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Alex Rider 6: Ark Angel

Titel: Alex Rider 6: Ark Angel
Autoren: Anthony Horowitz
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taumelte durch die Tür und blieb kurz stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Ein menschliches Skelett starrte ihn an. Es hing an einem Metallrahmen und sah sehr realistisch aus, war aber aus Kunststoff. Nach zwei Türen machte der Flur einen Knick und führte an mehreren Schränken vorbei zu einer weiteren Pendeltür. Alex wusste, was darin aufbewahrt wurde. Einer der Räume hier war ein komplett ausgestatteter Kraftraum mit Heimtrainern, Hanteln, schweren Medizinbällen und Laufbändern. In den Schränken gab es noch mehr Ausrüstung: Expander, Gummibänder und so weiter. Der Therapeut hatte ihm täglich so ein Gummiband für Dehnübungen gegeben. Das Training war am Anfang ganz leicht gewesen, dann aber immer anstrengender geworden, denn er musste immer dickere Gummibänder nehmen.
    Er machte den ersten Schrank auf. Sein Plan stand fest. Aber die Frage war dieselbe wie vorhin. Blieb ihm noch genug Zeit?
    Vierzig Sekunden später kam Boxer keuchend durch die Tür. Er war der Anführer dieser Operation, und er würde sich für ein Scheitern verantworten müssen. Zwei seiner Männer lagen bewusstlos oben im Korridor – der eine von einem Stromschlag außer Gefecht gesetzt. Und das Schlimmste daran war, dass ein kleiner Bengel die beiden erledigt hatte! Man hatte ihnen gesagt, die Sache wäre ganz einfach. Vielleicht hatten sie deswegen so viele Fehler gemacht. Na, damit war jetzt jedenfalls Schluss.
    Er schlich langsam weiter, die Waffe mit der eckigen Mündung fest in der Faust. Es war eine FP9, eine in Ungarn hergestellte Selbstladepistole, wie sie in Dutzenden verschiedenen Modellen illegal aus Osteuropa eingeführt wurden. In diesem Teil der Klinik waren nachts alle Lampen ausgeschaltet. Nur der Mond schien durch die Fenster und warf sein fahles Licht auf das Skelett. Die leeren Augenhöhlen des Schädels schienen Boxer anzustarren. War das ein böses Omen? Der Mann wandte angewidert den Blick ab. Von so etwas würde er sich keinen Schrecken einjagen lassen.
    Er schaute in die beiden Behandlungskabinen. Die Vorhänge waren zur Seite gezogen – dort drin versteckte der Junge sich also bestimmt nicht. Boxer bog um die Ecke. Jetzt hatte er den Flur in voller Länge vor sich. Es war sehr dunkel, aber als seine Augen sich daran gewöhnt hatten, konnte er ganz hinten eine Gestalt erkennen. Er lächelte. Das war der Junge! Anscheinend hielt er etwas an seine Brust gedrückt. Was war das? Vielleicht ein Ball? Egal, diesmal hatte er einen großenFehler begangen. Er würde keine Chance bekommen, ihn zu werfen. Bei der kleinsten Bewegung würde Boxer ihn ins Bein schießen und dann zum Auto schleppen.
    »Lass das fallen!«, befahl Boxer.
    Alex Rider ließ den Ball los.
    Es war ein Medizinball aus dem Kraftraum. Er wog fünf Kilogramm, und zum zweiten Mal hatte Alex befürchtet, die Nähte an seiner Wunde könnten reißen. Was Boxer nicht wusste, war, dass Alex aus dem Schrank auch ein Gummiband genommen hatte. Das hatte er quer über den Flur gespannt, von einem Türgriff zum gegenüberliegenden, und dann mit dem Medizinball straff bis ganz nach hinten gespannt. Auf diese Weise lag der Ball wie ein Geschoss in einem übergroßen Katapult, und als Alex ihn losließ, schoss er durch den Flur wie eine riesige Kanonenkugel.
    Boxer nahm die enorme Masse, die da aus dem Dunkel auf ihn zuraste, erst wahr, als sie ihm vor die Brust knallte und ihn nach hinten schleuderte. Die Pistole flog ihm aus der Hand. Die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst. Er landete mit den Schultern auf dem Boden, schlitterte fünf Meter weiter und krachte an die Wand. Es blieb ihm gerade noch Zeit, zu begreifen, dass dieser Junge nicht Paul Drevin war – dass das kein normaler Vierzehnjähriger sein konnte –, dann verlor er das Bewusstsein.
    Pitbull war erst in diesem Augenblick in die Physiotherapie-Abteilung gekommen. Als er den dumpfen Schlag hörte, schob er sich in Kampfhaltung und mit vorgehaltener Pistole um die Ecke. Er begriff nicht, was da los war, wusste aber, dass er jetzt nur noch reagieren konnte. Diese angeblich kinderleichte Entführung war entsetzlich schiefgegangen. Vor ihmlag jemand auf dem Boden, den Hals verrenkt, das Gesicht kreidebleich. Daneben ein großer Medizinball.
    Pitbull blinzelte ungläubig. Am Ende des Flurs sah er eine Tür zufallen. Mehr brauchte er nicht zu wissen. Er rannte los.
    Zwanzig Schritte vor ihm lief Alex die Treppe hinunter. Etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Die Treppe brachte ihn wieder ins
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