Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
Fall.« Wiggins tippte mit der Wurzel an seinen Henkelbecher. »Die Tante – sie heißt Cox, Edna Cox – verständigte gestern die Polizei und sagte, ihre Nichte hätte Sonntagabend zu Hause sein sollen, sie würde montags nie bei der Arbeit fehlen und hätte auch nicht angerufen. Die Cox war dann in der Gerichtsmedizin und sagte, nein, das sei sie nicht, und überhaupt würde ihre Mariah – also Mariah Cox, die Nichte – niemals solche Kleider tragen. Die Polizei benutzt die Aufmachung als Identifizierungshilfe. Ich meine, wie viele Frauen in der Gegend würden denn so ein Kleid tragen und solche spitzen Schuhe von …«
    »Jimmy Choo. Und wann ist Mariah Cox verschwunden?«
    »Nun, die Tante vermisste sie zunächst am Samstag – nahm aber ja an, Mariah wäre übers Wochenende in London. Sonntags kam Mariah gewöhnlich immer zurück, diesmal jedoch nicht. Und auch nicht am Montag …«
    Jury hatte sich von seinem Stuhl erhoben. »Ich will mit der Tante reden.«
    »Sie sagte, es sei gar nicht ihre Nichte, Chef.«
    »Das ist mir schnurzegal. Eine Frau verschwindet, und eine Tote taucht auf – was für ein verdammter Zufall.« Er zog seinen Mantel über.
    »Aber die Frau würde sie doch erkennen, ihre eigene …« Das Telefon klingelte, und Wiggins schnappte sich den Hörer, nannte seinen Namen und lauschte. Nach fünf Sekunden hielt er einen Finger in die Höhe. »Es ist wieder Sergeant Cummins, Chef, hier …« Er hielt ihm den Hörer hin.

    Jury nahm ihn und setzte sich auf die Kante von Wiggins’ Schreibtisch. Er lauschte, sagte, er wäre in einer Stunde da und gab Wiggins den Hörer zurück.
    »Anscheinend konnte jemand anderes die Leiche identifizieren, die Leiterin der Bibliothek, für die die Nichte gearbeitet hat. Und die behauptet, die Tote sei Mariah Cox.«

7. KAPITEL
    Er verbrachte einige Zeit in High Wycombe, um sich zu beschaffen, was an gerichtsmedizinischem Beweismaterial verfügbar war. Dabei wurde er von der Polizei von Thames Valley bemerkenswert freundschaftlich behandelt, wenn man bedachte, dass er für die wohl eher ein Klotz am Bein war. Dies äußerte er dem Detective Chief Inspector gegenüber, zu dem David Cummins ihn geführt hatte.
    DCI Stevens lachte bloß. »Ach, ich weiß nicht. Wir sind hier ja nicht alle wie Morse.«
    Jury stutzte verwirrt. » Morse ?«
    »Mein Gott, Mann, Sie kennen Morse nicht? Polizei von Thames Valley? Oxford?«
    »Ach, der Morse. Aus dem Fernsehen. Na, so einer bin ich aber auch nicht, da können Sie Gift drauf nehmen. Ich würde mich trotzdem gern mit der Tante unterhalten, dieser Edna Cox.«
    »Klar. Sergeant Cummins bringt Sie hin. Komisch, aber was mich daran gewundert hat, dass die Cox das Opfer nicht identifizieren konnte, war, dass ihre abschlägige Antwort so schnell kam. Wie bei jemandem, der etwas Unangenehmes nicht wahrhaben will. Gewöhnlich zeigt man sich doch unendlich erleichtert, wenn man feststellt, dass die Leiche, die man vor sich hat, nicht der Mensch ist, den man liebt. Deshalb haben wir auch die Bibliothekarin kommen lassen, das ist die Leiterin dort, Mary« – er schaute auf ein Blatt Papier – »Chivers heißt sie. Die hat sie identifiziert. Natürlich sagte die ebenfalls, sie sähe Mariah gar nicht ähnlich, und es sei kein Wunder, dass die Tante sie nicht
erkannt habe: das rötlichbraune Haar, die ganze Aufmachung, das Kleid. Glauben Sie, Mariah ist an den Wochenenden nach London gefahren, um anschaffen zu gehen?«
    »Kann schon sein. Ich will mit beiden Frauen sprechen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Nein, wieso sollte ich? Wir sind immer froh, wenn jemand von der Metropolitan vorbeischaut.«
    Jury lächelte. »Nein, sind Sie nicht.«
     
    »Verzeihung«, sagte David Cummins, während sie sich in den Wagen quetschten. »Ich hab’s auf Ihrem Handy versucht, bekam aber keine Antwort. Dann bei Scotland Yard, da ging Ihr Sergeant dran.«
    »Und der rief bei mir zu Hause an. Die Nachricht hat eine Freundin von oben entgegengenommen. Ich habe einen Anrufbeantworter, der aber noch nie funktioniert hat. Wenn sie also gerade die Treppe runterkommt und mein Telefon klingeln hört, geht sie zu mir rein und hebt ab.« Jury sah die rote Ampel weiter vorn und zog den Zettel hervor. Als Cummins bremste, reichte Jury ihn ihm hinüber.
    Der Sergeant las stirnrunzelnd, dann lachte er. Die Ampel schaltete um. »Mein Gott. Wie sind Sie daraus denn schlau geworden?«
    Jury steckte die Nachricht wieder ein. »Sie verbringt die meiste Zeit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher