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Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Titel: Alice im Netz - das Internet vergisst nie!
Autoren: Antje Szillat
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fühlte sie sich irgendwie verantwortlich für ihn. Sogar für das, was ihm zugestoßen war. Warum sie so empfand, wusste sie nicht zu sagen. Es war so ein seltsames, diffuses Gefühl, das tief in ihr drinnen rumorte, sich aber einfach nicht zuordnen lassen wollte.
    Ihre Gedanken wanderten weiter, und ehe es ihr wirklich bewusst war, stand sie wieder in der schmalen Straße und sah dem jungen Typen dabei zu, wie er dem bewusstlosen Mann seine Jacke über den Oberkörper legte.
    Alice spürte ein feines Ziehen in der Magengegend. Sie schloss die Augen, und dann sah sie ihn ganz deutlich vor sich.
    Der Typ hatte sie beunruhigt, irgendwie. Obwohl sie ihn höchstens zehn Minuten gesehen hatte. Aber es war so etwas Bedrohliches von ihm ausgegangen. Vielleicht war es seine Figur, von der sie sich etwas eingeschüchtert gefühlt hatte. Wie ein Bodybuilder, der es mit dem Training ein wenig übertrieben hatte, war er ihr vorgekommen. Sie konnte nicht genau ausmachen, was es war, das sie so aufgewühlt hatte. Sie merkte nur, dass allein der Gedanke an ihn sie erschaudern ließ. Und die Tatsache, dass er sie bei ihrem Namen genannt hatte, sie also kannte, verstärkte Alice’ mulmiges Gefühl nur noch.
    Wo habe ich den bloß schon mal gesehen? Alice zermarterte sich das Hirn, aber es wollte ihr einfach nicht einfallen.
    Sie riss die Augen wieder auf und löste sich mit einem entschlossenen Ruck von der Hauswand.
    Du leidest unter Halluzinationen, meine Süße. Sie zeigte sich selbst einen Vogel und machte sich entschlossen auf den Weg zur Schule. Am wahrscheinlichsten erschien ihr, dass der Typ von gestern Nachmittag jemand vom Gymi war, der ihr bislang bloß noch nicht richtig aufgefallen war. Schließlich besuchten das Geschwister-Scholl-Gymnasium fast zwölfhundert Schüler, da konnte einem der ein oder andere schon mal durchgehen.
    Aber für einen Schüler hatte er eigentlich schon zu alt ausgesehen, widersprach Alice’ skeptische innere Stimme der arglosen.
    Sie schüttelte den Kopf, als ob sie damit ihre wirren Gedanken sortieren könnte. Wahrscheinlich war
Lucian
, der neue Roman ihrer Lieblingsautorin Isabel Abedi, für das Chaos in ihrem Kopf verantwortlich, versuchte sie sich selbst einzureden. Die Story über die magische Liebe zwischen dem jungen Mädchen Rebecca und ihrem Engel Lucian hatte Alice so berührt, dass sie das Buch bereits viermal gelesen hatte. Wie im Rausch hatte sie dabei jede der 553 Seiten immer wieder aufs Neue verschlungen.
    â€žDu glaubst doch nicht wirklich, dass der sonderbare Typ gestern dein Engel war. Bloß nicht! Wenn schon Engel, dann bitte einen gut aussehenden“, sagte sie laut und musste über sich selbst lachen.
    Vor dem senfgelben Schulgebäude wurde sie schon sehnsüchtig von Katja erwartet, die ebenfalls heute früher dran war als nötig.
    â€žHi Süße. Cooler Blogeintrag“, begrüßte sie Alice grinsend und gab ihr ein Küsschen auf die Wange. „Aber wer ist Superman? Hast du den erfunden oder ist er dir wirklich begegnet?“
    Alice winkte ab. „Der Typ von dem ich dir gestern im Café Krügers erzählt habe“, erklärte Alice launisch. Komischerweise verspürte sie nicht die geringste Lust, mit Katja über ihn zu reden.
    Katja runzelte die Stirn. „Du hast mir gestern im Café nichts von einem Typen erzählt, Alice. Du hast nur gesagt, dass du den verletzten Mann gefunden hättest und dass irgendjemand den Krankenwagen verständigt hätte, weil du total unfähig warst zu handeln.“
    Alice zuckte die Achseln. „Ich fand es eben nicht so wichtig. Mach doch kein Drama daraus“, erklärte sie mit betont gleichgültiger Stimme.
    â€žIch mache kein Drama daraus“, widersprach Katja. „Aber scheinbar hat der Typ auf die Rasende Rita ziemlichen Eindruck gemacht, oder?“ Sie musterte Alice mit amüsierten Blicken. „Na los, erzähl schon.“
    Alice atmete schnaufend aus. „Da gibt es nichts zu erzählen. Ich brauchte nur irgendetwas Interessantes fürs Blog. Nur immer über Mister Ice oder einen der anderen Lehrer zu berichten, ist doch auf Dauer ziemlich öde.“
    â€žAlso gibt es den geheimnisvollen Superman überhaupt nicht? Ist er nur ein Geschöpf aus Ritas rasender Fantasie?“, bohrte sie weiter.
    â€žSo ist es.“ Alice biss die Zähne zusammen. Sie war eine
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