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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX
Autoren: Joel Ross
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ihren reich ausgestatteten Zimmern, altmodische amerikanische Patrioten, die für Franco, für Mussolini, für Hitler waren.
    »… wenigstens schlagen Sie Ihre eigenen Schlachten«, sagte Bloomgaard. »Das muss ich Ihnen lassen. Die Briten, die Juden und Rosenfeld, das sind doch diejenigen, die unsere Burschen in den Krieg schicken wollen. Hören Sie doch nur mal auf William Regnery, auf das America First Committee – zum Teufel, hören Sie auf die Meinungsumfragen. Siebzig Prozent unserer Mitbürger sagen, haltet euch verdammt noch mal raus aus dem Krieg.«
    »Und wie war die Frage formuliert?«, fragte Tom. »›Wollen Sie, dass Ihr Sohn in Europa stirbt?‹«
    »Das stammt nicht von mir, sondern von Gallup – diesen Juni. Sieben von zehn. So, und einer von fünf sagt, Hitler leistet verdammt gute Arbeit. Einer von dreien sagt, die Juden bekommen nur das, was sie verdient haben, und einer von zehn sagt, dass wir es mit ihnen genauso machen sollten.«
    »Sie sind ein verbohrter Hohlkopf«, sagte Tom müde und gleichgültig. Alles, was er wollte, war Earl. »Arbeiten Sie für Winant oder für Kennedy?«
    Joe Kennedy, der vorherige US-Botschafter, hatte die »polnische Unnachgiebigkeit« gegenüber den Nazis gebrandmarkt und Großbritannien als »verloren« und dem »Untergang geweiht« bezeichnet. Die Demokratie, hatte er gesagt, sei in England am Ende, und in den USA wahrscheinlich auch. Worauf Roosevelt seinen Arsch vor die Tür gesetzt hatte, keine Sekunde zu früh.
    »Ich bin Berufssoldat«, sagte Bloomgaard. »Ich arbeite für Berufssoldaten. Roosevelt kann Amerika nicht in einen Krieg führen, den keiner will, also zerrt er uns hinein, obwohl sich alle mit Händen und Füßen dagegen wehren. Bis auf die wenigen, die so scharf drauf sind, dass sie sogar nach Kanada abhauen und sich für eine fremde Armee verpflichten. Wie die Nigger, die von den Plantagen abgehauen sind. Nur dass Nigger schwarz sind – diese Männer aber, das sind Rote.«
    Bloomgaard hielt Tom also für einen Kommunisten, weil er sich bei den Kanadiern verpflichtet hatte. Deswegen hielt er ihn hin – zumindest erklärte es, warum er es auf diese Weise versuchte. Aber wenn Earl nicht hier war, warum mauerte er dann überhaupt?
    »Mr. Bloomgaard«, sagte Tom, »alles, was ich will, ist Earl.«
    »Man hat Ihnen gesagt, dass er nicht da ist.«
    »Man hat mir viel erzählt.«
    »Da ergeht es Ihnen ebenso wie mir, Mr. Wall.«
    »Er gehört zu Ihrer Abteilung. Wenn er nicht da ist, werden Sie wissen, wo ich ihn finden kann.«
    Bloomgaards Blinzeln sagte Tom, dass Earl doch da war. In einem Büro, irgendwo auf diesem Gang? War er vor Toms Besuch gewarnt worden? Es spielte keine Rolle. Fünf Sekunden.
    Tom stand auf. »Ich werde ihn selbst suchen.«
    »Wagen Sie es nicht …«
    Tom fasste über den Schreibtisch und packte Bloomgaard am Hemd, bekam eine Hand voll Kragen und Krawatte zu fassen, riss ihn gegen die Schreibtischkante, beugte sich vor, und dann fiel ihm nichts ein, was er ihm sagen sollte. Er drückte ihn zurück in seinen Schreibtischsessel und verließ den Raum.
    Das Mädchen saß an seinem Schreibtisch. Sie sah nicht auf, als er eintrat, und sprach ins Telefon. »… er kommt gerade heraus, ja, er …«
    Tom ging in den Flur und öffnete die nächste Tür, ein Zimmer voller Akten, dann die nächste Tür, die zu Earls Büro führte. Es war halb so groß wie das von Bloomgaard. Darin stand ein ordentlich aufgeräumter Schreibtisch. Eine Kladde. Ein Brieföffner. Ein Bücherregal mit einer Reihe von Nachschlagewerken. Eine Lampe, ein Telefon, eine Zigarrenkiste. Ein Bild von Earl und seiner Frau. Aber keine Asche im Aschenbecher, keine Jacke an der Rückseite der Tür. Ein dünner Staubfilm auf der Schreibtischoberfläche. Earl war fort.
     
    Davies-Frank tauschte die Räumlichkeiten des Direktors gegen die bescheideneren Arbeitszimmer der Angestellten ein. Das Personal würde offener sein, wenn es ihm in einer weniger förmlichen Umgebung gegenübertrat. Er wollte ihren Klatsch hören, nicht ihre Untergebenheit einfordern. Es klopfte an der Tür, und die Schwester, Mrs. Harper, trat ein. Davies-Frank erhob sich hinter dem überfüllten Schreibtisch, wies auf einen Stuhl und bat sie, Platz zu nehmen.
    »Was für eine Schande«, sagte sie zur Begrüßung. »Sie in Kirrages Büro unterzubringen.«
    »Das geschah auf meinen ausdrücklichen Wunsch, Mrs. Harper«, sagte er, während sich die Schwester auf der Stuhlkante niederließ. »Ich
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