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Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Titel: Alice im Netz - das Internet vergisst nie!
Autoren: Antje Szillat
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zusammen, überspielte es aber gut. Sie drehte sich zu ihrer Tischnachbarin um und flüsterte ihr etwas zu.
    â€žAber wenn es dich absolut nicht interessiert, bitteschön: Da ist die Tür. Möchtest du gehen?“
    Mit einem Schlag wich die lockere Stimmung, die in Marko Tüssens Unterricht üblicherweise vorherrschte, einer angespannten Stille. Jeder der Anwesenden spürte, dass er sich, egal, was er erwidern wollte, unweigerlich in ein Minenfeld begeben würde.
    Carolin zog den Kopf ein.
    â€žNein“, wisperte sie kleinlaut, fast weinerlich.
    Es war eine Sache, von einem Lehrer mal fies angeblafft zu werden. Aber von einem Typen wie Marko Tüssen, der so etwas für gewöhnlich nicht machte, es sogar verabscheute, der cool und angesagt war – das war ein ganz anderes Ding. So etwas ging einem tief unter die Haut und ließ sich nicht so locker mit einem Schulterzucken wieder abschütteln.
    Und so endete die Stunde mit einem kurzen, aber eindringlichen Appell des Lehrers an seine Schüler, ohne dass zuvor einer der Jugendlichen sich getraut hatte, etwas zur Diskussion beizutragen.
    â€žMir ist es einfach nur wichtig, dass ihr innerhalb eines gewissen Spielraums im Prozess des Erwachsenwerdens erfahrt, dass es auch Menschen gibt, die Privates gegen euch nutzen wollen. Und dass ihr darauf achtet, keine Dinge, ob Geschriebenes oder auch Bilder und Videos von euch, im Internet zu veröffentlichen, die euch irgendwann mal zum Verhängnis werden könnten.“
    Alle dachten schon, dass damit das Thema endlich abgehakt wäre, als der Lehrer noch etwas nachschob, das Alice das Blut ins Gesicht schießen ließ.
    â€žUnd noch eins: Nicknamen wie Kapitän Blubberbär, Der mittelgroße Strolch oder auch Rasende Rita schützen euch nicht vor den Konsequenzen übler Nachrede.“
    Alice starrte auf die Tischplatte und schluckte schwer. Sie spürte Tüssens Blicke wie glühende Nadelspitzen auf sich gerichtet. Am liebsten hätte sie aufgeschaut und ihn mit verächtlichen Blicken gestraft, aber es gelang ihr einfach nicht. So hielt sie die Augen gesenkt, bis es geläutet und Marko Tüssen das Klassenzimmer verlassen hatte.
    Kaum war er aus dem Sichtfeld seiner Schüler verschwunden, entstand eine heftige Diskussion im Klassenraum.
    â€žAlso wirklich, das Auftreten von Herrn Tüssen hat mir heute aber überhaupt nicht zugesagt.“ Normalerweise nervte Sebastians näselnde, gezierte Stimme, die genau zu seinem verkniffenen Gesichtsausdruck passte und über die sich die Rasende Rita schon häufig in ihrem Blog lustig gemacht hatte, Alice tierisch, aber heute sprach er ihr ausnahmsweise mal direkt aus der Seele.
    â€žVielleicht ist er selbst schon mal auf die Schnauze gefallen“, unternahm Susanna einen halbherzigen Versuch, ihren Lieblingslehrer zu verteidigen. „Im Internet meine ich natürlich.“
    â€žDann soll er halt in Zukunft seine Aktfotos nicht unter dem Nicknamen Geiler Marko, sondern unter seinem richtigen veröffentlichen, wenn er solche Probleme mit Nicknamen hat“, rief Arne und grunzte dabei vor Vergnügen.
    Auch Alice konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    â€žEs könnte ja auch sein“, mischte sich Katja mit betont sachlicher Stimme ein, „dass er sein Geld beim Internetbanking verloren hat. Vielleicht durch so eine Phishing-Mail oder wie man das nennt.“
    Einige in der Runde nickten und schienen wirklich über die unterschiedlichen Erklärungsversuche – ob ernst gemeint oder nicht – nachzudenken. Der Tüssen war einfach kein Typ, der ohne einen triftigen Grund so dermaßen den ätzend strengen und überheblichen Pauker heraushängen ließ. Dafür waren andere Lehrer an dieser Schule zuständig.
    â€žWie auch immer“, brachte sich nun auch Alice in die Runde ein, „mit der Aktion heute hat er die Online-Gerüchteküche auf jeden Fall mächtig angeheizt. Wenn er wirklich vorhatte, uns für die Gefahren im Netz zu sensibilisieren, dann denke ich, ist das ziemlich daneben gegangen. Und außerdem“ – Alice ließ den Atem entweichen, von dem sie gar nicht bemerkt hatte, dass sie ihn angehalten hatte – „ich weiß ganz genau, was ich tue und was ich über mich im Internet verraten darf und was ich lieber für mich behalten sollte.“
    â€žHm … Du vielleicht schon“, wandte Salome neben ihr
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