Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Titel: Alice im Netz - das Internet vergisst nie!
Autoren: Antje Szillat
Vom Netzwerk:
ein. „Aber weiß die Rasende Rita das auch?“
    Alice zuckte gleichgültig die Achseln. „Keine Ahnung. Warum fragst du mich das?“ Sie bedachte Salome mit einem spöttischen Blick, schürzte die Lippen und wandte sich ab. Gespräch beendet.
    Daran musste Alice nun denken, als sie sich den neusten Blogeintrag der Rasenden Rita noch einmal in Ruhe durchlas.
    Eine Weile noch starrte sie den Button mit dem Wort „Veröffentlichen“ an. Dann beugte sie sich vor und klickte entschlossen mit dem Zeigefinger auf die linke Maustaste.
    â€žAb mit dir ins World Wide Web“, flüsterte sie mit gespitzten Lippen. „Von wegen ‚digital Naive’. So ein Blödsinn.“

4. Kapitel
    Er fuhr seinen Laptop hoch und öffnete den Browser. Zum ersten Mal an diesem Abend. Und die Tatsache, dass er aus den unterschiedlichsten und völlig unwichtigen Gründen erst jetzt dazu kam, erfüllte ihn mit leisem Zorn.
    Er loggte sich ein und rief seine E-Mails ab.
    Nur Werbung. Scheiß Werbung, das wurde immer schlimmer.
    Im Spamordner befanden sich eine E-Mail von einem afrikanischen Anwalt, der ihm erfreut mitteilte, dass er von einem ihm bisher unbekannten und sehr vermögenden Großonkel drei Millionen Dollar geerbt hätte, und eine Nachricht von einer holländischen Lotteriegesellschaft, die ihm ebenfalls hocherfreut verkündete, dass er der glückliche Gewinner von 250.000 Euro sei.
    â€žArschlöcher“, krächzte er mit seiner holprigen mal Fieps-, mal Brummstimme. „Alles nur Betrüger und Verbrecher.“
    Er markierte die beiden Mails und klickte auf Löschen.
    Dann loggte er sich wieder aus seinem E-Mail Programm aus und rief das Schulblog der Rasenden Rita auf.
    Er hielt die Luft an, erwartungsvoll, angespannt.
    Er las die Überschrift, die ersten Sätze, blies die Backen auf und durchforstete mit seinen Augen den Eintrag nach Hinweisen.
    Hatte sie ihm etwas mitgeteilt? Irgendetwas im Text verschlüsselt? Ein vertraulicher Code, eine Art Geheimschrift, die sie sich ausgedacht hatten, ohne jemals darüber gesprochen zu haben.
    Nein, nur mal wieder etwas über diesen Mister Ice und dass er ein ungerechtes Paukerarschloch war. Das war nicht neu für ihn, er wusste, was sie von Mister Ice hielt.
    Doch was war das?
    Er hob die Hand und verharrte einige Sekunden mit dem ausgestreckten Zeigefinger direkt vor dem Laptopdisplay. Dann holte er tief Luft und tippte mehrere Male hintereinander ärgerlich dagegen. Immer wieder auf das eine Wort.
    Superman.
    Was sollte das?
    Machte sie sich etwa über ihn lustig?
    Superman, wie absurd. Warum tat sie so etwas?
    War sie also doch genau wie all die anderen?
    Langsam ließ er die Hand wieder sinken und begann den Text noch einmal von vorne zu lesen.
    Er starrte auf die Worte – ihre Worte. Angewidert, wütend, vor allem aber verzweifelt. Er kam sich vor wie ein Hürdenläufer, der glaubte, das letzte Hindernis vor sich zu haben und sich schon ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen zu sehen. Doch sobald er die Hürde übersprungen hatte, tauchte eine weitere vor ihm auf, und dann noch eine – hunderte, tausende, unendlich viele.
    Er fletschte die Zähne, erfüllt von dem Groll darüber, dass sie ihn wie einen schäbigen Fußabtreter behandelte. Sich öffentlich über ihn lustig machte, indem sie ihn mit einer total absurden Comicfigur verglich.
    Wie gemein und hinterhältig! Er war empört. Drauf und dran, ihr einen deftigen Kommentar unter den Blogeintrag zu setzen. Aber er wusste, dass er das nicht tun würde – nicht tun durfte, wenn er nicht alles vermasseln wollte.
    So blieb ihm nichts anderes übrig, als seine unbändige Wut mühsam herunterzuschlucken. Fürs Erste zumindest.

5. Kapitel
    Dienstags hatte Alice erst zur zweiten Stunde Unterricht. Dennoch verließ sie das Haus schon um kurz nach halb acht. Sie ging den schmalen Fußweg hinunter und überquerte die Fahrbahn genau an der Stelle, an der sie gestern den verletzten Mann auf der Straße hatte liegen sehen.
    Auf der anderen Seite angekommen, lehnte sie sich mit dem Rücken an eine Hauswand und blickte zu der Sackgasse hinüber. Sie wirkte geradezu verloren im ersten grauen Licht des Tages, das über die Dächer der Häuser aufstieg.
    Wie es dem Mann wohl ging? Komisch, obwohl sie ihn überhaupt nicht kannte und ihm auch nicht wirklich geholfen hatte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher