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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit
Autoren: Dawn Cook
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als Erster rührte, um zu der Stelle hinüberzugehen, an der Bailic zuletzt gestanden hatte. Er starrte einen Augenblick darauf hinab und griff dann nach Alissas friedfertigem Buch. Er blies ein Blütenblatt von dem Ledereinband und flüsterte: »Was ist geschehen?«
    Nutzlos nahm in einem grauen Wirbel seine menschliche Gestalt an. »Das Volk von Ese’ Nawoer hat ihn in sechzehntausend Stücke gerissen«, sagte er leise. »Bailics Seele ist so gründlich zerstückelt, dass sie sich nie wieder zusammenfügen wird.«
    Ein schweres Seufzen brach die Stille, und Alissa wandte den Kopf und sah Lodesh am Fuß einer Euthymie sitzen. Er hatte die langen Beine ausgestreckt und strahlte große Zufriedenheit aus.
    »Lodesh!«, rief Strell. Er legte das Buch neben Alissa, ging hinüber, packte den Mann am Arm und zog ihn auf die Füße.
    Müde schritt der Stadtvogt durch die wirbelnden Blüten und blieb vor ihr stehen. »Meine Bäume …« Er machte eine ausladende Geste. »Sie blühen wieder. Ich danke Euch. Sie hatten so lange Zeit vergessen, wie das geht.« Er atmete tief den Duft ein und schloss die Augen. Als er sie öffnete, war er beinahe wieder der Alte, und der letzte Knoten der Besorgnis in ihrem Magen begann sich zu lösen.
    Nutzlos starrte ihn mit offenem Mund an. »Ihr seid noch hier?«, platzte er heraus. »War das nicht genug?«
    Lodesh lächelte sanft. »Doch«, nickte er, »in gewisser Weise. Bailic hätte mehr Elend hervorgerufen, als wir es damals verursachten, indem wir unsere Mauer errichteten und unsere Hilfe verweigerten. Ihn an seinen Gräueltaten zu hindern war genug, um mein ganzes Volk zu erlösen, oder mich allein. Meine Leute sind schuldlos im Vergleich zu mir. Das war meine Mauer. Meine Entscheidungen.« Mit einem kurzen, bitteren Lachen zuckte er die Achseln. »Die Wahl fiel mir nicht schwer. Ich, alter Freund, werde niemals ruhen. Meine Schuld gilt auf ewig.«
    Alissa war traurig darüber, dass er nicht mit seinem Volk in Frieden gehen konnte, und senkte den Kopf. Eine einzelne Träne, die sie nicht aufhalten konnte, fiel auf den Boden.
    »Nicht doch«, tadelte Lodesh. »Ich bin die Tränen eines Rakus nicht wert.« Er hob ihren Kopf und zwang sie, ihn anzusehen. Als sie in seine klaren grünen Augen blickte, las sie Frieden darin, doch darunter lagen Sehnsucht und Reue, die er vor ihr nicht verbergen konnte. »Ich bin zufrieden« , murmelte er in ihren Gedanken. »Einer Bestie wie Euch zu dienen, wird mir eine ang e nehme Aufgabe sein.«
    Alissa stockte der Atem, denn er hatte das Wort Bestie ungewöhnlich vielsagend betont.
    »Das ist ein gefährlicher Pakt, den Ihr mit Euch selbst geschlossen habt« , fuhr er stumm fort und bestätigte damit ihre Befürchtungen.
    »Ihr wisst von Bestie!« , platzte sie in seine Gedanken hinaus, und er nickte mit todernstem Gesicht.
    Lodesh warf einen Blick auf Nutzlos, der stirnrunzelnd den Nachthimmel betrachtete, und fuhr fort: »Ich habe viele Stunden mit Keribdis verbracht« , erklärte er lautlos. »Ich habe viel über seltene Erscheinungen wie Euch gelernt. Sie hat ihre Pflichten sehr ernst geno m men, und ihre Verantwortung war ihr stets bewusst. Ihr habt Glück, dass sie jetzt nicht hier ist. Sie würde Bestie binnen weniger Augenblicke entdecken und Euch zwi n gen, sie zu zerstören.«
    »Sie ist ein Teil von mir« , widersprach Alissa schwächlich. »Sie zu verlieren würde mich viel kosten und niemandem etwas nützen.«
    »Ja. Nun, ich kann ein Geheimnis bewahren«, sagte Lodesh laut und straffte die Schultern. »Es tut mir nur leid für Keribdis.« Lodesh grinste boshaft, als Strell näher trat, die Arme voller Holz.
    »Keribdis?«, murmelte Nutzlos. Finster starrte er auf Strells gesammeltes Holz, und Alissa ahnte, was sein Stirnrunzeln bedeutete. Nutzlos wollte gewiss sofort zurück zur Feste, und sie freute sich nicht eben auf den Konflikt, der sich hier zusammenbraute.
    Lodesh strahlte. »Wie ich Alissa gerade erzählt habe« – er zwinkerte ihr zu – »wäre Keribdis gewiss sehr unglücklich, wenn sie feststellen müsste, dass all ihre Studien und Vorbereitungen umsonst waren.« Er kicherte. »Man stelle sich nur vor – da hat sie hunderte von Jahren darauf verwandt, sich auf ein Ereignis vorzubereiten, um im letzten Augenblick zu verschwinden und die Sache Eurer –«
    »Das reicht, Lodesh«, unterbrach Nutzlos ihn scharf. »Sie sind fort. Es ist unhöflich, von ihnen zu sprechen.«
    Lodesh zuckte mit den Schultern und kniete sich hin, um
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