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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war
Autoren: Ake Edwardson
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Umgebung.«
    »Viele der Kraftvollsten können nicht mehr als zwei Kilo anheben.«
    »Vielleicht das Alter. Aber im tiefsten Innern sind sie die Männer, die sie immer sein wollten. Außerdem habt ihr doch die Autos.«
    »Du bist also der Meinung, dass das Auto Macht ausdrückt?«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen, Sten? Hat das Auto nicht immer die Macht der Männer ausgedrückt?«
    »Tja, wie es den Jungs im Punischen Krieg gegangen ist, das weiß ich nicht .«
    »Ich weiß es. Sie haben von etwas geträumt, was sie vorwärts bringen würde, und zwar schnell. Die Männer haben es nie geschafft, sich nur aus eigener Kraft vorwärts zu bewegen. Es gibt nichts Verletzlicheres als einen Mann, der nichts weiter besitzt als seinen Körper.«
    Er spürte seinen Körper, er fühlte sich schwerer an denn je - wie eine Rüstung, die zu rosten begann. Verletzlich.
    »Und die Jungs im Schlosswald? Versuchen die sich in ihrer ganzen Verletzlichkeit zu zeigen?«
    »Das ist auch ein Zeichen von Schwäche. Wer in einem Park herumrennt, läuft vor etwas weg. Sehen die aus, als ob ihnen das Spaß macht?«
    »Es soll wehtun. Der Schmerz ist der Weg. Außerdem kriegt man vom Laufen einen schönen Körper. Das kommt den Frauen zugute.«
    »Jetzt übertreibst du aber.«
    »Dann lassen sich Frauen also willig von Fleischklöpsen umlegen?«
    »Manchmal, wenn es ein denkender Fleischklops ist.«
    »Wer seinen Körper pflegt, denkt nicht nach? Willst du das damit sagen?«
    »Dir gehen wohl die Argumente aus. Du weißt doch, dass ich es nicht so meine. Aber mir ist schlecht von all dieser Mentalität >Bau deinen Körper zu einer Festung auf<, diese Fixierung auf den Körper und die Muskeln. Es scheint nur einen Körper zu geben, kein Gehirn, als ob der Kopf und der übrige Leib eine Skulptur wären, die man pflegen und putzen und aufpumpen und so lange wie möglich glänzend erhalten muss.«
    Sten Ard sah seine Frau an. Sie hatte ja Recht. Er hatte das aus ziemlicher Nähe gesehen: Jugendliche, die Pillen aus dem Ostblock schluckten, um ihr Ziel auf kürzestem Weg zu erreichen.
    Aber konnte einem Jogger, der mit glasigem Blick zum dritten Mal um den Robbenteich lief, der ganze Schrott über die Mythen des Körpers angelastet werden?
    »Maja, ich glaub nicht, dass wir dem Jogger im Schlosswald alle Schuld geben können.«
    »Und ich halte diese ganze Verherrlichung des Körpers für verdammt gefährlich«, sagte sie »Du weißt, wie der Faschismus entstanden ist und sich entwickelt hat. Es ist gut, zu widersprechen und sich ein wenig gesunde Skepsis gegen übertriebene Körperbetätigung zu bewahren.«
    Sten Ard lachte auf. Er liebte ihre genaue und trotzdem etwas umständliche Art zu argumentieren. Übertriebene Körperbetätigung.
    Er lachte auch in der Erinnerung. Es war am letzten Wochenende auf einer glühend heißen Tribüne gewesen. Ard und die Nächsten im Gamla-Ullevi-Stadion, und sein geliebter Allianzclub, abgestiegen aus der Landesliga, und er Ausschau haltend nach etwas, was ihn mitreißen könnte. Es war übertriebener Körpereinsatz, den er sehen wollte. War die Hitze daran schuld, dass sich alle wie in Zeitlupe bewegten?
    Aber nicht die Hitze hatte die Mannschaft absteigen lassen, er hatte sich umgeschaut, die Männer mittleren Alters angesehen, die zusammen mit ihm eine kleine Gruppe mitten auf der Stehplatztribüne bildeten, und er hatte den Blick zum Polizeipräsidium gehoben, das einige hundert Meter von dem Platz entfernt lag, wo er sich jetzt aufhielt.
    Das Polizeipräsidium, Gamla Ullevi, das waren Orte, wo er sich aufhielt. In dieser Saison den Club zu begleiten war mehr Arbeit als Vergnügen gewesen, ganz zu schweigen von der vorherigen Saison, eine verdammt harte Arbeit war das gewesen, Trauerarbeit.
    Er gehörte zu der Generation der Aussterbenden und das war gut so. Fußball war kein Sport der Zukunft.
    Jemand hatte diesen Sport einmal als Rasenschach bezeichnet. Sten Ard hatte den Ausdruck immer für idiotisch gehalten, aber jetzt war er nicht mehr so sicher. Hatten die Spieler überhaupt so etwas wie Freiheit? Waren es nicht vielmehr die unsichtbaren Strippen des Trainers, die sie auf dem Platz agieren ließen? Ich sehne mich vom schwarzen Feld zu dem weißen /Ich sehne mich vom roten Faden zum blauen, vielleicht konnte Mutter Fußball mit Ekelöf beschrieben werden, Ard trug immer seinen Ekelöf mit sich herum wie eine schusssichere Weste. Die Leute machten sich nachsichtig über ihn lustig, und er wurde
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