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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2
Autoren: Frank Borsch
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war seine Art, seinen Sensor aus dem Takt zu bringen. Hoffte Paul. Vielleicht war Wolf auch am Ende und er hechelte auf dem letzten Loch. Er hatte Wolf nie danach fragen können, ihr Code war auf das Nötigste beschränkt.
    »Ich konnte nicht widerstehen«, sagte Wolf. »Die Wache war richtig schön fett. Und sie ist mir mit ihren blöden Fragen auf die Nerven gegangen.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Sag uns die Pläne der Aliens! Was wollen sie auf der Erde?
    Wieso sprechen sie nicht mit uns? Wie hast du ihnen geholfen? Woher kommen sie? Was hat es mit den Halsbändern auf sich, die alle Aliens nach dem Transfer getragen haben? Was ist mit den Menschen geschehen, deren Körper von Aliens übernommen wurden? Und hundert mehr.«
    »Den üblichen Mist eben.«
    »Eben.«
    »Was hast du ihnen gesagt?«
    »Rate.«
    Paul überlegte. Etwas stimmte nicht. Das war nicht ihr übliches Geplänkel. Er beschloss, sich vorzuwagen. »Die Wahrheit?«, riet er.
    »Was sonst?«, hechelte Wolf. »Ich bin kein Mensch, ich kann nicht lügen. Ich habe ihnen gesagt, dass alles ein furchtbarer Irrtum ist. Dass ich nicht hierhergehöre. Dass ein Alien namens Pasong mich dazu verführt hat, mich zu einem Messias des Menschenabschaums aufzuschwingen. Dass ich dem Abschaum vom Paradies Sigma V irgendwo zwischen den Sternen gepredigt habe, von einem Raumschiff, das kommen
würde, um sie ins Paradies zu bringen. Dass ich niemals an dieses Raumschiff geglaubt habe, aber daran, dass es einen besseren Ort als die Erde geben muss - und dass ich bereit war, alles zu tun, was nötig ist, um dort hinzugelangen.«
    Wolf hatte ihnen die Wahrheit gesagt. Wort für Wort. Nach all den Monaten. Wieso?, fragte sich Paul. Laut sagte er: »Eine phantastische Geschichte, die du dir da ausgedacht hast, Wolf. Aber sag mir: Wie kommt es, dass du dann noch hier bist?«
    »Weil mich dieser verdammte Alien aufs Kreuz gelegt hat! Er hat mich als Tor benutzt, durch das hunderttausend Alien Seelen in Menschen geschlüpft sind. Als ich wieder aufwachte, fand ich mich in dieser Zelle wieder. Und dir ist es kaum besser ergangen. Durch dich sind hunderttausend Menschenseelen abgeflossen - und Pasong hat dich hier sitzen lassen!«
    »Mann!« Paul schüttelte den Kopf, auch wenn Wolf ihn nicht sehen konnte. Es war eine Geste, die warm hielt, die half, in der Kälte nicht zu vergessen, dass man ein Mensch war. »Und du erwartest im Ernst, dass dir jemand diesen Unsinn abnimmt?«
    Sie lachten, um die implantierten Sonden zu täuschen. Das Korps sollte nicht erfahren, dass sie Wahrheiten aussprachen.
    »Das haben sie auch nicht«, sagte Wolf. »Sie wollten mir nicht glauben.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Sie haben mich geschlagen. Bis ich ihnen die wahre Wahrheit gesagt habe.«
    »Und die ist?«
    Paul löste sich von der Wand, ging in der Zelle auf und ab. Wolf hatte sich wieder gefangen, seine Stimme war laut genug, um sie überall in der Zelle hören zu können.
    »Dass sie einem Homeworld-Security-Täuschungsmanöver aufgesessen sind. Es gibt keine Aliens. Es gibt nur zwei Virenstämme, die in Geheimlabors der USAA kreiert wurden. Ein Virus lässt Infizierte glauben, dass sie Aliens sind. Der andere lässt Infizierte glauben, dass es Aliens gibt. Die Infektion mit einem Virus verleiht automatisch Immunität gegen den
anderen. Beide Gruppen sind nur noch mit ihren durch die Viren hervorgerufenen Wahnvorstellungen beschäftigt - und sorgen dafür, dass die globale Vormacht der USAA unangefochten bleibt. Im Innern stabilisiert der Alien-Virus die USAA, weil er der Regierung ihre Daseinsberechtigung gibt und au ßerdem die Möglichkeit, staatsschädliche Elemente effizient zu kontrollieren und zu eliminieren.«
    Viren, Homeworld Security … Wolf hatte ihnen eine der wirren Verschwörungstheorien vorgesetzt, wie sie zu Tausenden im AlienNet kursierten. »Haben sie dir das geglaubt?«
    »Nein. Sie haben mich geschlagen.«
    Deshalb also hatten die Wachen Wolf so zugerichtet, dass er nicht mehr hatte stehen können. Wolf hatte sie gereizt, sie dazu gebracht, bis an das Limit zu gehen, das bei den beiden wertvollen Häftlingen gestattet war. Aber wieso? Bröckelte Wolfs Lebenswillen ab? Suchte er den Tod, um der Haft zu entkommen?
    Paul rieb die Finger aneinander, um die Kälte aus den Gelenken zu verscheuchen.
    Nein, Wolf war nicht so. Er war in einem Laborkäfig geboren worden, war dort aufgewachsen. Er war daran gewöhnt, eingesperrt zu sein. Und geschlagen und getreten zu werden.
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