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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit
Autoren: Dawn Cook
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sie und warf Kralle ihr Frühstück zu. Der Falke fing es aus der Luft und flog ein Stückchen von ihnen weg, ehe er sich mit Begeisterung darüber hermachte.
    »Ich will mich nicht beklagen«, betonte Strell, »aber du verstehst, was ich meine. Die Regeln sind nicht umsonst so streng. Ich habe überhaupt nur so lange überlebt, weil keine anderen Bewahrer da waren. Talo-Toecan sagt, dass bald eine neue Schar Schüler hier auftauchen wird, nun, da Bailic fort ist. Er sagt, sie würden hitzig und unbeherrscht sein und ich würde kaum eine Woche überleben, sobald sie erst anfangen, ihre neu entdeckten Fähigkeiten auszuprobieren.«
    »So gefährlich ist es bestimmt nicht« , murmelte sie schmollend.
    Strell zuckte mit den Schultern und sah ihr fest in die Augen. »Du hast recht, aber versuch du mal, ihn davon zu überzeugen. Ich habe die ganze Nacht darauf verwandt und bin kein Stück vorangekommen.« Er drehte sich nach Nutzlos und Lodesh um, die in der Ferne hitzig diskutierten.
    Alissa fühlte sich furchtbar elend und schlug die Augen nieder. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er fortgehen würde. Nicht jetzt. Überhaupt nie. »Wie la n ge kannst du noch bleiben?« , entschlüpfte es ihr, und die Trauer schnürte ihr die Kehle zu.
    Strell schob mit einer Stiefelspitze Blütenblätter zu einem Haufen zusammen. »Ein paar Tage. Die tieferen Pässe sind schon seit Wochen offen. Vielleicht könnte ich im Herbst auf einen Besuch vorbeikommen und dann bedauerlicherweise eingeschneit werden.«
    Dieser Gedanke munterte sie ein wenig auf, und sie hob den Kopf, um Strell bekümmert anzusehen.
    »Es ist mir egal, ob du kleine weiße Füße hast oder große mit Klauen daran, Alissa«, flehte Strell. »Ich will nur bei dir sein. Vielleicht in zehn Jahren …« Er verstummte und blickte zu Boden.
    Zehn Jahre, dachte sie, und der Hain verschwamm vor ihren Augen. Das war eine so lange Zeit.
    »Ach ja«, sagte Strell verlegen und suchte seine Taschen ab, als wollte er vom Thema ablenken. »Lodesh fand, ich sollte dir das hier geben.« Er grub tief in einer Tasche, brachte ein kleines Stück gelben Stoffs zum Vorschein und schlug es auf. Darin lag ein rundes Gebilde aus goldener Spitze. Er legte es ihr auf die Hand. »Ich brauche es eigentlich nicht mehr«, erklärte er. »Lodesh meinte, du hättest es vielleicht gern.«
    Sie betrachtete das Ding, das auf ihrer Hand so klein und zerbrechlich wirkte, und runzelte die Stirn. »Das ist ein Talisman für Liebe« , sagte sie und staunte über das exquisite kleine Schmuckstück. »Hast du ihn gemacht?«
    Strell starrte auf seine Füße und bekam rote Ohren. »Ja, nun ja, ich hatte noch etwas übrig, und, na ja – du weißt schon.«
    »Übrig?« , fragte sie, und Hoffnung keimte in ihr auf. »Du meinst, der ist auch aus Haaren gemacht?«
    Strell lächelte schwach. »Erinnerst du dich an deinen Glücksbringer? Damit er auch wirkt, muss man einen Talisman immer aus Haar flechten.«
    »Wessen Haar?« , hauchte sie.
    »Na, aus deinem natürlich!« Strell blickte besorgt drein.
    »Das ist mein Haar!« , rief Alissa aus, während sie unwillkürlich die Hand zu ihrem nicht mehr vorhandenen Schopf hob und auf einmal in einem Blütenschauer stand.
    Strell riss erschrocken die Augen auf. »Es tut mir leid«, entschuldigte er sich und stand hastig auf. »Ich dachte nicht, dass …« Den restlichen Satz verschluckte er, denn er sah mit offenem Mund zu, wie das kleine goldene Ding urplötzlich verschwand.
    »Nein! Warte!«, rief Nutzlos entnervt quer über die Lichtung.
    »Was?«, schrie Strell und wich zurück, als auch Alissa in einem Wirbel perlweißen Nebels verschwand. »Was habe ich getan?«
    Überflüssige Masse verwandelte sich wie von selbst wieder in Energie und floss ihrer Quelle zu, als sie Zugang zu ihrem ursprünglichen zellulären Muster fand. Strells Talisman hatte die Erinnerung daran ausgelöst, und nun würde sie es nie mehr vergessen. Strell war nicht darauf vorbereitet, dass sie sich plötzlich wieder zu ihrer menschlichen Gestalt zusammenfügte und sich ihm strahlend an den Hals warf. Ihre alten Kleider waren verschwunden, und sie trug nun ein zu weites, goldfarbenes Gewand, locker mit einer schwarzen Schärpe gegürtet. Die Robe war so groß, dass Alissa in den üppigen Falten beinahe verschwand, doch zumindest war sie züchtig verhüllt. Es war ihr gleich, woher dieses Gewand gekommen sein mochte. Sie wusste nur, dass sie wieder da war und dass Strell hier war und sie
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