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Albspargel

Albspargel

Titel: Albspargel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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alte Pocherd war es. Klar. Er hat Amelie Riegeler umgebracht. Die beiden Weiber treiben es mit ihm, und da schützen sie ihn natürlich, auch wenn er gerade einen Mord begangen hat, was denn sonst!« Er lachte laut auf und reckte das Kinn. »Geklärt. Wir können den Fall zu den Akten legen. Täter verstorben, Akte geschlossen.«
    »Die Oma Egle hat es nicht mit Pocherd getrieben, sondern ihre Schwiegertochter, Steinhilber. Fritz Pocherd war es nicht, meine Herren. Das wurde schon vor zwanzig Jahren klargestellt. Aber etwas Richtiges ist dran an dem, was Sie sagen, etwas sehr Richtiges. Bloß werde ich das Ihnen, meine Herren«, Hohwachter wandte sich an uns, »nicht auf die Nase binden.«

Einige Tage später, Sonntagabend – im Ort war durch die plötzlich vermehrte Tätigkeit der Hauptkommissare wieder Unruhe entstanden, Untersuchungen, Befragungen, Entnehmen von Proben – gab mir Mazzuoli einen Umschlag mit einem Zettel darin:
Sofort hinnuter kommen in den Eiskeller Amelie Überraschung!
    Dieser Teil bestand wieder aus ausgeschnittenen und aufgeklebten Buchstaben. Darunter aber stand von Hand mit Filzschreiber kräftig die Unterschrift
Fritz Pocherd
.
    Wir hatten den Sonntag für einen Ausflug ins herbstliche Federseemoor genutzt. Auf der Heimfahrt war eine gleichmäßig graue Cumulocirrostratusbewölkung aufgekommen, dazu Nebel, nasskalt. Dann hatte mir mein Nachfolger eine Auffälligkeit in der gemessenen Statistik der Windrichtungen gezeigt, die mir auch schon aufgefallen war. Als wir auf dem Flur noch weiterredeten, kam Herr Mazzuoli und reichte uns einen Umschlag mit meinem Namen darauf und dem Zettel darin. Der musste am Nachmittag auf der Rückseite der Holzbeige angeheftet worden sein, als es schon sehr trüb war.
    Das größte Rätsel war die Unterschrift:
Fritz Pocherd
.
    Es war seine Unterschrift. Ich kannte sie. Sie war immer auffällig gewesen. Ich kramte in meinen Sachen und fand den Fetzen, den er mir in der
Krone
bei der denkwürdigen Versammlung zugesteckt hatte. Er trug ebenfalls seine Unterschrift. Mit Tinte geschrieben. Selbstbewusst, kräftig, derb, fast plump, mit einem Haken auf dem »z« und dem »d« am Schluss.
    Aber Fritz Pocherd war tot.
    Wir waren keine Kinder oder Voodoo-Anhänger: Fritz war tot und blieb tot. Dennoch ging eine ungeheure Faszination aus von dieser Unterschrift. Dazu der Name Amelie. Er war es wohl, der jeden Widerstand in mir aufhob.
    Dr. Hagenbach strahlte. Man sah ihm an, dass er es kaum mehr aushalten konnte vor Neugier.
    Das Wort
sofort
war das zweite Rätsel: Von welchem Zeitpunkt aus galt es? Hatte der Verfasser gewusst, wann wir das Blatt finden würden?
    »Wie will der Verfasser denn stundenlang auf uns warten bei dem nasskalten Wetter da draußen?«
    Sicher war doch mit dem Eiskeller die Hütte gemeint, die neben der alten Ruine errichtet worden war? Der neue Eiskeller?
    »Ich bin überzeugt, dass wir im Eiskeller niemanden antreffen. Es wird irgendeine weitere alberne Botschaft angeheftet sein. Die führt uns dann in die Kiesgrube oder zum Futterhaus meines Onkels.« Ich spürte, dass ich in Worten sicherer war als in Wirklichkeit. »Ein Dummejungenstreich. Wir sollten ihn nicht unterstützen. Abgesehen davon, dass niemand bemerkt, ob wir da sind oder nicht. Den Wisch, der da womöglich hängt, können wir auch morgen früh suchen.« Während ich redete, merkte ich immer mehr, dass die Dinge möglicherweise doch nicht so harmlos lagen. »Weshalb ein Ort so weit außerhalb des Fleckens?«, überlegte ich.
    »Und so versteckt. Dazu der Tatort im Mordfall Riegeler.« Auch Dr. Hagenbach wurde nachdenklich.
    »Und die Fundstelle der Schuhe«, ergänzte ich.
    Mein Nachfolger schwieg.
    Auf dem Zettel stand Amelie.
    »Es ist vielleicht nicht so ganz ungefährlich«, sagte ich vorsichtig.
    »Und alles in der Dunkelheit, denn bis wir draußen sind im Alten Hau, ist es Nacht wie in einem Kuhbauch.«
    »Na, was!« Hagenbach markierte den Supermann. »Soll er nur kommen. Dann wissen wir, wer er ist.«
    »Die Polizei –«
    Er unterbrach mich: »Nein, trotz allem. Lassen wir diesen blöden Steinhilber und den scheinheiligen Hohwachter außen vor. Auch wird es dann zu spät. Sofort, steht da, keine Zeit zu verlieren, und wir sind gemeint.«
    Für Dr. Hagenbach war es Abenteuer und Ehrgeiz. Für mich war es nur noch Amelie.
    Waffen besaßen wir natürlich keine.
    »Was wird sein?«, sagte Dr. Hagenbach ungeduldig. »Entweder es kommt niemand oder jemand spielt uns einen

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