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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1
Autoren: Frank Borsch
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Limbatril und den anderen -ins, -oses, und -trils, die sich potenziell in jeder Tasse tummelten.
    Und außerdem: Was bildete Paul sich ein? Ausgerechnet er!
    Er hatte die Maschine bestellt, er hatte sie aufgebaut, er hatte ihr die erste Tasse aufgezwungen. Ekin hatte sich gewehrt, so gut sie konnte. Sie gab viel auf Einfachheit. Einfaches Essen, und zum Trinken gab es Wasser. Das Leben war kompliziert genug. Aber Paul hatte nicht locker gelassen. Er hatte sie an den Arm genommen, sanft - unwiderstehlich sanft -, sie zu der Kaffeemaschine geführt, die er was-wusste-Ekin-wo aufgetrieben hatte, und ihr die Bedienung und Wartung in jeder Einzelheit erklärt.
    »Ganz locker. Sie beißt nicht«, hatte er gesagt. Ekin war sich wie ein scheues Pferd vorgekommen, das von seinem Reiter gegen seinen Instinkt Huflänge um Huflänge an einen Abgrund geführt wurde. »Ich gebe zu, die Liste ist lang, aber das ist ja gerade der Punkt. Du bekommst immer einen anderen Mix, immer nur einen Bruchteil der möglichen Stoffe. Das gibt dir den Kick, ohne dass du süchtig wirst. Verstehst du?«

    Klar. Sie war nicht komplett blöd, sonst hätte sie es nicht zum Hunter geschafft. Trotzdem. Irgendwie …
    »Hier, probier!«
    Paul hatte ihr den Becher hingehalten.
    »Komm schon, er beißt nicht!« Als sie weiter gezögert hatte, hatte er aus einem verborgenen Fach einen Streuer hervorgezaubert und einen Hauch Schokopulver über den Schaum gegeben. Und gelächelt.
    Ekin hatte klein beigegeben und die Tasse genommen. Die unschuldige Freude, die Paul an seinem neuen Spielzeug hatte, die leuchtenden Augen, mit denen er die Maschine betrachtete, die Ehrfurcht, mit der er sie bediente, die Geduld und Wärme, mit der er ihr die Bedienung erklärte - es war einfach zu viel gewesen. Für einige Augenblicke war der Paul aufgeblitzt, den sie sich im Ausbildungslager ausgeguckt hatte.
    Ekin hatte an ihrem ersten Latte Magico genippt. Paul hatte ihr zugesehen. »Na, habe ich zu viel versprochen?«
    Ekin hatte den Kopf geschüttelt und einen zweiten Schluck genommen. Plötzlich hatte sie die Welt gestochen scharf gesehen, wie unter dem Licht eines starken Scheinwerfers. So scharf, dass es beinahe wehgetan hatte.
    »Wer hätte gedacht, dass so viel Magie in eine Tasse Kaffee passt?«, hatte Paul gesagt. Und: »Merk dir das, Partnerin: Ein Kaffee kann die ganze Welt verändern!« Damit hatte er sie stehen lassen - und Ekin zurück auf den Boden geholt.
    Der Aufprall war hart gewesen.
    Ekin hatte angebissen. Sie konnte nicht mehr genug bekommen. Jeden Tag führte sie ihr erster Weg zur Maschine für einen Schuss Magico. Jeder Tag im Außeneinsatz war ein Tag, an dem es ihr vorkam, als brächte sie mehr Konzentration für die Jagd nach Magico-Maschinen auf als für die nach Aliens.
    Jeder Gang zur Maschine war eine Demütigung. Das war es, was Paul von Anfang an gewollt hatte. Er hatte ihr eine Falle gestellt, und sie war wie ein dummes Kalb hineingestolpert. Nicht das erste Mal, und - gottverfluchtnochmal, sie wusste es genau - nicht das letzte Mal. Und dennoch, Ekin konnte sich
nicht helfen, in ihr glimmte immer noch ein Funken Hoffnung, dass sie sich den guten Paul nicht nur einbildete. Dass da nicht nur dieser zwanghafte Zyniker war, der es nicht lassen konnte, alles und jeden in den Dreck zu ziehen und speziell sie. Es musste den guten Paul geben. Den Mann, der sie davor gerettet hatte, von Alienisten gelyncht zu werden. Den Mann, der sie geduldig durch die Abschlussprüfungen im Ausbildungslager - Ekin war alles andere als dumm, aber sie brauchte eben ihre Zeit für Dinge - gecoacht hatte. Den Mann, der Stunden damit verbringen konnte, einem eine Kaffeemaschine zu erklären, als werde sie über das Schicksal der Menschheit entscheiden und nicht das Schiff der Aliens, das über der Erde hing …
    Ekin leerte den Becher mit einem großen Schluck. Das Schicksal der Menschheit, richtig. Sie klickte sich durch die Mail. Der Zugriff auf den Alien am Vortag hatte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen, den sie sich in den drei Wochen davor mühsam erarbeitet hatte. Jetzt hieß es Aufholen, sich von Absaufen zu Schwimmen zu Zehenspitzenkontakt mit festem Grund durchzubeißen. Bis zum nächsten Zugriff. Dann ging das Spiel von vorne los, immer weiter und weiter. Der Feind ruhte nie.
    50.000 Menschen zählte ihrer und Pauls Sektor am anderen Ende Kölns, ein Subsektor des Verteidigungsbezirks Groß-Köln, dieser wiederum ein Subsektor des Verteidigungsbezirks
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