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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen
Autoren: Albrecht von Haller
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schnitten den Belagerten das Wasser ab.
    Alfreds Blut wallte bey der nahen Noht seines Volkes. Er verließ das einsame Athelney, und begab sich in das Lager der Normänner, als ein Spielmann verkleidet, er sang zu Laute alte Kämpfer-Lieder, und die Normänner höreten ihm begierig zu, sie führten ihn selbst zum Zelte ihrer Heerführer. Der König blieb zwey Tage im Lager der Feinde. Er machte sich die ganze Stellung ihres Heeres bekannt, er sah die Sorglosigkeit der Normänner, und ihre Verachtung der so oft überwundenen Sachsen. Durch getreue Boten rief er aus den Grafschaften Wilts, Hants und Sommerset seine zerstreuten Sachsen zusammen; er versamlete sich im Forste Sellwood, und zu Egbrichtstone traten sie unter die Fahnen. Er zeigte sich ihnen in den königlichen Kleidern und in allem dem Glanze eines Siegers, der sie mit voller Hoffnung gegen den Feind anführen würde. Er hielt zu ihnen eine Rede, wodurch er sie zum muhtigen Angrif aufmunterte.
    Vor euch liegt, sagte der König, die Wahl, euch von den Barbaren morden zu lassen. Wolt ihr eure Weiber ihnen zur Beute, eure Kinder zu Sclaven, euer Vaterland unter das härteste aller Joche übergeben: oder wolt ihr durch die Gefahr eines Tages das Vaterland, eure Kinder, eure Weiber, euch selber befreyen? Fürchtet den kriegerischen Muht und die Uebung der Feinde nicht, ich habe sie gesehen, bey nahem gesehen, sie sind zum Streit nicht gefaßt, sie erwarten keinen Feind, sie sind zur Niederlage zubereitet, euer Schwerdt wird in ihrem Busen sein, eh die Sorglosen erwachen.
    Das ganze Heer der Sachsen stieß die Schilde zusammen, und ein algemeiner Ruf drang biß an den Himmel. Alfred ließ dieses Feuer nicht erkalten, er rükte die ganze Nacht gegen die Normänner, und beym ungewissen Lichte des anbrechenden Tages, da die Feuer der Feinde eingegangen, und die meisten im Schlafe versenkt lagen, drang er in ihr unverwahrtes Lager.
    Zugleich fiel Odun Spelman erzählt anstatt dieser Schlacht zwey Treffen, in deren ersterem Odun allein gesieget, und die Hauptfahne der Normänner erobert, in dem andern aber Alfred die Reuter aufs Haupt geschlagen, und bald darauf zur Uebergabe gezwungen habe. aus der Burg mit seiner Besazung aus, die durch den Mangel, und durch die Verzweifelung selber, zur Verachtung des Todes angeflammt wurde. Die streibaren Normänner wurden fast ohne Widerstand erschlagen; der gestikte Raabe, die Hauptfahne der Scandinavier, die Arbeit der Schwestern des Hubba, an deren Zauberkunst nach der Normänner Aberglauben der Sieg hieng, gerieht in Alfreds Hände. Wenige entronnen auf ihre Schiffe, ein größerer Theil des geschlagenen Heeres fand eine feste Lage, die aber seinen Untergang nur auf wenige Tage entfernte.
    Alfred umgab die Flüchtigen mit seinem sieghaften Lager, in der zweyten Woche zwang der Mangel und die Kälte die muhtlosen Fremdlinge sich dem Könige zu ergeben, und in dessen Mitleiden sie noch einige Hofnung sezten. Vergnügt mit der Demühtigung der gefürchteten Krieger, bot er ihnen die billigsten Bedinge an. Gormund, der einzige ihrer Anfürer, der der Niederlage entgangen war, und dreißig ihrer vornemsten Kämpfer, nahmen die Taufe an; Alfred gab selbst dem Nordischen Fürsten den Nahmen Adelstand, er theilte unter seine neuen Glaubensgenossen reiche Geschenke aus, und Gormund erhielt Ost-Sachsen und Northumberland zum Lehen.
    Die Völker gelangen nur stuffenweise zu der Kenntnüß der Wahrheit. Lange sind sie Barbaren, und ihre Wünsche sind in die Nohtwendigkeiten eingeschränkt, die sie mit den Thieren gemein haben. Die Morgenröhte der Sitten und der Künste geht endlich auf. Langsam vermehrt sich das Licht, und der Mittag folgt auf die Nacht durch die Dämmerung, und durch die kühlern Morgenstunden. Alfred zwang die Normänner zur Taufe, seine Absicht war die beste, er hofte zugleich die wilden Krieger durch die Bande der Religion zur Beobachtung ihrer Versprechen zu halten, und auch ihnen den Weg zu öfnen, einer unseligen Ewigkeit zu entgehn. Aber der redliche sah nicht ein, und seine weltgesinnten Priester wußten nicht, daß aufgesprengtes Wasser keine Christen macht, daß die Furcht und das Schwerdt eines Siegers keine Ueberzeugung zuwegen bringt, und daß die Würde der Taufe, das Zeichen der Aufnahme in die Gesellschaft der Gläubigen, aufs strafbarste entheiligt wird, wann man sie denjenigen aufdringt, deren Verstand die Wahrheit nicht kennt, und deren Willen sich den Pflichten der Religion nicht ergeben hat. Auch
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