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All the lonely people

All the lonely people

Titel: All the lonely people
Autoren: Eva Wlodarek
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geboren. Schon als Säugling wurde er operiert und über Monate in ein Gipsbett gesteckt. Im Laufe der folgenden zwei Jahre musste er noch mehrmals ins Krankenhaus. Seine Mutter erzählte ihm, dass er nach den Aufenthalten dort immer ganz verstört gewesen sei.
    Es kommt auch häufiger vor als man denkt, dass eine Mutter nach der Geburt ihres Kindes eine postnatale Depression bekommt. Sie fühlte sich nicht in der Lage, ihr Kind anzunehmen. Ein Säugling spürt über den Körper sehr genau, ob er liebevoll angenommen wird. Oft reagiert er auf die Ablehnung der Mutter, indem er die Nahrung verweigert.
    Der Psychoanalytiker Heinz Kohut sieht das Problem einer frühen Störung besonders darin: »Derartige primäre Zustände können nie durch verbalisierte Erinnerungen zurückgerufen werden wie etwa Traumata, die nach dem Spracherwerb aufgetreten sind.« 3 Er beschreibt die Folgen früher Störungen als eine namenlose Depression und einen Zustand innerer Lähmung, der uns ein Leben lang begleiten und sich als innere Einsamkeit zeigen kann.
    Doch auch spätere dramatische Ereignissen wie der Tod eines nahen Angehörigen, Trennung der Eltern, Umzug, Krankheit, Missbrauch oder Kriegserlebnisse können die Wurzel für Kontaktprobleme sein.

Haben Sie früh einen geliebten Menschen verloren?
    A ls Kinder haben wir keine Vorstellung vom Tod. Wir glauben, dass Papa, Mama, Oma, Opa und alle anderen, die wir lieben, ewig leben. |24| Werden wir in jungen Jahren plötzlich mit dem Sterben konfrontiert, hinterlässt das meist einen tiefen Schock.
    Ich denke an ein Mädchen, das erst acht Jahre alt war, als seine Mutter an Krebs starb. Niemand hatte das Kind auf den Tod vorbereitet. Plötzlich war Mama nicht mehr da. Nach der Beerdigung wurde nicht über den Verlust gesprochen. Nur hinter vorgehaltener Hand bedauerte man »das arme Kind« und warf ihm mitleidige Blicke zu. Das Leben ging weiter, das Mädchen blieb mit seiner Trauer allein.
    Die Scheidung der Eltern kann sich auf ein Kind emotional ähnlich wie ein Todesfall auswirken. Häufig ist ein Elternteil so gekränkt, dass er jedes mögliche Zusammentreffen mit dem anderen entweder verhindert oder – soweit er es notgedrungen zulassen muss – es mit bitteren Worten und psychischem Druck auf das Kind begleitet und so die Beziehung zerstört.
    Vielleicht haben Sie durch ein ähnliches Erlebnis allzu früh erfahren, wie vergänglich Bindungen sein können. Das kann dazu führen, dass Sie sich nie mehr richtig auf einen Menschen einlassen. Selbst wenn Sie heute einen Partner oder eine Familie haben, halten Sie unbewusst ein Stück von Ihrem Herzen zurück. Sicher ist sicher.

Waren Sie Grausamkeiten ausgeliefert?
    S eelische und körperliche Gewalt in der Kindheit lehrt uns, dass wir schutzlos sind. Meist müssen wir unser Leiden sogar noch als Familiengeheimnis bewahren und dürfen es niemandem anvertrauen. Keiner darf von dem sexuellen Missbrauch, den Schlägen oder den psychischen Quälereien erfahren.
    In einem Seminar bewegte uns alle die Geschichte von Britta. Ihre Eltern waren Anhänger einer Sekte. Musik, Tanzen, Fernsehen, Make-up und auffällige Kleidung waren den Mitgliedern strikt verboten. Darüber hinaus entwickelte der autoritäre Führer ständig neue Regeln. So hatte er überraschend angeordnet, dass auch Blumen und Haustiere nicht mehr erlaubt seien. Als die zwölfjährige Britta eines Tages aus der Schule kam, hatten sie Eltern ohne Vorwarnung ihren liebsten Spielgefährten, den kleinen Terrier Blacky, in |25| ein Tierheim gegeben und ihre selbstgezogenen Pflanzen in den Abfall geworfen.
    Als ebenso sadistisch empfand ich, was Enno als Junge erlebt hat. Sein Vater, ein ehrgeiziger Richter, holte ihn fast jede Nacht aus dem Schlaf, ließ ihn strammstehen und lateinische Grammatikregeln aufsagen. Sobald er zögerte, gab es Schläge.
    Wenn Sie körperlichen oder seelischen Grausamkeiten ausgesetzt waren, kann sich eine verborgene Angst vor anderen Menschen entwickeln. Sie schließen dann mit sich selbst den unbewussten oder sogar bewussten Pakt, dass Sie alles dafür tun werden, sich nie wieder in Ihrem Leben so ausgeliefert zu fühlen.

Haben Sie die Welt als unsicheren Ort erlebt?
    A ls Kinder brauchen wir Stabilität. Wir müssen uns auf die Menschen unserer Umgebung verlassen können. Vor allem unsere Eltern sollten uns Schutz und eine gewisse Gleichmäßigkeit bieten. Das gilt sowohl für die äußere als auch für die emotionale Sicherheit. Doch oft genug
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