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Aller guten Dinge sind vier

Aller guten Dinge sind vier

Titel: Aller guten Dinge sind vier
Autoren: Janet Evanovich
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von Trenton, das nur die Burg genannt wird. Als ich ankam, wartete meine Mutter schon an der Tür.
    »Wie bist du denn angezogen?« fragte sie sofort. »Das kann man doch beim besten Willen nicht als Kleid bezeichnen.«
    »Das ist ein Baseballhemd von den Thunders«, erklärte ich ihr. »Ich unterstütze den lokalen Sport.«
    Hinter meiner Mutter erschien Großmutter Mazur. Großmutter Mazur ist bei meinen Eltern eingezogen, kurz nachdem mein Großvater sich himmelwärts begab, um mit Elvis an einer Tafel zu speisen. Großmama ist der Auffassung, sie sei in einem Alter, wo Konventionen überholt sind. Mein Vater ist der Auffassung, sie sei in einem Alter, wo das Leben überholt ist.
    »So ein Hemd brauch ich«, sagte sie jetzt. »Wetten, mir laufen sämtliche Männer in der Straße nach, wenn ich mich in so einem Ding zeige.«
    »Ja, Stiva, der Bestattungsunternehmer«, brummte mein Vater, der im Wohnzimmer Zeitung las. »Mit seinem Maßband.«
    Großmama hakte mich unter. »Ich hab heute eine schöne Überraschung für dich. Wart nur, du wirst staunen.«
    Im Wohnzimmer wurde die Zeitung gesenkt, und mein Vater zog die Brauen hoch.
    Meine Mutter bekreuzigte sich.
    »Vielleicht solltest du mir sagen, was es ist«, schlug ich Großmama vor.
    »Also, eigentlich sollte es ja eine Überraschung werden, aber ich werd’s dir verraten. Da er ja sowieso gleich aufkreuzen wird.«
    Es wurde totenstill.
    »Ich hab deinen Freund zum Essen eingeladen«, sagte Großmama.
    »Ich habe keinen Freund!« »Aber jetzt hast du einen. Ich hab alles arrangiert.«
    Ich machte auf dem Absatz kehrt und lief zur Tür. »Ich gehe.«
    »Das kannst du nicht tun!« schrie Großmama. »Da wär er bestimmt furchtbar enttäuscht. Wir haben uns so gut unterhalten. Und er hat gesagt, es stört ihn überhaupt nicht, daß du dafür bezahlt wirst, daß du Leute umlegst.«
    »Ich werde nicht dafür bezahlt, daß ich Leute umlege. Ich lege fast nie jemanden um.« Ich schlug mit dem Kopf gegen die Wand. »Ich laß mich nicht verkuppeln. Ich hasse das!«
    »Na, viel schlimmer als deine Ehe mit dem Kerl, den du geheiratet hast, kann’s nicht werden«, meinte Großmama. »Nach dem Fiasko kann’s nur aufwärts gehen.«
    Sie hatte recht. Meine kurze Ehe war ein Fiasko gewesen.
    Es klopfte, und wie auf Kommando drehten wir alle die Köpfe zum Flur.
    »Eddie Kuntz!« stöhnte ich.
    »Genau«, sagte Großmama. »So heißt er. Er hat hier angerufen, weil er dich gesucht hat, und da hab ich ihn zum Essen eingeladen.«
    »Hallo!« rief Eddie durch die Fliegengittertür.
    Er hatte ein kurzärmeliges graues Hemd an, das fast bis zum Nabel offenstand, dazu eine Hose mit messerscharfer Bügelfalte, Gucci-Slipper, keine Socken. In der einen Hand hielt er eine Flasche Rotwein.
    »Hallo!« antworteten wir alle gemeinsam.
    »Darf ich reinkommen?«
    »Aber natürlich«, sagte Großmama. »Gutaussehende Männer lassen wir immer rein.«
    Er drückte Großmama den Wein in die Hand und zwinkerte. »Bitte sehr, schöne Frau.«
    Großmama lachte. »Sie sind mir einer!«
    »Ich lege nie jemanden um«, sagte ich. »
Fast
nie.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte er. »Ich hasse unnötige Gewalt.«
    Ich trat einen Schritt zurück. »Entschuldigen Sie. Ich muß in der Küche helfen.«
    Meine Mutter rannte mir nach. »Kommt gar nicht in Frage!«
    »Was?«
    »Das weißt du genau! Du wolltest dich durch die Hintertür aus dem Staub machen.«
    »Er ist nicht mein Typ.«
    Meine Mutter begann, die Schüsseln zu füllen – Kartoffelpüree, grüne Bohnen, Rotkraut. »Was paßt dir denn nicht an ihm?«
    »Sein Hemd ist zu weit offen.«
    »Es könnte doch sein, daß er sich als netter Mensch entpuppt«, meinte meine Mutter. »Gib ihm wenigstens eine Chance. Was kostet dich das schon? Und was soll sonst aus dem Essen werden? Wir können doch nicht dieses schöne Huhn vergeuden. Was willst du denn essen, wenn du jetzt nicht bleibst.«
    »Er hat Großmama schöne Frau genannt!«
    Meine Mutter war dabei, das Huhn zu tranchieren. Sie nahm eine Keule und ließ sie zu Boden fallen. Sie schob sie ein wenig herum, hob sie auf und legte sie auf den Rand der Platte. »So«, sagte sie, »diese Keule bekommt er.«
    »Einverstanden.«
    »Und zum Nachtisch hab ich Bananencremekuchen«, fügte sie hinzu. »Ich würde dir also raten zu bleiben.«
    Was soll man da machen?

2
    Bei Tisch saß ich neben Eddie Kuntz. »Sie haben versucht, mich zu erreichen?«
    »Ja. Ich hab Ihre Karte verloren. Ich hab sie irgendwo
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