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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman
Autoren: Julie Cohen
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Obwohl sein Vater dort gewesen war, obwohl Max die elterliche Aufmerksamkeit und Anerkennung erhielt, nach der er sich immer gesehnt hatte, hatte er auch an sie gedacht.
    Sie war nicht belanglos.
    Das Kärtchen in der Hand, ging sie ohne Mantel durch die offene Tür. Die Luft war frisch und kalt. Schnee bedeckte den Garten, abgesehen von den Fußstapfen der Lieferantin unberührt. Er hing als weiche, filigraneVerzierung an den Ästen der Bäume.
    In diesem Augenblick war sie keine Ehefrau und auch keine Mutter. Sie war ein Mensch, ein Teil des Puzzles.
    Sie erinnerte sich daran, wie Romilys Hand sich so fest um die ihre geklammert hatte, dass es wehtat. Sie erinnerte sich daran, wie sie mit ihr geatmet hatte, wie sie an die Tür gegangen war, um die Hebamme hereinzulassen. An den Anblick des kleinen Köpfchens, als es herauskam. Sie erinnerte sich an das Baby, perfekt und wunderschön, wie es sich in den Armen seines Vaters beruhigte.
    Sie war nicht die Mutter des Babys. Doch dass das Kind auf der Welt war, war auch ihr zu verdanken. Er war gezeugt worden, weil sie ihn wollte. Sie hatte bei seiner Geburt mitgeholfen. Sie hatte ihn einem Menschen gegeben, der ihn lieben und ihn beschützen würde. Selbst ihr eigenes Versagen hatte letztlich zu seiner Geburt geführt. War das nicht Teil des Zeugens von Leben?
    Und er war da draußen, irgendwo in dieser gewaltigen Stille und Ruhe. Er war gesund, und er würde heranwachsen. Er war ein neuer, vollständiger Mensch. Er war ein Weltwunder, wie dieser unschuldige Schnee.
    Er gehörte nicht ihr. Aber er existierte .
    Claire hielt das Kärtchen in der hohlen Hand und lächelte gen Himmel.
    Der ramponierte grüne Golf bremste und schlitterte ein paar Zentimeter die Auffahrt entlang. Die Hintertür ging auf, bevor der Wagen ganz zum Stehen gekommen war, und Posie sprang heraus und lief über den Schnee auf Claire zu. »Er ist ja so fabelhaft!«, rief das kleine Mädchen, stürzte auf sie zu und schlang die Arme um ihre Taille. »Du musst ihn dir ansehen, Tante Claire, es ist einfach unglaublich!«
    Claire legte die Hände um Posies Wangen. »Du bist ja ganz aufgeregt.«
    »Er kann meinen Finger ganz fest halten, und er hat komische Zehen, genau wie meine!«
    Die bloße Erinnerung, dass das Baby Zehen besaß, ließ Claire erneut lächeln. »Du bist eine wunderbare große Schwester, weißt du das?«
    »Klar! Ich werde alles mit ihm machen. Ich werde ihm Lesen beibringen.«
    Die Beifahrertür ging auf, und Romily kletterte aus dem Wagen. Claire sah nervös in Richtung Fahrertür, ob Ben den Wagen fuhr, und zur Rückbank, ob auch das Baby dabei war. Stattdessen erblickte sie Jarvis’ blonden Schopf.
    »Wie geht es dir?«, fragte Romily sie. Selbst in dem marineblauen Dufflecoat sah sie merklich schlanker aus als bei ihrer letzten Begegnung.
    »Sollte ich das nicht dich fragen?«
    Romily zuckte mit den Schultern. »Die Geburt war nicht das Schwierige, wie du weißt.«
    »Wie geht es dem Baby?«
    »Es geht ihm prächtig. Er hat geschlafen, und er hat auch ein bisschen getrunken, sagt Ben.«
    »Sagt Ben?«
    »Romily will ihn nicht besuchen gehen«, sagte Posie. »Ich finde das doof. Aber Jarvis hat mich gestern Abend in die Wohnung rübergebracht.«
    Claires Herz hämmerte. »Das Baby ist bei Ben in seiner Wohnung? Sie sind nicht bei dir?«
    Romily schüttelte den Kopf.
    »Er … Ich habe nichts von ihm gehört«, sagte Claire.
    Romily hielt Claire eine Einkaufstasche entgegen. »Das liegt wahrscheinlich daran, dass du dein Handy in meiner Wohnung vergessen hast. Es hat pausenlos geläutet. Gehst du nie an deinen Festnetzanschluss?«
    »Ich …« Hatte es bei ihr zu Hause überhaupt geläutet? Es war schwer zu sagen, ob sie es von oben gehört hätte, falls dem so gewesen sein sollte. Sie versuchte immer noch, die Information zu verdauen, dass sich Ben und das Baby nicht bei Romily befanden.
    Sie warf einen Blick auf die Tasche. »Da ist nicht bloß mein Handy drin.«
    »Nein. Da ist auch noch eine Kühltasche mit abgepumpter Muttermilch.«
    »Sie nimmt diese eklige Maschine«, sagte Posie. »Jarvis sagt, es erinnert ihn an das Gerät, das man bei einer Milchkuh nimmt. Im Moment kommt aber nicht viel Milch raus. Aber Romily sagt, das ist normal, weil das Baby so viel gegessen hat, als es in ihr drinnen war. Da braucht es jetzt nicht viel. Es braucht bloß ein bisschen, und später wird es dann reichlich Milch geben.«
    »Posie«, sagte Romily, »wetten, dass du es nicht schaffst,
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