grauen entgegengeht, widerstrebend wie einer, der zur Richtstätte geschleppt wird … So verzehrt der Heide sich selbst, oder so verzehrt ihn der nächste Tag.« 3
    Ich lebe heute! Alles andere ist »Heidenangst«, von der ich mich schreibend distanzieren will. Das »Ich - mache-mir-Sorgen« kann ich zweifelnd und staunend im Glauben überwinden. Die Sorgen kommen ja nicht mysteriös über mich – ich »mache« sie mir. Ich generiere mir täglich eine Dosis Sorgen. Das ist heidnisch! Und das macht krank.
    Ich schreibe diese Zeilen in der Motivation, einige auf die Reise von der Verzweiflung zur Hoffnung mitzunehmen. Vielleicht wird dieses Buch ja gerade auch von denen entdeckt, die enttäuscht sind und den Glauben an den »lieben Gott« verloren haben. Dieses Buch soll die Leser »ent-täuschen«, die Täuschung beenden.
    Dieses Kapitel entsteht gerade in Heidelberg, wo unsere beiden ältesten Söhne mit ihren Familien leben. Meine Enkelkinder begeistern mich. Sie befeuern meine Motivation und Inspiration für dieses Projekt.
    Sie lernen gerade den aufrechten Gang – ich verliere ihn langsam.
    Sie generieren immer mehr Gehirnleistung – meine degeneriert.
    Sie klettern überall hoch – ich bleibe am Boden.
    Sie wollen das Leben entdecken – ich möchte es wenigstens auf erträglichem Niveau halten.
    Wie oft habe ich von Bergtouren mit meinen Enkelkindern geträumt. Jetzt bin ich schon froh, wenn ich mit ihnen den Philosophenweg oberhalb des Neckars hochkomme. Meine Zeit läuft weg. Die Zeit meiner Enkelkinder kommt. Darum schreibe ich. Gegen die Resignation!
    Ich widme dieses Ermutigungsbuch denen, die mich ermutigt haben, allen voran meiner Familie und meinen Neurologen, aber auch meinen Parki-Genossen.
    Als bekennender Christ setze ich die Existenz Gottes voraus und zitiere die Bibel ganz unbekümmert. Mir ist allerdings bewusst, dass ich manchen Lesern damit einiges abverlange. Sie sind es aber, die ich bei der Arbeit an diesem Buch vor Augen habe: offene, kritische und suchende Zeitgenossen. Und sie sollen wissen, dass ich nicht beabsichtige, sie zu bekehren. Ich lade die Kritiker des Glaubens bewusst ein, meine christliche Überzeugung skeptisch zu prüfen und mich beim Wort zu nehmen. Ich will gar nicht überzeugen. Aber ich will bezeugen, dass die Krise das Klima ist, in dem der Glaube keimen, wachsen und Früchte tragen kann. Mein Leben ist ohne Vertrauen in die Existenz Gottes nicht denkbar.
    Allerdings bin ich überzeugt, dass die Lektüre dieses Buches auch dann Sinn macht, wenn der Leser vom Gegenteil ausgeht, nämlich dass die Sache mit Gott ein Phantasieprodukt ist.
    2 Christoph Fasel, Samuel Koch – Zwei Leben. adeo, Asslar, 2012
    3 Zitiert von Christian Möller im Aufsatz »Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage habe«, im Deutschen Pfarrerblatt, Heft 4 2012

3.
Ein feste Burg
    Zurück zur Wartburg, dorthin, wo Martin Luther vor 500 Jahren eine wesentliche Epoche der Reformation seiner Weltanschauung und seines gesamten theologischen Denkens erlebt und erlitten hat. Kaiser Karl V. hatte Luther nach seinem mutigen Auftritt vor dem Reichstag in Worms zwar zum Ketzer erklärt, aber er hatte ihm freies Geleit zugesichert. Als Luther am 4. Mai 1521 nahe Eisenach überfallen und entführt wurde, wusste er nicht, dass dieser Überfall nur fingiert war, um ihn im Auftrag Friedrichs des Weisen vor den Mordabsichten Dritter zu schützen.
    Luther wurde auf die Wartburg zu Eisenach gebracht, wo er im Schutz dieser imposanten Festung das Neue
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