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Aller guten Dinge sind vier

Aller guten Dinge sind vier

Titel: Aller guten Dinge sind vier
Autoren: Janet Evanovich
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und amüsierte sich mit Maxine in Cancún.
    Ich schob mir meine Umhängetasche über die Schulter, setzte ein freundliches Lächeln auf, marschierte den kurzen betonierten Weg hinauf zur Haustür und klopfte.
    Die Tür wurde nur einen Spalt geöffnet, bei vorgelegter Kette. »Ja?«
    Ich schob meine Karte durch den Spalt. »Stephanie Plum. Ich würde mich gern mal mit Ihnen unterhalten. Über Maxine Nowicki.«
    »Tut mir leid«, entgegnete sie. »Ich habe nichts über Maxine zu sagen. Und außerdem geht’s mir nicht gut.«
    Ich linste durch den Türspalt und sah, daß sie ihre bandagierte Hand an ihre Brust gedrückt hielt. »Was ist denn passiert?«
    Ihre Gesichtszüge waren schlaff, ihre Augen wie erloschen, sie hatte offensichtlich irgendwelche Medikamente genommen. »Es war ein Unfall. Ein Haushaltsunfall.«
    »Sieht ziemlich übel aus.«
    Sie machte ein Gesicht, als würde sie gleich zu weinen anfangen. »Ich hab einen Finger verloren. Das heißt, ich hab ihn nicht wirklich verloren. Er lag auf der Arbeitsplatte in der Küche. Ich hab ihn mit ins Krankenhaus genommen, und da haben sie ihn wieder angenäht.«
    Ich sah den Finger auf der Arbeitsplatte liegen. Einen Moment wurde mir schwarz vor Augen, und ich spürte, wie mir auf der Oberlippe der Schweiß ausbrach. »Das tut mir wirklich leid!«
    »Es war ein Unfall«, wiederholte sie. »Ein Unfall.«
    »Welcher Finger war es denn?«
    »Der Mittelfinger.«
    »Oh, Mann, das ist mein Lieblingsfinger.«
    »Nehmen Sie’s mir nicht übel«, sagte sie, »aber ich muß mich hinlegen.«
    »Warten Sie! Nur noch einen Moment. Ich muß unbedingt wissen, was mit Maxine ist.«
    »Da gibt’s nichts zu wissen. Sie ist weg. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
    Wieder in meinem Wagen, holte ich erst mal tief Luft. Von jetzt an würde ich in der Küche vorsichtiger sein. Nicht mehr im Müllschlucker nach verlorenen Flaschendeckeln kramen; nicht mehr mit der Verve eines Fernsehkochs Zwiebeln hacken.
    Es war zu spät, um an diesem Abend noch etwas zu unternehmen, deshalb fuhr ich nach Hause. Die Temperatur war um ein paar Grad gefallen, und die Luft, die durch das offene Schiebedach in den Wagen wehte, war angenehm. Ich fuhr in gemächlichem Tempo quer durch die Stadt, parkte hinter meinem Haus und ging nach oben.
    Rex bremste seinen Sprint im Laufrad ab, als ich ins Wohnzimmer kam, und beäugte mich mit zuckenden Schnurrhaaren.
    »Frag gar nicht erst«, sagte ich. »Das willst du sowieso nicht wissen.« Rex war zimperlich, wenn es um abgehackte Finger und dergleichen ging.
    Meine Mutter hatte mir etwas Hühnchen und Kuchen mitgegeben. Ich brach ein Stück vom Rand des Kuchens ab und gab es Rex. Er stopfte es in seine Backentaschen, sein kleines Gesicht so stark aufgebläht, daß ihm beinahe die blitzblanken schwarzen Äuglein aus dem Kopf sprangen. So hatte ich wahrscheinlich heute mittag ausgesehen, als Morelli ein Donut von mir haben wollte.
    Daß Sonntag ist, merke ich immer daran, daß ich mit einem Anflug von schlechtem Gewissen erwache. Das ist das Coole daran, katholisch zu sein – es ist eine vielgesichtige Erfahrung. Auch wenn einem der Glaube abhanden kommt, bleibt einem meistens die Schuld, man ist also nicht total weg vom Fenster. Ich drehte den Kopf und sah auf die Digitalanzeige meiner Uhr. Acht. Noch Zeit, um es zur Messe zu schaffen. Ich sollte wirklich gehen. Mir wurden die Lider schwer bei dem Gedanken.
    Als ich das nächstemal die Augen öffnete, war es elf. Hoppla! Zu spät für den Kirchgang. Ich wälzte mich aus dem Bett und trottete auf nackten Füßen ins Badezimmer. Es sei schon okay, tröstete ich mich, Gott werde solche kleinen Versäumnisse bestimmt verzeihen. Im Lauf der Jahre hatte ich mir meine eigene Religion zurechtgebastelt und den wohlwollenden Gott kreiert. Den wohlwollenden Gott kümmerten auch solche Lappalien wie Fluchen und Flunkern nicht. Der wohlwollende Gott blickte einem Menschen ins Herz und erkannte, ob er im ganzen gesehen gut oder böse war. In meinem persönlichen Glauben gaben sich Gott und der Heilige Nikolaus nicht mit den Kleinigkeiten des täglichen Lebens ab. Das hieß natürlich, daß man auch nicht auf ihre Hilfe zählen konnte, wenn man abnehmen wollte.
    Ich hüpfte aus der Dusche und schüttelte, statt mir die Haare zu legen, ein paarmal kräftig den Kopf. Über meine gewohnte Uniform aus Spandex-Shorts und Sport-BH zog ich diesmal ein Hockeyshirt der Rangers. Nach einem zweiten Blick auf mein Haar fand ich, es
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