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Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Autoren: Erin Duffy
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deine ist hübsch, aber meine ist hübscher.« Er schnaubte, als sie weitergingen, die Frau trottete schnell hinter ihm her. Ich fragte mich, ob er mit dem Zug zur Arbeit kam oder einfach den Regenbogen herunterrutschte.
    Ich hielt die Klappe. Chick ging wieder weiter und erklärte: »Das war Keith Georgalis, auf der Etage besser bekannt als Darth Vader. Er ist ein Arschloch. Er leitet den Handelstisch für hochverzinsliche Anleihen. Seine rechte Hand ist seine Analystin Hannah. Sie ist eine verdammte Idiotin, aber eine Augenweide, also behalten wir sie. Sie arbeitet nicht für mich, weswegen sollte es mich also kümmern? Wenn du auch nur halb so viele Fehler machst wie diese Idiotin, werfe ich dich achtkantig hinaus.«
    Bevor ich ein Wort erwidern konnte, blieb Chick vor einer Gruppe von Leuten stehen, über die er seinen Arm schwenkte und stolz verkündige: »Das ist der Desk.«
    »Desk« war der Wall-Street-Terminus für das Team von Leuten, das in einem speziellen Ressort arbeitete. Mein Desk, der Staatsanleihen-Desk, bestand aus vierzig Personen, die in drei langen Reihen saßen wie an Esstheken, die allerdings vollgestelltwaren mit Telefonen, Flachbildschirmen und Papieren. Jeder saß auf einem aerodynamischen Stuhl, und die einzelnen Arbeitsplätze waren nur durch einen schmalen Streifen Silikon zwischen den Tischen voneinander getrennt. Die Arbeitsplätze lagen so dicht nebeneinander, dass man beim Ausstrecken beider Arme seinen Nachbarn berührte. So etwas wie persönlicher Freiraum schien hier nicht zu existieren, und mir schwante, sollte ich neben einem Arschloch sitzen, hätte ich trostlose Tage vor mir.
    Ich starrte auf die Wand von Computermonitoren, die vor jedem aufragten. Jeder einzelne Angestellte auf dieser Etage hatte mindestens drei Monitore an seinem Arbeitsplatz. Ein paar der Händler hatten sogar sechs. Um sie alle im Blick zu behalten, standen einige erhöht auf dicken Stapeln Druckerpapier. Es war schwer zu glauben, dass es täglich so viele Informationen gab, dass sie mehrere Computermonitore rechtfertigten, und in mir stieg schnell die Befürchtung auf, dass ich niemals allem so würde folgen können wie diese Typen hier. Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht bewusst, dass jemand direkt hinter einem sitzen konnte und man so beschäftigt war, dass man monatelang kein einziges Wort wechselte, ja, nicht mal den Namen des anderen kannte. Aber das war möglich. Ich würde es noch erleben.
    Ich war nervös, und das Adrenalin machte mich so hibbelig, dass ich kaum still stehen konnte. Ich ließ meinen Blick über die Männer in den Reihen schweifen. Sie hingen alle am Telefon, einige von ihnen mit hochgelegten Füßen, einige warfen stumpfsinnig Gummibälle in die Luft, während sie telefonierten. Die Telefone klingelten ununterbrochen, farbige Lämpchen blinkten an einer riesigen Telefonzentrale. Die Schreibtische waren übersät mit Kaffeebechern, Coladosen, Wasserflaschen und Zeitungen. Es roch hier wie in einem Frühstücksdiner – eine Mischung aus Fett, Schweiß, starkem Kaffee und ange branntem Frühstücksspeck. Ich sah mich kurz um und bemerkte einen großen Karton mit Bacon- sowie Eier-und-Schinken-Sandwiches auf dem Fußboden. Ich sah auch die einzige andere Frau am Desk. Ich nahm mir vor, mich so bald wie möglich vorzustellen.
    Chick packte mich an den Schultern und drehte mich weiter, sodass ich auf die anderen langen, thekenartigen Reihen blickte. »Und nun ein kurzer Abriss über die Etage.« Er drehte mich nach links und wies auf eine viereckige Gruppierung in der Ecke des Raums. »Das ist der Handelstisch für die Emerging Markets. Sie handeln und verkaufen Anleihen von Entwicklungsländern, also Brasilien, Mexico, Chile, fast das gesamte Lateinamerika.«
    Er drehte mich um weitere zehn Grad, sodass ich die Mitte des Raumes vor Augen hatte. »Da drüben links, das ist der Handelstisch für die High Yield Bonds, also Anleihen mit einem schlechteren Rating; sie haben eine höhere Rendite, da das Risiko größer ist. Gleich links daneben sitzen die Händler für die High Grade Bonds, also Anleihen mit einer wesentlich besseren Bonität, beispielsweise Ford, IBM , Procter and Gamble. Fast alle anderen großen Firmennamen werden am High Grade Desk gehandelt, der sich gleich zu deren Linken befindet. Da hinten sind die Pfandbriefe, die sich ja von selbst erklären, und am Ende des Raums siehst du das Geldmarktteam. Sie verkaufen Bonds, die sich in einem oder weniger als einem Jahr
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