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Albspargel

Albspargel

Titel: Albspargel
Autoren: Günther Bentele
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rasche Abreise nach der Beerdigung seines Vaters gewundert.
    Rückkehr nach Tigerfeld, der Mietwagen hält vor dem Haus. Hohwachter, Steinhilber und wir beobachten alles von unserem unauffällig geparkten Fahrzeug aus. Vier Streifenbeamte sind zur Sicherheit in die umliegenden Höfe verteilt. Karl Pocherd tritt aus dem Haus, im grünen Trachtenanzug wie sein Vater, zögernd, weil er seine Mutter nicht angetroffen hat, lädt das Gepäck in den Mietwagen und will noch einmal nach hinten in den Garten, um sie zu suchen, als die beiden Hauptkommissare auf ihn zutreten.
    Festnahme, Belehrung, der Mietwagen bleibt einsam auf der Straße zurück. Debbie in den USA würde ihren Verlobten nie wiedersehen.
    Mein Rivale Karl war der Mörder meiner Amelie.
    Er war früher aus Münsingen zurückgekehrt, als er angegeben hatte und der Freund und seine Mutter bezeugten. Der Freund in Münsingen konnte sich leicht in der Zeit irren. Die Mutter über seine Rückkehr nicht.
    Wahrscheinlich hatte Karl behauptet, ich würde draußen im neuen Eiskeller warten, aufgehalten durch irgendeine an den Haaren herbeigezogene Tätigkeit, und wir würden uns alle drei in der Hütte endlich einmal gründlich miteinander aussprechen. Amelie war ihm gefolgt, harmlos in ihrem süßen Leichtsinn, an den Egles vorbei, den letzten Menschen, die sie außer ihrem Mörder noch lebend gesehen hatten. Nach der Vergewaltigung und dem Mord hatte er das Mädchen auf den nicht weit entfernten Acker meines Onkels Fideler gebracht, ein plumper Versuch, den Verdacht auf mich zu lenken. Im Ort war das gelungen, weil man mich da ohnehin für schuldig hielt. Dass die Schuhe am Tatort zurückgeblieben waren, hatte Karl nicht bemerkt.
    Weshalb das Verbrechen?
    Als Karl von Amelie wegen eines Greises, wie er mich als Neunzehnjähriger empfand, zurückgewiesen wurde, war das für ihn angesichts der Weibergeschichten seines Vaters bestimmt eine fürchterliche Demütigung. Sein Vater laut, erfolgreich, rücksichtslos, dabei großzügig, überall beliebt und der Mittelpunkt auch in den Beziehungen zu Frauen – er selbst im Schatten, immer gemessen am Vater.
    Vielleicht wollte er einfach eine Chance haben, vielleicht war alles ganz harmlos ausgedacht: Mit Amelie allein im neuen Eiskeller –
    Aber vielleicht hatte Amelie ihn ausgelacht, sie hatte oft gelacht über ihre Verehrer. Daher die Vergewaltigung wohl aus Enttäuschung und auch als Rache an mir, vielleicht sogar an seinem Vater. Schließlich dann der Mord – denkbar in Panik.
    Die Mutter Karls hatte alles gewusst, andere hatten es gewusst oder geahnt. Zwei Frauen hatten geschwiegen, um dem Geliebten Unglück zu ersparen. Viele hatten eine Mauer aufgebaut; sie hatten ja einen Sündenbock – mich. Die Verwandtschaft betraf den ersten Täter und das zweite Opfer; sie hätte nicht enger sein können.
    Und das Windrad, dessen Fakten ich bereit gewesen war zu verraten? Das war nun nicht mehr meine Sache.

Übersetzung der schwäbischen Textstellen Mechthilds
    Seiten 206 – 208 :
    Muss sein, wenn es auch nicht mehr richtig gehen will mit den Knien und dem Kreuz.
    Ja, das wäre schon recht. Aber ich kann noch lange ausruhen auf dem Kirchhof dort drüben.
    Immer schaffen, die Mechthild muss immer schaffen. Und das ist immer noch besser als das Geld fortzutragen, wo man es nicht mehr bekommt, so dass es ist wie weggeworfen.
    Ich will nichts gesagt haben; sie sagen im Flecken, man soll es nicht weitersagen.
    Ha, ich habe es doch gerade gesagt, man soll es nicht sagen.
    Ja, ich kenne dich noch als einen ganz kleinen Scheunenpurzler aus dem Unterland, ein Hänfling, klein und dürr wie ein aus dem Nest gefallener Spatz.
    Aufgehängt hat er sich, der Franz Graßner, und ich habe ihn als kleines Butzele schon auf dem Arm getragen.
    Ja, warum? Wenn es einem halt zu wohl wird, und wenn einem der Teufel auch gleich einen Lumpen schickt.
    Eben nicht, eben nicht, du darfst nicht immer machen, was du willst. Du darfst dich nicht aufhängen und auch nicht zuvor den Hof verspielen in Lindau.
    Ja, im Kasino, in der Spielbank, da ist er halt immer hingefahren, der Franz. Und da haben sie das Geld vertan.
    Das kannst du dir denken, dass ich dir das verrate. Nein, nein. Auch dir nicht. Da bist du an der falschen Adresse.
    Jetzt ist es auch zu spät.
    Alles verspielt, fast alle vierzehn Tage. Seine Frau, die Marie, hat es mir gesagt. Die ist ja dann bald krank geworden vor Kummer, und der Franz hat sich schließlich aufgehängt in der
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