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Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Titel: Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
Autoren: Jonathan Kellerman
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sich in speziellen Beuteln, das verlangsamt die Sublimation ein bisschen. Das heißt, dass das Zeug zu Gas wird. Sogar mit Beuteln und in einer Kühlbox verliert man zehn Prozent am Tag.«
    »Hatte dieser Typ eine Kühlbox?«
    »Ich hab keine gesehn, er hat bloß die Beutel mitgenommen.«
    »Wie war sein Gebaren?«
    »Sein was?«
    »Sein Verhalten. War er nervös, freundlich?«
    »Ich würde sagen, irgendwie durcheinander. Und er hatte es eilig.«
    »Inwiefern durcheinander?«
    »Hatte keinen Schimmer, was er da kauft«, sagte der Junge. »Hat die Nuggets genommen, dabei nehmen die meisten Leute Blöcke, wir schneiden die sogar zurecht.«
    »Von wie vielen Beuteln reden wir?«
    »Dreimal fünf Kilo. Hat der Typ wirklich jemanden mit Trockeneis umgebracht? Irgendwie jemanden damit tiefgefroren? Oder verbrannt? Man muss damit vorsichtig umgehn. Wenn man’s anfasst, holt man sich schlimme Verbrennungen.«
    »Wie kann man sonst noch jemanden damit verletzen?«
    »Was meinen Sie?«
    »Ist es sonst noch irgendwie gefährlich, außer dass es eiskalt ist oder brennt?«
    »Na ja«, sagte der Junge, »ich bring damit Ameisen um. Wenn man irgendwelche Viecher in ’nem geschlossenen Raum hat, legt man ein Stück Trockeneis rein, und es wird so kalt, dass der Organismus nicht mehr arbeitet, und dann atmen sie die Gase ein und sterben. Kohlendioxid, das ist das Treibhausgas.«
    »Pflanzen atmen Kohlendioxid«, sagte Milo.
    »Aha? Na ja, Ameisen sind keine Pflanzen.« Er lachte. »Meine Schwester hatte Ameisen in ihrem Keller, und ich hab ein Stück von ’nem Trockeneisblock reingelegt, alles mit Klebeband abgedichtet, und zwei Tage später waren überall Millionen von toten Ameisen. Man musste sie aufsaugen, das war krass. Und was hat der Typ gemacht?«
    »Wir sind uns nicht sicher. Haben Sie die Scheine noch, mit denen er bezahlt hat?«
    »Nee. Der Panzerwagen war gestern da und hat alles aus der Kasse und dem Safe mitgenommen.«
    »Können Sie den Mann ein bisschen genauer beschreiben?«
    »Mexikaner, wie schon gesagt. Um die dreißig, vielleicht vierzig. Kleiner Kerl.«
    »Gesichtsbehaarung?«
    »Meinen Sie so was wie ’nen Bart? Nee, glatt.«
    »Weshalb glauben Sie, dass er einer der Tagelöhner war?«
    »Er hat so ’ne weiße Malerhose angehabt.« Er nickte, als sei er stolz auf seine Erkenntnis. Die Augenbrauenringe klimperten.
    »Können Sie sich an sein Hemd erinnern?«
    »Ähm, mal sehn … ein T-Shirt, zu groß für ihn … ähm, ach ja, weiß, von ’nem College, UC soundso … war ’n schräg aussehendes Tier drauf, wie ’ne große Ratte mit ’ner langen Zunge.«
    »War das T-Shirt zu groß?«, sagte Milo. »Wie es Gangmitglieder tragen?«
    »Nein, der war in keiner Gang. Hatte keine Tattoos, war auch nicht unverschämt oder so, bloß ein unsicherer kleiner Kerl in ’ner Malerhose. Ich hab gedacht, er will das Trockeneis für ’nen Job. Ameisen umbringen oder so was Ähnliches.«
    »Er trägt ein Collegeshirt, ist aber kein Collegetyp.«
    Der Junge lachte. »Wenn der Typ auf ’nen Gelegenheitsjob wartet, hat er wahrscheinlich nicht mal ’nen Schulabschluss.«
     
    »Das Maskottchen der UC Irvine ist ein Ameisenbär«, sagte ich, als wir gingen.
    »Ich dachte schon, Stinktiere bekämen endlich den Respekt, den sie verdienen.«
    Wir liefen die zwei Blocks zu dem Farbenladen. Jede Menge mit Brettern vernagelte Geschäfte säumten unseren Weg. Fünf Tagelöhner, die gelangweilt und niedergeschlagen wirkten, hingen an der Bordsteinkante rum. In miesen Zeiten schlägt Abhängigkeit in pures Elend um.
    Alle fünf Männer trugen weite Malerhosen, zwei hatten weiße T-Shirts an. Auf einem prangte ein Disneyland-Logo, das andere war voller Farbflecken, aber unbedruckt. Der erste Mann, der uns bemerkte, wollte sich direkt aus dem Staub machen. »Stehen bleiben«, brüllte Milo.
    Als das nicht funktionierte: »Policia, no La Migra. «
    Er redete mit jedem Arbeiter, sprach LAPD-Spanisch, ging relativ sanft und abgeklärt vor. Niemand gab zu, Trockeneis gekauft zu haben. Die meisten Männer behaupteten, sie wüssten gar nicht, was das sei.
    Die Augen des einen Typen waren ständig in Bewegung, deshalb bat Milo ihn zuerst um seinen Ausweis. Er war an die fünfzig, groß, hatte schütteres Haar und einen herabhängenden Schnurrbart. Mit zitternden Händen reichte er ihm einen kalifornischen Führerschein. Als Milo weitere Papiere verlangte, erntete er nur ein Achselzucken. Er gab dem Mann seine Visitenkarte und sagte:
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