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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2
Autoren: Frank Borsch
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Nicht von Wachen, die an der kurzen Leine des Korps gehalten wurden, und mit einem Sensor in seinem Körper, der Alarm gab, wenn es an der Zeit war, die Leinen straff anzuziehen. Nein … Menschen, die glaubten, ihnen sei an Wolf erlaubt, was immer ihnen gefiel, hatten es getan. Wolf war kein Mensch, dachten sie. Wolf war kein Tier. Er war weniger als das. Paul wusste es besser: Wolf war weit mehr.
    Was aber bezweckte er?
    Hatte sich Wolf eine Chance ausgerechnet, die zur Weißglut gereizten Wachen auszuschalten und zu fliehen? Die Verhörzellen lagen näher am Aufzug, dem einzigen Weg, der aus den Hunderten von Metern Tiefe führte, in der man sie vergraben hatte. War das der Grund? Hatte Wolf aus irgendeinem verqueren Grund gehofft, dass die Nähe ihm nützen
könnte? Aber wie? Zwischen den Verhörzellen und der Oberfläche lagen immer noch Dutzende von Türen und Gittern, Dutzende von Wachen. Es war aussichtslos.
    »Du bist lange weg gewesen«, sagte Paul.
    »Ja. Sehr lange.«
    Lange. War das das Stichwort?
    »Wieso? Haben sie dich viel geschlagen?«
    »Am Anfang nicht. Aber sie wollten die Wahrheit, die ich ihnen erzählt habe, nicht wahrhaben. Also haben sie mich weiter geschlagen.«
    »Und haben irgendwann aufgegeben?«
    »Nein, ich habe ihnen die letzte, ultimative Wahrheit gesagt.«
    »Jetzt bin ich gespannt«, sagte Paul in einem Plauderton, der ihm selbst zuwider war. »Erzähl!«
    »Ich habe ihnen gesagt, sie sollen gefälligst die Finger von mir lassen. Du und ich, wir sind Auserwählte der Aliens, ihre Sonderbeauftragten. Eine Art Halbgötter sozusagen. Und unsere Freunde, die Aliens, werden nicht erbaut über das sein, was sie uns antun. Ihre Rache wird furchtbar sein - und sie wird nicht mehr lange auf sich warten lassen!«
    Lange. Wieder das Wort. Aber in einer anderen Bedeutung. Nicht mehr lange.
    »Was haben sie dazu gesagt?«, fragte Paul.
    Wolf heulte laut auf. »Sie haben versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Aber sie haben die Finger von mir gelassen. Sie hatten Angst, wollten mich zurückschaffen.«
    »›Wollten‹?«
    »Ja. Ich lasse mich nicht herumstoßen. Erst wollte ich noch einen Bissen.«
    »Einen Bissen?«
    »Ja, leckere Wache.« Wolf schmatzte.
    Das war kein Witz. Paul spürte es. Wolf hatte tatsächlich eine Wache angegriffen, damit riskiert, dass die Wachen sich von den Leinen des Korps freimachten und mit ihm taten, was ihnen gefiel. Er hatte Glück, noch am Leben zu sein. Und das alles nur, so schien es, um Zeit zu schinden. Aber Zeit zu
schinden wofür? Um nicht zurück in die Zelle zu müssen - es gab keine andere Antwort. Und das wiederum bedeutete, dass Wolf etwas wusste, das er, Paul, nicht wusste. Etwas, das Wolf ihm entweder nicht mitteilen wollte oder in ihrem primitiven Code nicht mitteilen konnte.
    »Du bist verrückt!«, sagte Paul, um das Gespräch in Gang zu halten. Nur solange sie sprachen, konnten sie einander etwas mitteilen.
    »Wieso? Mir lief schon lange der Speichel im Mund zusammen. Unsere Wachen werden gut gefüttert. Und das schmeckt man. Du solltest auch eine probieren.«
    »Wolf, du könntest tot sein. Die Wachen …«
    »Was sollen sie uns schon anhaben? Sie brauchen uns, sonst erfahren sie nie, wie die Aliens den Sprung in Menschenköpfe geschafft haben. Und vergiss nicht: Du und ich wir sind kleine Götter, wir …«
    Paul hörte nicht mehr hin. Etwas stimmte nicht. Etwas fehlte. Er stellte seine Kreise ein, die er in der Zelle gezogen hatte, und beugte sich über das Wasserrohr, das sich in Kniehöhe durch die Zelle zog. Es war Teil eines Systems, das den gesamten Berg durchzog. Paul drückte das Ohr gegen das kalte Metall. Er hörte nichts.
    Kein Pochen, keine Schreie. Und … Er stand auf, kniff die Augen zusammen … Nein, kein Sirren. Ganz sicher. Die Ambientalanlage hatte ausgesetzt.
    »Wolf!«, rief er.
    »Ja?«, kam die Antwort, in derselben Lautstärke. Wolf hatte verstanden: Paul sprach Klartext.
    »Ich höre nichts mehr.«
    »Ja.«
    »Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?«
    »Ich habe es dir doch schon erklärt: Sie kommen, um uns zu holen.«
    Das war es! Deshalb hatte Wolf mit allen Mitteln versucht, das Verhör in die Länge zu ziehen! Er hatte gewusst, dass etwas geschehen würde. Natürlich. Wieso war er nicht gleich
darauf gekommen? Wolf war kein Mensch. Er bekam Dinge mit, die Menschen entgingen. Und er war ein Spezialist, was Fluchten anging. Sein Leben war wenig mehr gewesen als eine lange Aneinanderreihung von Fluchten.
    »
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