Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles auf Anfang

Alles auf Anfang

Titel: Alles auf Anfang
Autoren: Benioff David
Vom Netzwerk:
stehenden Zähnen rumlaufen?«
    Tabachnik fand das Gefeilsche um seine Zähne so demütigend, dass er sich weigerte, sie richten zu lassen. Er wollte nie wieder auf das Geld eines anderen angewiesen sein. Sein Studium an einem College in New Hampshire verdiente er sich im Büro für Alumni-Angelegenheiten, wo er Kopien anfertigte und Akten ablegte, bis er bessere Methoden herausfand, um zu Geld zu kommen. Er überredete den Besitzer des chinesischen Restaurants in der Stadt, ihn gegen zwanzig Prozent des Gewinns einen Lieferservice aufziehen zu lassen; er stellte Kommilitonen ein, die für Trinkgeld und kostenlose Mahlzeiten arbeiteten und Speisekarten in der Stadt verteilten. Tabachniks Rechnung ging auf, bis dem Restaurantbesitzer klar wurde, dass er Tabachnik nicht mehr brauchte. Diese Episode lehrte Tabachnik, wie wichtig ein guter Vertrag ist.
    Er managte eine Band namens The Johns, eine Gruppe ortsansässiger Kids, die als Wachmänner und Sicherheitsleute am College arbeiteten. Die Johns waren immer ausverkauft, wenn sie in den Bars der Stadt auftraten, und Tabachnik fuhr mit ihnen zu einem Wettbewerb für junge Bands in Burlington, Vermont, wo sie Zweite hinter einer Gruppe namens Young Törless wurden. Young Törless nannte sich daraufhin Beating the Johns und landete einen Hit mit einem Remake eines alten Zombies-Songs. Tabachnik las zu diesem Zeitpunkt bereits die Variety, und er merkte, wie viel Geld Beating the Johns ihrem Label einbrachten, und er dachte, Herrgott, dabei sind die nicht mal gut. Und ihm wurde klar, dass Qualität keine Rolle spielt, und wem das erst einmal klar ist, dem gehört die Welt.

    Als Postfunk Jemimah zu spielen begann, gingen Tabachnik und der Australier raus, um zuzuhören, und anschließend setzten sie sich mit der Band, ihrem Manager Heaney und den Taints auf einen Joint in das Privatbüro des Clubbesitzers. Den VVIP-Raum. Tabachnik war schon in Lokalen mit vier zunehmend exklusiveren Bereichen gewesen, wo die Herde an jeder Tür von mit Klemmbrettern bewaffneten Bodyguards, die die Lahmen abwiesen, gelichtet wurde. In einige dieser Räume war so schwer hineinzukommen, dass eine ganze Nacht vergehen konnte, ohne dass jemand Einlass fand. Leute, die noch nie abgewiesen worden waren, Leute, die Ablehnung nicht gewohnt waren, hünenhafte Basketballspieler und Dessous-Models mit einem Selbstbewusstsein so groß wie ihr Busen beschimpften dann den Rausschmeißer und beriefen sich auf ihre lebenslange Freundschaft mit dem Besitzer, und der Rausschmeißer nickte und sagte Nein. Tabachnik war kein VVVVIP, doch das störte ihn nicht. Er hatte den Verdacht, dass man, falls man jemals in den vierten Raum hineinkam, dort nur eine weitere geschlossene Tür vorfand, die zu einem noch kleineren Raum mit noch weniger Leuten führte, und dass, falls man den Rausschmeißer dazu bewegen konnte, einen durchzulassen, man in einen noch kleineren Raum gelangte, und dass das immer so weiterging, bis man sich zuletzt in einem Raum befand, der so eng war, dass man nur selbst hineinpasste, und dort würde der letzte Rausschmeißer, der kräftigste, brutalste von allen, dich angrinsen, die Fichtenholztür zuschlagen und dich in die Grube hinablassen.
    Tabachnik bat Heaney um ein kurzes Gespräch im anderen Raum; sie drückten sich in eine Ecke des VIP-Raums mit
einem V und ignorierten die Poser, die sie anglotzten und sich fragten, wer sie waren.
    »Gratuliere«, sagte Tabachnik. »Wie ich höre, hast du bei Sphere unterschrieben.«
    »Stimmt, denen werden wir auf immer und ewig gehören, aber das kann uns nur recht sein.«
    »Ich muss dich um einen Gefallen bitten …«
    Als sie in den VVIP-Raum zurückkamen, stierte der Australier sie deprimiert an. Heaney sammelte seine Band ein, und alle zogen in gehobener Stimmung los, um im Kiev Piroggen zu essen. Tabachnik blieb, ebenso die Taints und der Australier, der mit der missmutigen Miene des Bedeutungslosen herumhing.
    »Tja«, sagte der Australier und gab den Joint an SadJoe weiter, »nächstes Jahr im Budokan.«
    Es gab weder Stühle noch Sofas im Raum, nur große rosa Sitzkissen. Alle fläzten sich in einem losen Kreis hin, und Tabachnik kam sich vor wie ein Elternteil, der in die Pyjamaparty seiner Kinder hineinplatzt. Nur Molly Minx saß mit geradem Rücken da, sehr aufrecht und korrekt. Ihre Beine lagen auf einem Kissen, und Tabachnik besah sie sich: Sie waren geformt wie Hühnerschlegel, kräftige Muskeln an den Schenkeln, schlank an den Fesseln.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher