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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II
Autoren: Robert Thurston
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die meis­ten frisch Er­neu­er­ten zwangs­läu­fig tun. Und au­ßer­dem war der Kör­per recht an­sehn­lich. Das Ge­sicht nicht zu hübsch, aber gut ge­schnit­ten. Aus der ur­sprüng­li­chen In­ten­si­tät des Blicks schloß ich, daß der Vor­be­sit­zer ein ge­mei­ner Ba­stard ge­we­sen war, ein zwei­ter Gor­man Tri­plett. Mir ver­schaff­te es einen Ner­ven­kit­zel, mir selbst vorzu­ma­chen, ich hät­te tat­säch­lich Tri­pletts Kör­per ge­erbt. (Ei­ne Wei­le war ich ver­rückt, aber ich möch­te nicht in Ein­zel­hei­ten ge­hen.) Mei­ne Haa­re wa­ren dun­kel und lo­ckig, mei­ne Au­gen braun, mei­ne Na­se muß­te min­des­tens drei­mal ge­bro­chen ge­we­sen sein.
    Mei­ne Lip­pen wa­ren flei­schig, und ich kann den un­ed­len Aus­druck, den sie mei­nem Ge­sicht ge­ben, ein­fach nicht los­wer­den. Of­fen­sicht­lich war der Kör­per ein paar­mal ver­wun­det wor­den, denn Schmer­zen in der Brust kehr­ten im­mer wie­der, und ich hat­te Schwie­rig­kei­ten, mit mei­nem rech­ten Arm zu wer­fen. An­sons­ten hät­te ich mir kei­nen bes­se­ren Kör­per be­stel­len kön­nen, um dar­in er­neu­ert zu wer­den, um mich dar­in zu ver­ste­cken.
    Ei­ne Wei­le dach­te ich, der bes­te Zug an dem Kör­per sei, daß sei­ne Ge­schlechts­or­ga­ne funk­tio­nier­ten. Ich lach­te hys­te­risch, als ich zum ers­ten­mal spür­te, daß sich in je­ner Re­gi­on et­was reg­te. Mi­cha­el, der na­tür­lich von mei­nem Lei­den in mei­ner frü­he­ren Le­bens­span­ne nichts wuß­te, wun­der­te sich über mein La­chen. So­bald ich aus dem Ver­hör­zim­mer weg von ihm war, er­reich­te ich end­lich, was ich mir so vie­le Jah­re lang ge­wünscht hat­te, die Freu­den des un­züch­ti­gen Le­bens. Ei­ni­ge Zeit war das das Ein­zi­ge, was mich in Gang hielt. Ich hat­te so vie­le Frau­en, daß ich sie nicht mehr zäh­len konn­te. Ich er­warb mir einen Ruf als Sa­tyr. Und mir ge­fiel es. Es war wun­der­voll.
    Ich konn­te nicht ein­mal mei­nen Sün­den, mei­ner Ver­gan­gen­heit, mei­nem Ver­rat er­lau­ben, mir den Ge­nuß zu be­ein­träch­ti­gen. Manch­mal dach­te ich an Ben und die Ope­ra­tio­nen, die er mir ver­spro­chen hat­te, und es amü­sier­te mich. Ben hät­te es be­stimmt auch amü­siert. Fast konn­te ich sei­ne an­spor­nen­den Zu­ru­fe bei je­dem neu­en se­xu­el­len Er­leb­nis hö­ren, fast sein bil­li­gen­des Ni­cken bei je­dem Ein­drin­gen se­hen.
    Ich zog von Stadt zu Stadt. An je­dem Ort such­te ich nur die Frau­en, nur die Ver­gnü­gun­gen. Ich warf sel­ten einen Blick auf das, was au­ßer­halb dunk­ler Zim­mer vor sich ging. Ich woll­te nicht er­kannt wer­den, wenn es auch, wie ich recht gut wuß­te, un­mög­lich war, daß mich ir­gend­wer in mei­nem neu­en Kör­per er­kann­te. Aber nein, das stimm­te nicht. Ben wür­de mich er­ken­nen. Er wür­de mich er­ken­nen, wenn ich im Kör­per ei­ner buck­li­gen Fi­schers­frau zu­rück­kam.
    Na­tür­lich konn­te all das nicht lan­ge dau­ern. Ein­mal muß­te ich aus dem Rausch er­wa­chen.
    Im­mer wie­der träum­te ich von Sta­cy. Er blick­te sich an dem Ort, wo ich mich ge­ra­de be­fand, um, starr­te mich an und frag­te: »Da­für bin ich ge­stor­ben?« Und dann lach­te ich, und er lach­te, und dann re­de­te er dar­auf los und mein­te, frü­her sei es ihm nie mög­lich ge­we­sen, mir das al­les zu er­zäh­len. Wenn ich auf­wach­te, er­in­ner­te ich mich nie, was er ge­sagt hat­te.
    Als er mich zu oft im Traum heim­ge­sucht hat­te, wuß­te ich, es war Zeit, nach Ali­cia zu su­chen. Es ge­nüg­te nicht, daß ich aus dem Rausch er­wach­te, ich muß­te auch Ali­cia fin­den. Wie sich her­aus­stell­te, war es nicht zu schwie­rig. Ich fand Zu­gang zu ra­di­ka­len Krei­sen und er­warb mir ihr Ver­trau­en (das Ver­trau­en war auf drei be­son­ders häß­li­che Auf­ga­ben zu­rück­zu­füh­ren, die ich er­le­dig­te), und dann stell­te ich ein paar dis­kre­te Fra­gen und folg­te Ali­ci­as Spu­ren bis Den­ver. Ich hat­te ge­fürch­tet, die In­for­ma­tio­nen, die Mi­cha­el von mir be­kom­men hat­te, hät­ten es sei­nen Agen­ten er­mög­licht, sie zu fin­den. Aber sie hat­te ih­re Ali­cia-Iden­ti­tät be­reits auf­ge­ge­ben und leb­te
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