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Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Titel: Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
Autoren: Jonathan Kellerman
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ich wie üblich den ungeselligen Penner gegeben habe und im hinteren Teil des Campus spazieren ging  – ganz hinten ist so eine Art dicht bewaldeter Bereich, wo niemand hingeht, weshalb ich genau das tue, wenn ich Ruhe und Frieden brauche, damit ich lesen kann, was ich will und mich von allem … Jedenfalls war ich dahinten. Genau genommen habe ich im Buch Hiob gelesen, und zum ersten Mal habe ich jemand anderen gehört. Es war Tristram, der Gras geraucht hat. Dann stieß Quinn zu ihm und hat sich auch einen angezündet. Ich habe mir gesagt: Klasse, da geht mein letzter Zufluchtsort dahin . Ich habe überlegt abzuhauen, wollte aber nicht, dass sie mich sehen  – ich wollte nichts mit denen zu tun haben. Also bin ich dageblieben, hinter einem dichten Gebüsch. Sie hatten keine Ahnung, dass ich da bin. Ich habe mich nicht im Geringsten dafür interessiert, was sie zu sagen hatten, aber sie waren ganz in der Nähe und haben so laut gesprochen, dass ich es verstehen konnte. Dann sind ein paar Leute aus ihrer Clique dazu gekommen, und alle haben darüber geredet.«
    »Über Ms. Freeman.«
    »Ja. Niemand war traurig deswegen. Was in erster Linie daran liegt, dass sie unfassbar oberflächlich sind. Aber bei Tristram und Quinn war auch Wut dabei. ›Das Miststück ist tot‹ und dergleichen mehr. Dann ist Tristram über Marty hergezogen, hat ihm die Schuld daran gegeben und gesagt, er wolle der Polizei telefonisch einen anonymen Hinweis geben und Martys Namen nennen. Alle hielten das für eine großartige Idee. Dann hat jeder seinen Joint angezündet, die Luft stank nach Gras, und ich wollte nur noch weg, aber ich habe gewartet, bis alle fort waren. Danach habe ich mein Handy rausgeholt und Garret gesimst, und der hat seinen Großvater und die Mendozas angerufen. Sie kamen zu dem Schluss, dass Marty in Sicherheit gebracht werden musste, bis klar wäre, ob diese Drohungen ernst gemeint waren. Ms. Mendoza hat einen Koffer gepackt und Marty zu Garret gefahren.«
    »Sie haben Garret zuerst gesimst, weil Sie mit ihm befreundet sind.«
    »Ich hab es Ihnen doch schon gesagt: Diese ganze Vorstellung von Freundschaft ist mir fremd. Ich kannte ihn vom Surfen. Er surft an der Bezirksgrenze, und ich auch, weil die Wellen dort ungewöhnlich gut sind und ich von hier aus einfach über den Cañon hinfahren kann.« Er lächelte zum zweiten Mal. »Ich gehe jede Wette ein, dass Sie mich nicht für einen Surfer gehalten haben. Im Baseball bin ich eine Niete und für Basketball zu dämlich, aber ich kann mich ziemlich gut auf einem Brett halten.«
    »Sie überraschen mich immer wieder, Charlie.«
    »Wollen Sie das in Ihrem Empfehlungsschreiben erwähnen?«
    »Soll ich diesen Brief denn wirklich schreiben?«
    »Meiner Ansicht nach ist es nicht nötig. Der ganze Vorgang ist doch völlig absurd, ganz zu schweigen davon, dass er korrupt und verkommen ist. Man sieht doch, wohin das geführt hat.«
    »Böse Menschen können alles verderben.«
    »Das ganze System ist verdorben«, sagte er. »Die Wohlhabenden kriegen immer mehr, die Habenichtse werden abgezockt. Glauben Sie bloß nicht, ich wäre Sozialist, Anarchist oder so was Ähnliches. Diese Systeme werden zwangsläufig ebenfalls in Korruption versinken. Ich bemühe mich bloß darum, die Dinge so zu sehen, wie sie sind.«
    Wir liefen ein Stück weiter.
    »Wodurch kamen Sie zu dem Schluss, dass Tristram und Quinn die Schuldigen sein könnten?«
    »Durch meine Langzeitanalyse ihrer Persönlichkeiten und die Wut  – die regelrechte Rage  –, die in ihrem Tonfall mitschwang, als sie über Ms. Freeman sprachen. Das Ganze ergab einfach Sinn, wenn man über den Prüfungsbetrug Bescheid wusste.«
    »Wussten an der Windsor alle Bescheid?«
    »Ich kann nicht für alle sprechen, aber jeder, der halbwegs Köpfchen hatte, musste es wissen. Tristram bekommt tausendfünfhundertachtzig Punkte? Quinn schafft tausendfünfhundertzwanzig? Das ist in etwa so wahrscheinlich, wie wenn ich mit einem Supermodel ausgehe?«
    »Sie hatten sie also im Verdacht, wollten sich aber nicht an Ihren Vater wenden.«
    »Er wäre der Letzte, an den ich mich wenden würde. Ihm geht es doch lediglich darum, wie sich die ganze Sache auf meine Bewerbung auswirkt.«
    »Stattdessen haben Sie uns angerufen und diese anonymen Hinweise gegeben.«
    Schweigen. »Das war feige, nicht wahr?«
    »Der erste war ein bisschen abstrakt, Charlie. Drei Daten.«
    »Man könnte auch sagen, dass er vollkommen nutzlos war«, sagte er. »Niemand
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