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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman
Autoren: Julie Cohen
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kannst.«
    »Weißt du noch, wie das funktioniert?«
    »Es ist ein Produkt für frischgebackene Eltern, wie schwierig kann das schon sein?«
    Sie schlang ihm die Gurte um die Arme und ließ sie vorne einrasten, sodass eine Tasche für das Baby entstand. Angeschnallt lag der Kleine an Bens Brust, seine Beine baumelten wie die eines Frosches, und er weinte in Bens Hemd hinein. Ben wickelte seinen Mantel um das Baby, und sie verließen gemeinsam die Wohnung, gingen nach unten und ins Freie.
    Das Baby hielt einen Moment inne, spürte die frische Luft, schrie dann jedoch weiter. »Meinst du, ihm tut etwas weh?«, fragte Ben sie.
    Sie konnte Bens Qual nachvollziehen. Jeder Schrei ging ihr durch Mark und Bein und appellierte an ihre Instinkte, zu besänftigen und zu beschützen. »Gehen wir ein bisschen und schauen wir, ob er sich beruhigt. Wenn nicht, können wir die Hebamme anrufen oder ins Krankenhaus fahren.«
    Ohne es vorher abzusprechen, gingen sie in Richtung Stadtmitte. Brickham war voller Menschen, die Tüten und Päckchen umklammert hielten. Farbige Lichterketten ergossen sich in Kaskaden von den Gebäuden. »Ich hatte ganz vergessen, dass all das hier ohne uns abläuft«, stellte Ben fest.
    Ein Pärchen mit einem Kinderwagen ging an ihnen vorüber. Die Mutter, die das Baby schreien hörte und Ben mit der Trage sah, lächelte Ben und dann Claire an. Ein Lächeln voll Mitleid und Komplizenschaft, die Art Lächeln, die Claire Mütter hatte austauschen sehen.
    Diese Frau hielt Ben und Claire für normale Eltern mit ihrem normalen Neugeborenen. Eine normale Familie.
    So einfach und kompliziert, so alltäglich und außergewöhnlich, nichts weiter.
    Sie erreichten Brickhams größte Fußgängerzone. Die Schaufenster glitzerten vor Kunstschnee, die Waren hell erleuchtet. Claire roch Kaffee und frisch gebackenes Brot.
    »Ich habe dir kein Geschenk gekauft«, sagte Ben. »Es tut mir leid.«
    »Ich finde«, meinte Claire, »wenn wir eine Familie sein wollen, wirst du damit aufhören müssen, dich ständig zu entschuldigen.«
    Er blieb stehen und sah sie über den Kopf des Babys hinweg an.
    »Claire«, sagte er und streckte die Hand nach ihr aus. Das Weinen des Babys wurde auf einmal zu einem Schreien und ebbte dann zu einem Ächzen ab. Und dann Stille.
    Erschrocken beugten sich die beiden über das Baby. Seine Wangen waren rosa, nicht rot, und er erwiderte ihren Blick gelassen, als fragte er sich, was das ganze Ge tue sollte.
    »Was ist passiert …«, setzte Claire an, doch dann rochen sie es gleichzeitig.
    »Uff, das riecht nach einer vollen Ladung«, sagte Ben. »Kein Wunder, dass du geschrien hast, Freundchen.« Er brach in Gelächter aus. »Stell dir vor, ich wäre in die Notaufnahme gefahren!«
    »Wir sollten ihn wickeln.« Sie deutete auf das Café an der Ecke. Er hielt ihr die Tür auf, wie er es immer tat.
    Sie reichte ihm eine Windel, Wischtücher und Kleidung zum Wechseln aus der Tasche, die sie gepackt hatte, und er machte sich auf den Weg zum Wickelraum. Sie kaufte ihnen je einen Kaffee und einen Mince Pie und ergatterte den letzten freien Tisch, am Fenster, dicht gedrängt zwischen einer Gruppe zankender Kinder und vier Rentnern mit ihren Einkaufstrolleys. Aus den Lautsprechern erklang ein Lied von Slade, die Weihnachten besangen und einen Blick in die Zukunft warfen. Sie wischte mithilfe einer Papierserviette Zucker und Kaffee von dem Tisch, und als sie Ben erblickte, der aus dem Wickelraum kam, hob sie die Hand, damit er sie fand.
    Und ihr stockte der Atem.
    Der Mann, den sie sich auserwählt hatte, um den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen, kam durch den überfüllten Raum auf sie zu. In seinen Händen wiegte er ein Kind mit seinen Haaren und seinen Augen – ih r Wirklichkeit gewordener Traum.
    Hatte sie Angst gehabt, Ben könnte jemand anderen mehr lieben, als er sie liebte? Das hier war ein Wunder .
    Rasch, das Baby sicher an sich gedrückt, beugte er sich vor und küsste sie auf die Lippen. Sie nahm es wie einen süßen Lufthauch entgegen.
    »Fröhliche Weihnachten, Schatz«, sagte er, und genauso schnell, wie er sie geküsst hatte, legte er ihr das Baby in die Arme.
    Instinktiv setzte sie sich zurecht, um den Kleinen zu halten. Seine Beine waren gekrümmt wie Notenfähnchen, und sein Körper war fester, als Claire erwartet hatte. Sie berührte seine Wange, seine weiche herrliche Wange, und er drehte das Köpfchen. Seine dunklen Augen sahen direkt in sie hinein. Er passte an ihre Brust, als wäre
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