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Alle Tränen dieser Erde

Alle Tränen dieser Erde

Titel: Alle Tränen dieser Erde
Autoren: Brian W. Aldiss
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fand er ein Exemplar von ›Tiefpunkt X‹ und konnte so erfahren, was damals in Oslo geschehen war. Eines Tages nahm ihn Yarborough mit einem Motorboot zum Fischen in der Deep Bay mit, zeigte ihm die Küste Rotchinas und deutete an, daß er und Kuhnau auch mit der kommunistischen Macht im Geschäft seien.
    Die übrige Zeit waren die beiden Männer viele Stunden unterwegs und blieben sogar einmal über Nacht fort, um am nächsten Tag gegen Mittag zurückzukommen und rund um die Uhr zu schlafen.
    Als der Handel mit Kuhnau einmal abgeschlossen war, erwies er sich als freundlicher und verläßlicher Mann, voller Geschichten über Schurken und Huren und große Gaunereien auf der ganzen Welt, mit Bangkok, Lissabon und Frankfurt als herausragenden Orten; er behauptete, Frankfurt sei für ihn im Augenblick ein zu heißes Pflaster, als daß er zur Zeit dorthin zurückkönnte.
    Er kam eines Nachmittags herein, warf eine Zeitung hin, die voll der neuesten portugiesischen Horrormeldungen aus Makao war, und ließ sich in einen Sessel fallen.
    »Neuigkeiten, Walter?«
    »Ja. Gute Nachrichten für Sie und gute für mich, aber es ist besser, wenn ich Ihnen meine nicht sage! Jackie hat sich eben gemeldet, als ich hereinkam«, sagte Kuhnau. Jackie war einer seiner vielen ›Boys‹, die in Kowloon und Hongkong Aufträge für ihn ausführten. »Ihr Mr. Turner ist endlich aufgetaucht und wurde von einem unserer Boys an der Tür vom ›Mukden‹ abgefangen.«
    »Was für eine Nationalität hat er? Weshalb diese lange Verzögerung? Sind Sie sicher, daß das nicht irgendein Trick ist?«
    Kuhnau lächelte.
    »Nur ruhig, Gordon, Sie sind nicht mehr in Ihrem Gangsterland. Die Chinesen sind ehrenwerte Leute. Mr. Turner ist Chinese. Meinem Boy sagte er, er sei durch interne Schwierigkeiten in Peking aufgehalten worden. Das liegt zweifellos an der schlechten politischen Situation dort. Er möchte Sie heute abend, wenn es dunkel wird, am Stadtrand von Deep Bay treffen.«
    Willkommen in der kommunistischen Republik China, Mr. Tindale; es wird natürlich nötig sein, daß Sie sich den Schädel rasieren, das ist Ihre Hütte, nein, keine hundert Morgen, Sie Schweinehund, nur ewige Gefangenschaft in dieser Hütte, Sie kapitalistischer Lakai, alles was Ihre amerikanische Schmutzpresse über unsere Folterungen gedruckt hat ist wahr und noch mehr; um die Dankbarkeit Pekings zu zeigen, können Sie jede Frau haben die Sie wollen und werden mit Taschenbüchern des Spionagethriller- und Science Fiction-Genres beliefert, er zog einen Revolver und feuerte aus nächster Nähe…
    »Mit dem Virus, Versteht sich?«
    »Nicht heute abend. Das kommt morgen. Heute abend will er nur mit Ihnen reden.«
    »Wieder eine Verzögerung! Laufe ich über oder nicht?«
    »Das Leben ist voller Krisen. Daran müssen Sie sich gewöhnen. Wir sind in Kowloon, alter Freund, nicht in San Diego, wissen Sie.«
    »Sie hassen Amerika, nicht wahr, Walter?«
    »Sie hassen Deutschland! Sie hassen die Chinesen! Sie hassen die Vietnamesen, die Neger, die Briten, die
Mexikaner – «
    »Sie lügen, Walter! Sie sind nie in den Staaten gewesen. Sie kennen nur eine Hollywood-Version. Hören Sie, ich sollte vielleicht ein Land, das ich im Stich lasse, nicht verteidigen, aber okay – ich werde beweisen, daß wir niemand hassen, daß wir die großzügigste Nation der Erde sind und immer
waren – «
    »Na schön, beweisen Sie, Sie beweisen ja immer.«
    »Richtig – wie wir unsere guten Absichten bewiesen haben, als wir Deutschland wieder aufbauten, kurz nachdem wir Hitler ausgelöscht hatten. Hören Sie, Walter, wenn mein Unternehmen genug Surviva-Plus besitzt und es gründlich erprobt hat, wird die US-Regierung es der Welt geben und die Welt voller Unsterblicher machen. Wie gefällt Ihnen das?«
    Er öffnete die Autotür, der Mann lag da, einen Arm schlaff auf dem Lenkrad, sein Kopf hing rückwärts über den Sitz, er schwamm bis zu den Augen in Blut, so verdammt unappetitlich und es war – das Bild war so klar, nicht lieber Gott, ein Bild von etwas Wirklichem, das bevorstand, nur ein bißchen Furcht eines Ichs, das sich ewig an die nackte Tatsache des Lebens gewöhnte, aber das Gesicht konnte man nicht sehen, ich kann nicht sehen, wer es ist, es ist so wirklich…
    »Walter, hören Sie, seien Sie ein Freund, ich gebe zu, ich habe Angst. Ich habe ein friedliches Leben geführt – das Leben in den Staaten ist sehr angenehm und geschützt, Sie kennen das nicht. Kommen Sie heute abend mit, fahren
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