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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache
Autoren: Cayla Kluver
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diese Vereinigung ist doch eine der kirchlichen Anforderungen an eine gültige Ehe. Ich werde mich um die Annullierung kümmern, sobald wieder ein Priester in der Stadt ist.«
    Eine Flut von Gefühlen brandete in mir auf, während ich sein ebenmäßiges Gesicht betrachtete – Erstaunen, Erleichterung, Freude, Bedauern – und vor allem Dankbarkeit. Er hätte das nicht tun müssen. Hätte nie zugeben müssen, dass unsere Ehe nicht vollzogen worden war. Er hätte mich auch immer noch einfach nehmen können, wenn er gewollt hätte. Doch stattdessen ließ er mich gehen. Bevor ich noch ein Wort sagen, ihm danken, alles Gute wünschen konnte, war er auf den Flur getreten und hatte die Tür leise hinter sich geschlossen.

31. DER STAUB LEGT SICH
    Die Menschen mussten zurückgeholt werden. Gleich am nächsten Morgen brachen Cannan und Steldor, der Gardehauptmann und der Mann, den das Volk noch für seinen rechtmäßigen König hielt, zu dieser Unternehmung auf. Niemand hatte etwas dagegen einzuwenden, denn die beiden waren mit Sicherheit die Einzigen, die unsere Untertanen davon überzeugen konnten, dass es sicher wäre, zurückzukehren. Und nachdem Halias nun wieder im Palast war, vertraute Cannan London seiner Obhut an.
    In der Zwischenzeit begannen cokyrische Soldaten unter dem Kommando der Hohepriesterin als ersten Schritt in Richtung Wiederaufbau, den Schutt aus der Stadt zu schaffen. Es war inzwischen Mitte März, und so, wie die Frühlingssonne nach dem strengen Winter die Natur wiedererweckte, keimte auch ein wenig Hoffnung in jedem von uns, nachdem die Verzweiflung so lange unsere Herzen und Köpfe dominiert hatte.
    Im Palast hatten die Aufräumungsarbeiten begonnen, und der Charakter unseres einst so schönen Zuhauses kehrte langsam zurück. Mein Vater, der mich inzwischen viel ehrerbietiger behandelte, wollte sich einbringen, und so bot ich der Hohepriesterin seine Mitwirkung an. Bald ließ sie ihn an der Seite einer der Frauen mitarbeiten, die sie mit dem Wiederaufbau betraut hatte. Wenn ich sah, wie der ergraute, so konservative frühere König Hytanicas sich mit einer jungen cokyrischen Offizierin beriet, stärkte das meinen Glauben daran, dass auch scheinbar Unmögliches erreichbar war.
    Temerson war ebenfalls überaus hilfsbereit, während er die Rückkehr seiner Familie erwartete. Er hatte zwar seinen Vater unter der Hand des Overlord sterben sehen, doch es gab berechtigte Hoffnung, dass seine Mutter, Lady Tanda, sein Bruder und seine Schwestern überlebt hatten. Mein Vater nahm seine Unterstützung gerne an, und so war er bald ebenfalls in die Restaurierung des Schlosses involviert. Selbstverständlich verbrachte der junge Mann auch weiterhin viele Stunden an Mirannas Seite, die sich in der Obhut unserer Mutter langsam erholte. Es schien die beiden Frauen auf besondere Weise zu verbinden, dass sie gleichermaßen dem Overlord ausgeliefert gewesen waren. Ich bezweifelte, je zu erfahren, was sie durchgemacht hatten, aber ich war froh, dass sie einander helfen konnten, mit den Erinnerungen daran und den anderen Nachwirkungen fertigzuwerden.
    Schließlich kehrte ich auch in die Gemächer zurück, die ich einst – wie mir schien in einem anderen Leben – mit Steldor geteilt hatte. Die Cokyrier hatten auch hier, wie in den meisten anderen entscheidenden Bereichen des Palastes, ihre Spuren hinterlassen. Inzwischen waren die Zimmer jedoch bereits wieder hergerichtet worden. Es war ein seltsames Gefühl, erneut in die Räumlichkeiten einzuziehen, die Generationen lang von hytanischen Königen und Königinnen genutzt worden waren, und gleichzeitig zu wissen, dass diese Monarchie nicht mehr existierte. Wie auch im Thronsaal schienen die Mauern von Erinnerungen widerzuhallen, und die Atmosphäre war von Trauer erfüllt.
    Die Rückkehr in diese Gemächer wäre mir sicher schwerer gefallen, wenn nicht etwas Unerwartetes passiert wäre. Zu meiner allergrößten Überraschung leistete mir schon an meinem ersten Abend eine ziemlich magere, grauschwarz gefleckte Katze mit weißem Bauch und weißen Pfoten Gesellschaft. Sie blieb zwar auf Distanz, beobachtete mich jedoch aus der Ferne sehr aufmerksam. Ihre Färbung und die neugierigen grauen Augen überzeugten mich davon, dass es Kätzchen sein musste. Angesichts der vielen Toten und der massiven Zerstörung war das Überleben einer Katze vielleicht nicht sehr bemerkenswert, aber für mich fühlte es sich an wie ein unvermutetes Geschenk, das mir half, Vergangenheit und
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