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Aller guten Dinge sind vier

Aller guten Dinge sind vier

Titel: Aller guten Dinge sind vier
Autoren: Janet Evanovich
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diese Frau mir einen Gefallen tat. Wir waren zusammen zur Schule gegangen, wo sie getratscht, gelogen, Freundschaften zerstört und unter den Kabinentüren in der Mädchentoilette durchgeschaut hatte, um zu sehen, was die anderen für Schlüpfer trugen.
    Sie war ein dicker Brummer mit einem wahnsinnigen Überbiß gewesen. Der Überbiß hatte sich mit Zahnspangen halbwegs regulieren lasen, und bis zu ihrem fünfzehnten Lebensjahr hatte sie so abgenommen, daß sie wie eine Steroid-Barbie aussah. Sie hatte chemisch aufbereitetes rotes Haar, zu imposanter Lockenpracht auftoupiert. Ihre Fingernägel waren lang und lackiert, ihre Lippen hatten einen irisierenden Glanz, ihre Augen waren marineblau umrandet, ihre Wimpern mit mitternachtsblauer Tusche verklumpt. Sie war zirka drei Zentimeter kleiner als ich, zwei Kilo schwerer und schlug mich beim Brustumfang um zwei Cup-Größen. Sie hatte drei Ex-Ehemänner und keine Kinder. Man munkelte, sie triebe es mit großen Hunden.
    Joyce und Vinnie waren wie füreinander geschaffen. Zu schade, daß Vinnie bereits mit einer ausgesprochen netten Frau verheiratet war, deren Vater »Harry der Hammer« war. Harry war seinen Papieren zufolge »Spediteur« und verbrachte viel Zeit in Gesellschaft von Männern, die breitkrempige Filzhüte und lange schwarze Mäntel trugen.
    »Mach du einfach deine Arbeit«, sagte Vinnie. »Benimm dich wie ein Profi.« Er winkte Connie zu. »Gib ihr was zu tun. Gib ihr diese neue Sache, die gerade reingekommen ist.«
    Connie nahm einen braunen Hefter von ihrem Schreibtisch. »Maxine Nowicki. Angeklagt, den Wagen ihres Freundes gestohlen zu haben. Hat sich von uns die Kaution vorstrecken lassen und ist dann zu ihrem Verhandlungstermin nicht erschienen.«
    Dank der von uns gestellten Sicherheitsleistung war Nowicki bis zum Verhandlungstermin aus dem Knast in die Gesellschaft entlassen worden. Nun war sie nicht vor Gericht erschienen. Oder, in Kopfgeldjägersprache, sie war NVG, nicht vor Gericht erschienen. Durch diesen rechtlichen Fauxpas hatte sich Nowickis Status geändert, sie galt jetzt als flüchtige Verbrecherin, und mein Vetter Vinnie hatte Angst, das Gericht könnte es für angebracht halten, die von ihm vorgestreckte Kaution zu kassieren.
    Von mir als Ermittlerin wurde erwartet, Nowicki ausfindig zu machen und zurückzubringen. Für diese Dienstleistung würde ich zehn Prozent des Kautionsbetrags als Honorar erhalten. Nicht schlecht, da es sich in diesem Fall nur um eine Art familiären Zwist zu handeln schien, bei dem ich nicht fürchten mußte, daß der Delinquent es sich einfallen lassen würde, mich mit einer .45er auszupusten.
    Ich sah mir die Unterlagen an, die aus Nowickis Kautionsvertrag, einem Foto und einer Kopie des Polizeiprotokolls bestanden.
    »Weißt du, was ich tun würde?« sagte Lula. »Ich würde mich mal mit dem Freund unterhalten. Wenn einer so angesäuert ist, daß er seine Freundin verhaften läßt, weil sie ihm seine Karre geklaut hat, hat er bestimmt keine Skrupel, sie zu verpfeifen. Wahrscheinlich wartet er nur drauf, jemandem erzählen zu können, wo sie zu finden ist.«
    Der Gedanke war mir auch schon gekommen. Ich las aus Nowickis Polizeiprotokoll vor: »Edward Kuntz, weiß, ledig, Alter siebenundzwanzig. Wohnsitz Muffett Street siebzehn. Von Beruf Koch.«
    Ich parkte vor Kuntz’ Haus und fragte mich, was der Mann, der da drinnen wohnte, für ein Typ war. Es war ein weißgestrichenes Holzschindelhaus mit knallblauen Fensterrahmen und einer mandarinroten Tür, Teil eines gut gepflegten Doppelhauses mit einem winzigen Vorgarten. Eine ein Meter hohe Marienfigur in Blaßblau und Weiß stand auf dem perfekt gemähten Fleckchen Rasen. An der Tür des Nachbarhauses hing ein holzgeschnitztes Herz mit roter Schrift und kleinen weißen Gänseblümchen drum herum, das besagte, daß hier die Familie Glick wohnte. Das Kuntz-Haus war schmucklos.
    Ich ging den Weg hinauf zur Vorderveranda, die mit grünem Allwetterteppich ausgelegt war, und läutete bei Kuntz. Ein verschwitzter, muskelbepackter, halbnackter Mann machte mir auf.
    »Was gibt’s?«
    »Eddie Kuntz?«
    »Ja?«
    Ich drückte ihm meine Karte in die Hand. »Stephanie Plum. Ich bin Vollstreckungsbeauftragte des Kautionsbüros und suche Maxine Nowicki. Ich hatte gehofft, Sie könnten mir weiterhelfen.«
    »Worauf Sie sich verlassen können. Sie hat meinen Wagen mitgehen lassen. So eine Frechheit!« Er wies mit seinem stoppeligen Kinn zum Bordstein hinaus. »Da steht er. Ein
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