Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen
Autoren: Albrecht von Haller
Vom Netzwerk:
die Erde, die sie zu bauen verabsäumen, verweigert ihnen ihre Gaben. Ihrer Trägheit bleibt kein Mittel übrig, als mit ihrem Blute den Unterhalt zu erkaufen, den ihr Fleiß nicht erwirbet.«
    »Was verursacht den Unterscheid zwischen Engelland und ihnen selber, zwischen ihm und Scandinavien? Alfred macht ihn, ein einziger Mann hat die Erde umgeschaffen, und die Wüste zum Garten Gottes gemacht.«
    So bescheiden Alfred war, so konte er sich doch dem reinen Vergnügen nicht entziehen, das die belehrende Wahrheit bey ihm erweckte. Heimlich wallte ihm sein Herz, und er versprach sich, noch eyfriger für das Glük der Sachsen zu arbeiten.

Das zweyte Buch.
    Dreissig Jahre lang hatte Alfred das Schwerdt selten aus den Händen gelegt, er hatte Engelland nach und nach wieder erobert, die Einfälle der Fremdlinge abgewandt, die Herrschaft der See erworben, in den mehresten von zwey und funfzig gelieferten Feld-Schlachten hatte er den Sieg erhalten, den er fast einzig seinen eignen Anstalten zu danken hatte, endlich war der Zweck erreicht, und ein beständiger Frieden mit der langen Arbeit und mit vielem edelm Blut erkauft. Alfred schöpfte Athem und arbeitete nunmehr an der innern Verbesserung des Reiches, und an der Versicherung der Ruh.
    Ohne Beyspiel ist der Ruhm Alfreds, daß er durch keine Siege sich verleiten ließ, den Krieg zu lieben. Zu oft hatte der Gütige gesehn, wie die edelsten Lorbeern vom besten Blute der Krieger triefen, wie viel Elend der Krieg unter Tausende von Tausenden ausstreut, wie er in der Blühte ihrer Jahre die Hofnung des Vaterlandes die muhtigsten Jünglinge wegraft, wie andere ein noch elenders Leben unter dem Druke der Schmerzen und eines beständigen Siechthums zum Lohne ihrer tapfern Thaten empfangen, wie der zügellose Brand des Kriegs die Haab von Millionen verzehrt. Wie algemeine Armuht, und Hunger in seinem Begleite, und verzehrende Seuchen im Gefolge, zum Untergange der Völker eilen. Niemahls grif Alfred an, alle seine Kriege waren Abtreibungen der ungerechten Angriffe, die Unschuld solcher Kriege konte allein sein menschenliebendes Herz bewegen, das Blut seiner Brüder dem algemeinen Besten aufzuopfern.
    Aber er fand auch beym Frieden ein zerrüttetes Reich, worinn des Schwerdts Macht seit vielen Jahren einzig geherrscht, und die Geseze niemand beschüzt hatten, wo die schwache Unschuld alles leiden mußte, wo das Eigenthum der Bürger so wenig als ihr Leben gesichert war. Aus diesem Labyrinthe sein Volk zu ziehn machte sich der bedächtliche König die Geseze der weisesten Völker bekannt; die Hebräischen zuerst, die von der obersten Weisheit selber herrührten, dann die Griechischen, die Römischen, die Dänischen, und die Sächsischen. Er sah diese Geseze als eine Arbeit an, die die klugsten Männer für ihn verrichtet hätten, und wählte daraus, was er für sein Volk möglich und heilsam fand.
    Der König war in dunkelsten Zeiten gebohren, wo der Abendländer die Sprache und die Künste der Römer vergessen hatte, wo Karl der Große vom Arabischen Aaron die Werke der Kunst borgen mußte, wo der Aberglauben sich auf den Thron der Religion zu sezen, und die Priester die algemeine Herrschaft anzusprechen begunten. Der König war selbst in diesen Vorurtheilen erzogen, seine meisten Vertrauten und seine Lehrer waren Priester. Die Gebräuche der Sachsen waren ihm auch zur Gewohnheit und zur Richtschnur geworden. Alfred war ein weiser Gesezgeber, aber aus den unvermeidlichen Mängeln seiner Zeiten floßen Unvolkommenheiten, wider welche keine menschliche Gaben ihn beschüzen konten.
    Dennoch, so ergeben er dem Römischen Bischoffe war, unter dessen Aufsicht er einen Theil seiner ersten Jahre zugebracht hatte, so vergaß Alfred doch nicht daß er König war, und daß alle Macht in seinem Reiche ihm vom obersten Herrscher war anvertraut worden. Er unterwarf die Priesterschaft eben den Gesezen, die er seinen übrigen Unterthanen vorschrieb. Er überließ den Bischöffen kein richterliches Ansehn, und bestrafte die schuldigen Priester, ohne von Rom ihre Bestrafung zu erbitten, wie sein mächtiger Urenkel, der erste Plantagenet, zu thun gezwungen wurde.
    Alfreds Geseze wurden die Geseze Edwards, und die wahre Quelle des Englischen Rechtes, in welchem ein freyes und siegreiches Volk seinen edelsten Vorzug sezt. Er war der erste, der einem jeden Bürger andre Bürger von eben der Würde zu Richtern gab; die Beklagten konnten kein Unrecht von denjenigen erwarten, deren Richter sie hinwiederum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher