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All the lonely people

All the lonely people

Titel: All the lonely people
Autoren: Eva Wlodarek
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wollen. Ihre Individualität wird nicht nur respektiert, sondern sogar begrüßt und gefördert. Auf die Menschen um Sie herum können Sie sich voll verlassen.
    Unter diesen Voraussetzungen hätten Sie beste Chancen, auch später als erwachsener Mensch nicht einsam zu sein. Warum? Ihr Selbstbewusstsein ist dann groß genug, um mit Mut und Initiative die äußeren Gegebenheiten so zu bestimmen, dass Sie sich wohlfühlen. Sie haben keine Angst, sich anderen zu öffnen und können deshalb leicht Kontakte knüpfen oder Freundschaften schließen. Ihr Urvertrauen verhindert, dass Sie sich misstrauisch abkapseln. Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so. Aus der Traum! Wer von uns ist schon in so einem psychischen Schlaraffenland groß geworden? Wir können zufrieden sein, wenn unsere Eltern, Lehrer und Freunde uns wenigstens einen Teil der eben beschriebenen positiven Voraussetzungen mitgegeben haben. Je weniger das der Fall war, desto schlechter stehen die Chancen für ein Leben ohne Einsamkeitsgefühle. Durch ungünstige Bedingungen in unserer Umgebung wird Einsamkeit verursacht oder zumindest gefördert. Je früher diese auf uns einwirken, desto ungeschützter sind wir ihnen ausgesetzt, und desto mehr prägen sie uns.

Kinder haben keinen Filter
    I n den ersten Lebensjahren sind wir noch ganz direkt mit unseren Gefühlen verbunden. Der Psychologe Henry Ebel belegt das mit einem kleinen, einleuchtenden Beispiel. 2 Sagen Sie einem Dreijährigen: »Ja, ich weiß, dass ich dir versprochen habe, heute mit dir in den Zoo zu gehen, aber leider klappt das nicht.« Der Dreijährige wird in Tränen ausbrechen. Teilen Sie dagegen einem Kollegen mit, dass ein für ihn wichtiges Meeting ausfällt, dann hat er seine Enttäuschung höchstwahrscheinlich unter Kontrolle.
    |22| Dieser unmittelbare Zugang zu unseren Gefühlen macht uns als Kinder ungeheuer verletzlich. Er führt dazu, dass wir sämtliche Eindrücke ungefiltert aufnehmen. Uns fehlt die Möglichkeit, sie zu relativieren. Deshalb wirken sie besonders stark. Ich erinnere mich noch sehr genau an ein Erlebnis, das ich als Vierjährige hatte: Meine Großmutter hatte mir eine Puppe mit einem Porzellankopf geschenkt, die ich heiß und innig liebte. Als ich ihr eines Tages ein anderes Kleid anziehen wollte, rutschte sie mir aus der Hand. Der Kopf zerbrach in tausend Stücke. Ich habe unglaublich geweint und so getrauert, als ob ein lieber Mensch gestorben wäre. Da nutzte es gar nichts, dass die Erwachsenen beschwichtigend sagten: »Es ist doch nur eine Puppe.«
    Als Kinder können wir uns unsere Erlebnisse nicht ausreichend erklären.
    Mit wenig Lebenserfahrung wissen wir kaum etwas über die Ursachen dessen, was uns begegnet. Wir müssen notwendigerweise glauben, was man uns sagt und für bare Münze nehmen, was wir erleben. Solange uns niemand die Zusammenhänge erläutert oder wir noch nicht in der Lage sind, sie zu verstehen, interpretieren wir sie halt so, wie es uns auf unserem Entwicklungsstand möglich ist, nämlich ganz einfach und geradlinig. Wir beziehen negative Erfahrungen direkt auf uns und entwickeln daraus meist unbewusst ein entsprechendes Bild von der Welt, anderen Menschen und uns selbst.

Innere Katastrophen in der Kindheit
    A uf der Suche nach den Ursachen für aktuelle Einsamkeitsgefühle bin ich in der Psychotherapie zusammen mit meinen Klienten und Klientinnen oft auf tief sitzende schmerzliche Erinnerungen aus der Kindheit gestoßen. Erlebnisse, die für Erwachsene zwar leidvoll, aber nicht unüberwindbar gewesen wären, hatten auf das kleine Mädchen oder den kleinen Jungen eine verheerende Wirkung: Ihr Vertrauen in eine liebevolle, beschützende Umwelt und ihr Selbstwertgefühl wurden nachhaltig beschädigt. Negative Bedingungen, besonders in frühen Jahren, führen dazu, dass wir die Welt als ein Ort der seelischen oder körperlichen Leiden betrachten. Wir fühlen uns verlassen oder |23| getäuscht. Diese Erfahrung gräbt sich ein und bestimmt möglicherweise vom Unterbewusstsein aus unser weiteres Leben.
    Traumatische Situationen hinterlassen ihre Spuren. Am tiefsten sitzen Erlebnisse, die uns in der Zeit zustoßen, bevor wir sprechen können. Etwa wenn ein Kind zu früh geboren wurde und seine erste Lebenszeit im Krankenhaus verbringt. Schlimm ist es auch, wenn ein Säugling die Mutter entbehren muss, Schmerzen leidet, in einer kalten, gewalttätigen Atmosphäre oder mit Ablehnung aufwächst.
    Einer meiner Klienten wurde mit einem Hüftleiden
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