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Alle Robotergeschichten

Alle Robotergeschichten

Titel: Alle Robotergeschichten
Autoren: Isaac Asimov
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blitzschnell nach vorn und raste mit quietschenden Reifen vorbei. Vor zwei Wochen hatte er den alten Angus vom Asphalt gedrängt. Zur Strafe hatte ich Jeremiah für zwei Tage den Motor abgestellt.
    Aber ich fürchte, das hat nichts genützt. Jeremiah ist eben ein Sportmodell und sehr heißblütig.
    »Also, Mr. Gellhorn«, begann ich, »wofür brauchen Sie die Information?«
    Er blickte sich um. »Das ist wirklich eine erstaunliche Anlage hier, Mr. Folkers.«
    »Ach, nennen Sie mich doch Jake. Das tut hier jeder.«
    »Okay, Jake. Wie viele Autos haben Sie hier?«
    »Einundfünfzig. Jedes Jahr bekommen wir ein oder zwei neue. In einem Jahr waren es sogar fünf. Bis jetzt haben wir noch keines verloren. Sie sind alle in bester Verfassung. Wir haben sogar ein 15er Mat-O-MotModell, das immer noch läuft, eine der ursprünglichen Automatics. Es war der erste Wagen hier.«
    Guter, alter Matthew. Jetzt stand er fast den ganzen Tag in der Garage. Aber er war der Großvater aller Autos mit Positron-Motor. In seiner Jugend hatten nur blinde Kriegsveteranen, Gelähmte und Staatsoberhäupter Automatics gefahren. Aber Samson Harridge, mein damaliger Boß, war reich genug gewesen, um sich eine zu leisten. Zu der Zeit war ich sein Chauffeur. Bei diesen Gedanken kam ich mir alt vor. Ich kann mich daran erinnern, daß es auf der ganzen Welt kein Auto gab, das Verstand genug besaß, seinen Weg allein zu finden. Ich hatte tote Maschinen chauffiert, deren Steuerung jede Minute eine menschliche Hand benötigten. Jedes Jahr hatten solche Maschinen Zehntausende von Menschen getötet.
    Die Automatics hatten das abgeschafft. Ein Positronengehirn kann natürlich viel schneller reagieren als ein menschliches, und die Leute konnten ihre Hände von der Steuerung lassen. Man setzt sich hinein, gibt den Bestimmungsort an, und der Wagen findet seinen Weg.
    Heute erscheint uns das alles selbstverständlich, aber ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, als die Gesetze die alten Maschinen von den Autobahnen zwangen und nur noch Automatics zuließen. Gott, was für ein Aufruhr! Sie nannten es alles mögliche, von Kommunismus bis Faschismus, aber es leerte die Autobahnen und beendete das Töten, bis sich die Automatics schließlich durchsetzten.
    Natürlich, die Automatics waren hundertmal so teuer wie handgelenkte, und nur wenige konnten sich ein solches Privatfahrzeug leisten. Die Industrie spezialisierte sich auf Omnibus-Automatics. Man konnte immer ein Unternehmen anrufen, und innerhalb weniger Minuten stand ein solcher Omnibus vor der Tür und brachte einen, wohin man wollte. Normalerweise mußte man den Platz mit anderen teilen, die denselben Weg hatten, aber was war daran falsch?
    Aber Samson Harridge hatte einen Privatwagen, und ich ging zu ihm, als er vom Werk geliefert wurde. Damals war er noch nicht Matthew für mich. Ich wußte noch nicht, daß er einmal der Doyen der Farm werden würde. Ich wußte nur, daß er mir meinen Job wegnahm, und ich haßte ihn.
    »Sie werden mich jetzt wohl nicht mehr brauchen, Mr. Harridge«, sagte ich.
    »Was reden Sie denn da, Jake? Sie glauben doch wohl nicht, daß ich mich so einem Apparat anvertraue! Sie bleiben und lenken das Ding.«
    »Aber es fährt doch von allein, Mr. Harridge. Es überwacht die Straße, es reagiert entsprechend auf Menschen, Hindernissen und andere Autos und weiß immer ganz genau, wohin es fahren soll.«
    »Das behauptet man, ich weiß. Trotzdem, Sie sitzen hinter dem Lenkrad. Für den Fall, daß etwas schiefgeht.«
    Komisch, wie man so ein Auto allmählich liebgewinnt. Bald nannte ich es »Matthew« und verbrachte viel Zeit damit, es zu, polieren und zu pflegen. Um ein Positronengehirn in gutem Zustand zu halten, ist es das beste, ständig sein Chassis zu kontrollieren. Das bedeutet, es ist sinnvoll, die Tanks gefüllt zu halten, so daß der Motor ständig schwach laufen kann. Nach einer Weile konnte ich schon am Klang des Motors hören, wie Matthew sich fühlte.
    Auf seine Weise faßte auch Harridge Zuneigung zu Matthew. Er hatte sonst niemanden, den er gernhaben konnte. Er hatte drei Ehefrauen überlebt oder sich von ihnen scheiden lassen. Ebenso hatte er fünf Kinder und drei Enkel überlebt. So überraschte es mich nicht sonderlich, daß er dafür sorgte, daß nach seinem Tod sein Landsitz in eine Farm für ausgediente Autos mit mir als Leiter und Matthew als erster der vornehmen Bewohner verwandelt wurde.
    Es wurde mein Leben. Ich heiratete nie. Man kann nicht verheiratet sein
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