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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit
Autoren: K Pflieger
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Sofort färbte sich die Lösung tiefschwarz. Mit einem Satz sprang Freyberg zurück. Icherios blinzelte. Hatte er das richtig gesehen? War der alte Mann regelrecht durch den Raum geflogen? Benommen schüttelte er den Kopf.
    »Gute Nachricht, Jungchen! Deinem Blut fehlt die spezielle Anziehungskraft, die den Auftrag zu gefährlich für dich gestalten würde.«
    »Anziehungskraft?«
    »Jetzo, mach dir keine Gedanken. Du wirst es verstehen, wenn die Zeit gekommen ist. Lass uns nach deiner Order schauen.« Freyberg wandte sich einem dicken Stapel Papieren zu, die durch die Feuchtigkeit wie weiche Lappen nach unten hingen.
    Fasziniert beobachtete Icherios, wie der alte Mann mühelos mit einer Hand einen Packen hochnahm, den er selbst mit beiden Armen nur mühsam hätte tragen können.
    »Wo ist nur dieses dumme Ding?« Dann stieß Freyberg ein triumphierendes »Da haben wir es!« aus. Er hielt das Pergament gegen das Licht. »Meine Augen sind nicht mehr die besten«, grummelte er entschuldigend. »Jetzo! Dein Auftrag führt dich nach Dornfelde, einem Ort im nördlichen Schwarzwald. Fürst Calan von Sohon hat um unsere Hilfe bei der Aufklärung zweier bestialischer Morde gebeten.« Freyberg zögerte kurz. »Die besonderen Umstände der Taten, die Lage dieser Ortschaft und die Eigenschaften der Opfer machen ein Eingreifen der Kanzlei unumgänglich. Der Ordo Occulto, ein geheimer Orden der Rosenkreuzer, dem die Kanzlei angehör, und der über Außenstellen in allen wichtigen Städte verfügt, misst diesem Fall höchste Wichtigkeit zu.«
    Icherios traute sich nicht, genauer nach den genannten Eigenarten zu fragen. Dieser Tag brachte bereits mehr zu verarbeiten mit sich, als er glaubte, bewältigen zu können. Verwundert bemerkte er die Abwesenheit seines sonst so unbändigen Wissensdurstes.
    Der alte Mann räusperte sich vernehmlich. »Hör mir gut zu. Ich kenne Jungs wie dich. Aufgeklärt und nüchtern und doch den Kopf im Dreck. Ich gebe dir einige Ratschläge, die du beachten solltest, wenn dir dein Leben lieb ist. Gründe werde ich keine nennen, da du meinen Rat andernfalls in den Wind schlagen würdest. Nimm dir einfach zu Herzen, was ich nun sage.« Freyberg musterte Icherios prüfend. »Trage niemals ein Kreuz, egal in welcher Form, solange du dich im Bannkreis Dornfeldes befindest. Gehe niemals allein hinaus in die Nacht. Führe keine Bibel mit dir. Vermeide alle offenen Wunden und sei es nur ein Kratzer von der morgendlichen Rasur. Am besten lässt du das mit dem Rasieren ganz.«
    Icherios verzog verächtlich das Gesicht. »Keine Kreuze? Alter Mann, ich bin doch nicht abergläubig!«
    »Glaub, was du willst, Jungchen«, schnappte Freyberg zurück. »Aber wenn du nicht abergläubig bist, kann es dir ja egal sein, ob du ein Kreuz trägst oder nicht.«
    Widerstrebend nickte Icherios. Alle Arten von Glaube und Aberglaube erschienen ihm äußerst suspekt. Sein Kreuz trug er nur als Andenken an seine Mutter. Fakten waren die einzige Wahrheit, nach der er sein Leben ausrichtete. Bei dem Gedanken an die Reise beschlich ihn ein mulmiges Gefühl. Er war noch nie weiter als eine Wegstunde von Karlsruhe entfernt gewesen. Raban von Helmstatt, sein Mentor, hatte immer daran gelegen, dass sich das änderte. Offensichtlich war er der Ansicht, lange genug gewartet zu haben, und ihn nun einfach ins kalte Wasser werfen zu können. Die Entscheidung, ob er dafür dankbar oder wütend darüber sein sollte, schob er bis zu seiner Rückkehr auf. Freyberg war mittlerweile zu einem der Bücherregale gegangen und sprang behände die Leiter hinauf. Der junge Gelehrte starrte ihn schaudernd an. Wenige Augenblicke später spürte er schon wieder Freybergs lederne Pranken auf seiner Schulter. »Dieses Buch gehört dir.« Er drückte Icherios einen ledergebundenen Folianten in die Hand. Auf dem rostroten Einband prangte ein Leitsatz. Die höchste Tugend ist die Freiheit von Emotionen . Icherios’ Augen leuchteten auf.
    »Ich dachte mir, dass dir dieser Spruch gefällt«, bemerkte Freyberg.
    Auf der Innenseite des Buches befand sich eine farbige Darstellung der Tabula Smaragdina, dem einzigen erhaltenen Text aus dem Geheimbuch der Schöpfung und somit Grundlage der modernen Alchemie. Die restlichen Seiten glänzten schneeweiß.
    »Nutze es, um deine Untersuchungen zu dokumentieren und fertige eine Aufstellung über deine Reisekosten an. Ich erwarte von dir, dass du es nach Erledigung deines Auftrages zusammen mit einem Bericht bei mir
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